Blutspur in East End
Jackentasche.
„Verflixt, der hat eine Knarre!“, stieß Brent hervor. „Ich bin wirklich froh, dass dir nichts passiert ist. Ab sofort gehen wir auf Nummer sicher, okay? Bitte!“
Carol fand es süß, wie er sich um sie sorgte. Und sie hatte selbst auch überhaupt keine Lust, sich eine Kugel einzufangen. Stattdessen wollte sie lieber verstehen, was hier eigentlich lief. Sie hatte nämlich immer noch keinen Durchblick. Eric Ulmer öffnete die Heckklappen des Vans, während Jeanie Wilde die Hintertür vom Spizo’s aufschloss. Dann begannen die beiden damit, die Pakete nach drinnen zu tragen.
„Willst du wissen, was ich glaube, Carol?“
„Ja“, antwortete sie.
„Ich denke, dass in diesen Plastikverpackungen gefälschte Designerklamotten sind. Du hast doch bestimmt schon von Produktpiraterie gehört?“
„Ja. Da werden Markenprodukte durch billige und minderwertige Kopien nachgeahmt, oder?“
„Genau richtig. Das Spizo’s ist eine Nobel-Boutique, deshalb werden die Preise für die Klamotten entsprechend hoch sein. Ich schätze, Jeanie Wilde hat Muster beiseitegeschafft, um davon billige Imitate herstellen zu können. Es gibt Fabriken in Fernost, die darauf spezialisiert sind. Jeanie nimmt die echten Designer-Teile aus den Regalen und vertickt sie privat, beispielsweise im Internet. Selbst wenn sie nur fünfzig Prozent des Ladenpreises nimmt, macht sie immer noch einen satten Gewinn. Und die Lücken im Sortiment werden durch die billigen Imitate gefüllt. Notfalls kann sie die Bestandslisten auch noch ein wenig fälschen, damit niemand hinter den Schwindel kommt.“
Carol gab Brent spontan einen Kuss auf die Wange. „Du bist genial! Genauso wird es ablaufen. Und Tricia ist hinter den Schwindel gekommen und hat Jeanie zur Rede gestellt. Deshalb musste sie sterben. Dieser verflixten Verbrecherin werde ich …“
„Gar nichts wirst du“, sagte Brent eindringlich. „Hast du schon vergessen, dass Eric Ulmer eine Waffe hat? Er ist gewalttätig, darauf deuten jedenfalls seine Vorstrafen hin. Da vorne ist eine Telefonzelle. Ich gehe jetzt dorthin und rufe anonym die Polizei. Die sollen sich darum kümmern.“
Brent stieg aus und eilte zu der Zelle. Carol biss sich auf die Lippen. Am liebsten wäre sie zu Jeanie gerannt und hätte sie zur Rede gestellt. Aber ihre Rachegelüste waren nicht mehr so heftig wie unmittelbar nach Tricias Tod. Sie wollte immer noch, dass der oder die Täter bestraft wurden. Aber es wäre Carol nicht mehr eingefallen, sie eigenhändig töten zu wollen. Das war nur ein verzweifelter Gedanke von ihr gewesen.
Nach einigen Minuten, die Carol wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, kehrte Brent zurück. Erwartungsvoll schaute sie ihn an.
„Sie wollen einen Streifenwagen schicken. Ich habe meinen Verdacht mit der Produktpiraterie genannt. Und ich habe auch gesagt, dass es einen Zusammenhang mit Tricia Lloyds Tod geben könnte, weil sie eine Arbeitskollegin der Verbrecherin war.“
„Super! Und deinen Namen hast du nicht genannt?“, fragte Carol.
„Nein. Falls es hart auf hart kommt, können wir uns immer noch als Zeugen melden. Aber das wird wohl nicht nötig sein. Die Polizei hat Spezialisten, die gefälschte Markenprodukte erkennen können. Jeanie Wilde wird erst einmal erklären müssen, was sie hier mitten in der Nacht zu tun hat.“
„Hauptsache, die Polizei kommt, bevor sie fertig sind.“
„Klar, die müssen doch die Ware zuerst in die Regale räumen.“
Wenige Minuten später traf ein Streifenwagen der Metropolitan Police ein. Zwei Uniformierte stiegen aus, ein Mann und eine Frau. Carol und Brent beobachteten gespannt, was nun geschah. Jeanie Wilde regte sich offenbar furchtbar auf und begann zu diskutieren. Die Beamten wollten eine Personenkontrolle machen. Eric Ulmer fischte seinen Ausweis aus der Tasche. Aber dann begann der Polizist ihn zu durchsuchen – und er entdeckte die Pistole. Eric Ulmer wollte sich auf den Officer stürzen, aber dieser verpasste ihm eine Ladung Pfefferspray und brachte ihn zu Boden. Gleich darauf legte er ihm Handschellen an.
Jeanie Wilde flippte nun erst richtig aus. Aber der weibliche Officer überwältigte sie ebenfalls. Ihr Kollege sprach in sein Funkgerät. Wenig später rückte ein zweiter Streifenwagen an, um die Gefangenen abzutransportieren. Außerdem kam ein Lieferwagen mit Polizeilackierung. Männer in weißen Overalls stiegen aus und nahmen die in Plastik verpackten Pakete mit.
„Die Jungs sind Kriminaltechniker“, erklärte
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