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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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behalten. Der Schlaf war tatsächlich erquickend gewesen, und die Erinnerung an das Schreckliche war etwas verblaßt.
    Sie kehrte zurück, als er sich mit seinen Kollegen am Sammelplatz traf.
    Da prasselten die Fragen auf ihn ein, er mußte berichten, aber er empfand es als nicht mehr so schlimm. Zudem lief der Betrieb allmählich an. Da nicht alle Boote unterwegs waren, die auch im Sommer fuhren, brauchten sie sich um Arbeit keine Sorgen zu machen.
    Das galt auch für Dino Zingara. Der Morgen ging vorbei, ohne daß er großartig Zeit hatte, über gewisse Dinge nachzudenken. Er war nur froh, daß es nicht regnete. Zudem hatten die Japaner Venedig entdeckt. Sie besetzten sein Boot, ließen sich kreuz und quer durch die Kanäle fahren, und Dino hörte nur immer wieder das Klicken der Auslöser an ihren Fotoapparaten.
    Sie knipsten wie die Weltmeister. Ihre Sprache klang für einen Europäer einfach sehr fremd, und Dino hatte manchmal den Eindruck, von zwitschernden Vögeln umgeben zu sein.
    Einer der Gäste sprach ein paar Brocken Italienisch. Gerade soviel, um Dino hin und wieder an einem besonders schönen Punkt zum Anhalten zu bewegen. Gegen vierzehn Uhr endlich hatte die Gruppe alles gesehen. Man verabschiedete sich freundlich voneinander, das Trinkgeld konnte sich auch sehen lassen, und Dino dachte daran, eine Pause einzulegen. Etwas essen und trinken.
    Er fuhr dazu in einen kleinen Stichkanal. Man kannte ihn hier. Er begrüßte ein paar Kinder, winkte auch Erwachsenen zu und trank den Kaffee, der tatsächlich seine Wärme noch nicht verloren hatte.
    Seine Frau hatte ihm noch etwas von dem Kuchen eingepackt, den sie selbst gebacken hatte. Er war mit Rosinen und Pistazienkernen gefüllt, schmeckte hervorragend und brachte ihm Weihnachten so ein paar Bissen näher.
    Dino stand günstig. Er konnte direkt auf den Canale Grande schauen, ohne selbst groß gesehen zu werden. Aber er sah den Palazzo, zu dem er den Mann aus England gebracht hatte, und plötzlich wollte ihm der Kuchen nicht mehr schmecken. Auch der Kaffee kam ihm bitter vor. Es mußte an der Erinnerung liegen.
    Erst der Palazzo, dann die Leiche.
    Ein Toter ohne Gesicht!
    Für einen Moment hielt Dino den Atem an. Wieder stieg die Erinnerung in ihm hoch, diesmal allerdings drängte er sie zurück. Auch das Schreien der Möwen riß ihn aus seinen Gedanken. Er runzelte die Stirn, denn das Schreien hatte ziemlich aggressiv geklungen.
    Er sah den Tieren zu, die über dem Wasser schwebten. Dort drehten sie dann ihre Kreise, waren aber standorttreu, als wollten sie einen Beobachter auf etwas Bestimmtes aufmerksam machen.
    Zingara sah das Licht!
    Für einen Moment war er irritiert. Vielleicht deshalb, weil es hinter den Fenstern des Palazzo Ferrini aufgeflackert war. Das hatte er noch nie gesehen. Sollte der Palazzo plötzlich bewohnt sein?
    Nein, kein normales Licht!
    Unruhig war es. Es flackerte.
    »Feuer!« Er hatte das Wort ausgestoßen und war zugleich totenblaß geworden.
    Plötzlich richtete er sich auf, um besser sehen zu können. Seine Augen glichen Kugeln. Er nahm zwar wahr, daß er Zeuge des Brands wurde, aber er richtete sich nicht danach. Er schrie nicht nach der Polizei, er warnte auch keine anderen Menschen, er stand da in starrer Faszination.
    Plötzlich zerbarst eine Scheibe. Das Glas sah er nicht fliegen, aber wenig später leckten die Flammenzungen durch das Fenster. Ein Boot fuhr auf die Anlegestelle dicht am Palazzo zu. Dann wurde die breite Tür aufgestoßen. Zwei Männer taumelten ins Freie. Sie schauten sich kurz um und wurden von der Person im Boot in Sicherheit geholt. Sie stiegen ein und fuhren weg.
    Der Palazzo aber brannte. Er loderte in seinem Innern. Die Flammen waren wie böse Tiere, die sich blitzartig vermehrten. Sie erhielten immer wieder neue Nahrung, huschten auch hoch in die erste Etage, wo sehr bald die Fenster barsten. Dino hörte das Heulen der Sirenen gedämpft wie durch Ohrenschützer.
    Löschboote waren unterwegs. Andere Boote schufen auf der Wasserfläche einen freien Raum, bildeten einen großen Halbkreis. Ihre Fahrer warteten, sie schauten gebannt zu, was dort vorn ablief, und sie erlebten auch, wie die ersten Wasserfontänen in die Flammen zischten.
    Dino sagte nichts. Er hätte Hunderte von Worten auf der Zunge gehabt, aber er sprach sie nicht aus. Sie blieben erstickt in seiner Kehle zurück.
    Er war völlig von der Rolle. Nicht wegen des Feuers, das bald gelöscht werden würde, er dachte an die beiden Männer, die

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