Blutspur in East End
Brent. „Sie werden sich die Klamotten vornehmen und nachweisen, dass es Fälschungen sind.“
„Du kennst dich ja gut aus.“
„Danke, Carol. Ich habe nicht umsonst im Praktikum lange für Jim gearbeitet. Wenn man mit einem der besten englischen Kriminalreporter zu tun hat, dann bleibt eben etwas hängen.“
Carol nickte. Obwohl sie innerlich völlig aufgedreht war, spürte sie doch, wie erschöpft sie in der Zwischenzeit war. Sie musste ihre Erlebnisse erst einmal verarbeiten.
Brent legte seine Hand auf ihren Unterarm. „Soll ich dich nach Hause fahren?“
„Ja, das wäre lieb.“
Carol nannte ihm ihre Adresse. Er wendete und machte sich auf den Weg nach Camden Town.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass es vorbei ist, Brent. Ob Jeanie meine Freundin getötet hat? Oder wurde die Drecksarbeit von Eric erledigt?“
„Selbst wenn er es getan hat, ist sie trotzdem ebenfalls dran, wenn sie ihn dazu angestiftet hat. Aber das wird die Polizei schon herausfinden.“
Brent hielt vor ihrem Haus. „Wir sind da.“
Carol konnte förmlich spüren, wie es zwischen ihnen knisterte. Sie fühlte sich zu Brent hingezogen, aber noch war in ihrem Inneren kein Platz für größere Empfindungen. Dennoch wollte sie ihn nicht zurückstoßen, denn sie war ihm nicht nur dankbar. Sie mochte ihn einfach gern. Und vielleicht begann sie sogar ganz allmählich, sich ebenfalls in ihn zu verlieben.
„Ich bin jetzt furchtbar müde und kann kaum noch klar denken“, flüsterte sie. „Sehen wir uns morgen?“
„Sehr gerne.“
Carol beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn zum Abschied flüchtig auf den Mund. Wieder musste sie an ihren Traum denken. Aber sie wollte jetzt nichts tun, was sie später bereuen würde. Also beließ sie es bei der kurzen Zärtlichkeit und stieg aus.
„Gute Nacht, Carol.“
„Gute Nacht, Brent.“
Im Haus war es dunkel. Offenbar schlief Eve bereits. Carol kam das gelegen, denn sie hatte keine Lust auf ein Gespräch. Sie gönnte sich noch eine lange heiße Dusche, bevor sie todmüde ins Bett fiel und sofort einschlummerte.
9. KAPITEL
Als Carol die Augen aufschlug, fühlte sie nichts als tiefe Zufriedenheit. Falls sie in dieser Nacht wieder geträumt hatte, dann konnte sie sich nicht erinnern. Der Schlaf war erholsam gewesen, und sie hatte am gestrigen Abend das Richtige getan. Sie erinnerte sich voller Befriedigung wieder an die Verhaftung von Jeanie Wilde und Eric Ulmer. Jetzt, wo sie Energie getankt hatte, musste sie unbedingt jemandem von ihrem Erfolg erzählen. Sie hoffte, dass Eve noch im Haus war. Carol duschte und stylte sich in Rekordzeit.
Doch als sie in die Küche kam, wurde sie enttäuscht. Von ihrer Mitbewohnerin war weit und breit nichts zu sehen. Musste Eve wieder in der Bibliothek an ihrer Arbeit feilen?
Da ertönten schlurfende Schritte hinter Carol. Es war Eve, die gähnend und im Bademantel auf sie zukam.
„Guten Morgen, Carol. So früh schon munter? Bist du aus dem Bett gefallen? Du sprühst ja förmlich vor Energie.“
„Ja, so fühle ich mich auch. Ich muss dir unbedingt berichten, was gestern geschehen ist.“
Carol war so aufgeregt, dass sie nicht stillsitzen konnte. Sie kochte Tee und Eier und röstete Toast, während sie von den gemeinsamen Recherchen mit Brent und von Jeanie Wildes und Eric Ulmers Verhaftung erzählte. Doch Eve ließ sich von ihrer Begeisterung nicht anstecken.
„Dann hast du mich also angelogen, als ich dich angerufen habe“, bemerkte sie vorwurfsvoll.
Carols Wangen brannten vor Scham. Das hatte sie in ihrer Euphorie ja völlig vergessen! Es war ihr peinlich. Aber gleichzeitig war sie auch enttäuscht, weil Eve sich nicht mit ihr freuen konnte.
„Es tut mir leid, Eve. Das war nicht gut von mir. Aber ich wollte die Sache nicht so kompliziert machen, verstehst du? Ich war mit Brent unterwegs, und ich stand die ganze Zeit unheimlich unter Stress.“
Eve lächelte traurig. „Dieser Brent hat dir ganz schön den Kopf verdreht, was?“
„Ach, ich weiß auch nicht. Er ist schon ein toller Typ. Und er hat mir echt geholfen. Die Polizei hat nun richtige Beweise gegen diese Jeanie Wilde. Wenn ich allein an die gefälschten Designer-Klamotten denke – ich weiß nicht, wie sie aus der Nummer wieder rauskommen will.“
„Und du bist dir sicher, dass sie Tricias Mörderin ist?“
„Zumindest ist sie die Anstifterin. Ich werde nachher mal zur Polizei fahren und hören, ob ich etwas in Erfahrung bringen kann. Die Inspektorin hat mir ja
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