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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich das herum. Schließlich kommt das in Venedig nicht alle Tage vor.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Wir werden mit ihm reden.«
    »Das wollte ich gerade vorschlagen.«
    Sicherlich gehörte es auch zu den Aufgaben des Fahrers, seinen Gästen die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erklären, denn auf der Fahrt durch den berühmten Kanal passierten wir zahlreiche historische Bauten, aber unser Mann schwieg. Er drehte nur hin und wieder den Kopf, um uns anzuschauen, ansonsten hielt er sich vornehm zurück. Wir sahen uns gezwungen, den Anfang zu machen, und ich war es schließlich, der sich erhob.
    Als ich neben dem Mann auftauchte, schrak er zusammen, weil er so überrascht worden war. »Alles okay?«
    »Si.«
    »Sie sprechen Englisch?«
    »Kaum.«
    »Ich versuche es in Ihrer Sprache. Sie ist aber nicht perfekt.«
    Er lachte und ließ seine Zähne blitzen. »Wer ist schon perfekt, Signore?«
    »Eben. Wie heißen Sie?«
    »Luigi.«
    »Wunderbar, Luigi.« Er war kleiner als ich, trug eine rotschwarz karierte Tweedjacke und eine schwarze Wollmütze auf dem Kopf. »Ich hatte das Gefühl, daß Sie sich vorhin erschreckt haben, als mein Freund das Ziel nannte.«
    »Ach ja?«
    »So kam es uns zumindest vor.« Er hob die Schultern. »Was ist denn der Grund?«
    »Nichts Besonderes, Signore.«
    »Ich dachte schon, es hängt mit unserem Ziel zusammen. Daß Sie den Palazzo nicht gern anfahren.«
    »Ich fahre dorthin, wo es meine Kunden wollen.«
    Für eine Weile stellte sich das Schweigen wie eine Mauer zwischen uns auf. Ich blickte auf das graue Wasser, das träge zwischen den Hauswänden schwappte. Es war alles andere als sauber, und in den Kanälen schwamm viel Müll. Aber wo war die Welt schon sauber? Auch in Venedig nicht. Außerdem hätte es uns schlimmer treffen können, wenn aus den dicken, tiefliegenden Bleiwolken noch der Regen geströmt wäre. Er hielt sich zurück. Dafür blies von der Lagune kommend ein ziemlich scharfer Nordostwind über die Stadt hinweg und schonte unsere Gesichter nicht. Manchmal konnte ich den Verfall riechen. Da drangen die Gerüche von Staub und altem Mauerwerk an meine Nase, vermischt mit irgendwelchen Kochdünsten und anderen Aromen.
    »Was hat dieser Palazzo denn an sich?«
    »Prego?«
    Ich wiederholte meine Frage.
    »Nichts, Signore. Sie müßten das doch wissen, denn Sie und Ihr Freund wollen dorthin.«
    »Das stimmt schon. Man hat ihn uns empfohlen. Man hat gesagt, daß er nicht bewohnt, aber zu schade ist, um leer zustehen.«
    »Das ist wahr.«
    »Da sich in Venedig anscheinend kein Käufer gefunden hat, versuchte man es im Ausland.«
    »Sie wollen ihn kaufen?«
    Ich lachte. »Sehe ich so aus? Wir sollen ihn uns anschauen. Wir kennen jemanden, der ihn kaufen möchte. Dieser Mensch will zuvor unser Urteil abwarten. Er hat uns geschickt, um alles zu erkunden. Wirklich alles, Signore. Deshalb haben wir ja auch Sie gefragt. Und uns ist aufgefallen, daß Sie sich erschreckt haben, als wir den Namen erwähnten…«
    Er schwieg. Ich hatte damit gerechnet, daß er auf diesen Köder anbeißen würde, aber er hielt sich zurück. Aus diesem Grunde stellte ich ihm die direkte Frage. »Warum haben Sie sich erschreckt?«
    Luigi hob die Schultern.
    »Geirrt haben wir uns nicht.«
    »Das mag sein…«
    »Aber?«
    »Der Palazzo steht leer. Man mag ihn nicht. Deshalb hat man auch keinen Käufer hier in der Stadt gefunden.«
    Ich nickte vor mich hin.
    »Einen Grund wird das natürlich auch gehabt haben, denke ich.«
    »Möglich…«
    »Sie können ihn mir ruhig nennen.«
    Luigi wand sich. Er schaute überall hin, nur nicht zu mir. Als hätte er ein schlechtes Gewissen.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, Luigi, wir sind beide hart im Nehmen.«
    »Da… da… hat ein Kollege von mir einen Toten aus dem Kanal gefischt«, sagte er schließlich. Ich hatte schon sehr genau hinhören müssen, um ihn überhaupt zu verstehen.
    »Oh…«
    Luigi nickte und fügte noch hinzu: »Der Mann hatte kein Gesicht mehr.«
    »Kein Gesicht?«
    »So ist es. Er hatte kein Gesicht mehr. Sie möchten doch auch Ihre Gesichter behalten, Sie und Ihr Freund.«
    »Und ob. Auch wenn wir keine Schönheiten sind. Ohne Gesichter umherzulaufen, ist wirklich nicht das Wahre.«
    Luigi konnte über den Scherz nicht einmal lächeln. »Der Kollege hat das gleiche getan wie ich. Er hat diesen Engländer zu dem Palazzo gefahren, dort abgesetzt und ihn später im Wasser treibend ohne Gesicht gefunden. So ist es gewesen.«
    Ich staunte erst einmal,

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