Blutspur in East End
der sie in ihrem Vorhaben bestärkte. Leute, die ihr die Mördersuche ausreden wollten, gab es mehr als genug.
„Du willst mir also weiterhin helfen?“
„Sicher, Carol. Wir werden uns doch jetzt nicht entmutigen lassen, oder?“
„Aber Jeanie Wilde war die einzige Person, die etwas gegen Tricia hatte! Tricia kam immer gut mit allen Menschen aus. Sie hätte mir bestimmt am Telefon erzählt, wenn sie jemand bedroht oder verfolgt.“
Brent schloss die Augen, als würde er angestrengt nachdenken. „Als Tricia mich bei der Jack-the-Ripper-Führung ansprach, da fragte sie mich nicht einfach nur, ob ich mich später mit ihr treffen wollte. Sie hatte vor, in eine bestimmte Disco in Soho zu gehen. Vielleicht war sie öfter da.“
„Aber da gibt es doch bestimmt unheimlich viele Discos!“
„Allerdings. Wenn mir bloß der Namen wieder einfallen würde … Es war jedenfalls ein Laden, den ich selber nicht kannte.“
Carol durchforstete ihr Gedächtnis. Tricia ging gerne feiern. Sie hatte am Telefon unzählige In-Night-Spots genannt, in denen sie getanzt hatte. In Soho gab es in einer Straße ungefähr so viele Discos wie in ganz Shrewsbury.
Brent stand auf. „Komm, wir gehen einen Burger essen. Ich lade dich ein. Wenn ich jetzt verkrampft nachdenke, komme ich garantiert nicht darauf. Ich muss mich locker machen, dann fällt mir bestimmt wieder ein, wohin Tricia mit mir wollte“, sagte er.
Carol war zu aufgewühlt, um Lust auf einen Imbiss zu verspüren. Aber dann führte Brent sie in ein tolles Burger-Restaurant, das wie ein amerikanisches Diner aus den Fünfzigerjahren gestylt war. Es gab viel Chrom und rote Kunststoff-Sitzbänke. Die uniformierten Bedienungen bewegten sich auf Rollerskates durch den Laden, und der Mann hinter der Theke war ein Elvis-Presley-Imitator.
Der Burger war köstlich und lenkte Carol von ihrer Anspannung ab. Plötzlich sagte Brent: „ Wilfox .“
„Wie bitte?“
„Die Disco heißt Wilfox . Sie liegt in der Shaftesbury Avenue. Als Tricia sie erwähnte, dachte ich noch, das wäre doch ein ziemlich dämlicher Name für eine Disco. Aber ich bin mir jetzt hundertprozentig sicher.“
„Und du selbst bist noch nie im Wilfox gewesen?“
„Nein. Ich habe keine Ahnung, was für ein Publikum dorthin geht.“
„Begleitest du mich heute Abend ins Wilfox ?“, fragte Carol.
„Unter einer Bedingung.“
„Nämlich?“
„Ich möchte den heutigen Tag mit dir verbringen. Ich will dir London zeigen und dich noch besser kennenlernen.“
Das war Carol nur recht. Wenn sie allein in ihrem Zimmer saß, würde sie die Wände anstarren und über den Mordfall nachgrübeln. Etwas Ablenkung konnte ihr nicht schaden. Allerdings fuhr sie noch schnell nach Hause und holte ein Kleid, Pumps und ihr Schminkzeug. Eve war noch nicht aus der Bibliothek zurück, wie sie erleichtert feststellte. Carol wollte sich nicht vor den Augen ihrer Mitbewohnerin stylen und ihr erzählen, dass sie abends tanzen ging. So kurze Zeit nach Tricias Tod kam es ihr fast unanständig vor, sich zu amüsieren. Aber anlügen wollte sie Eve ebenfalls nicht schon wieder. Doch da die Mitbewohnerin nicht daheim war, musste sie weder das eine noch das andere tun.
Brent ging mit ihr durch das Shoppingparadies Oxford Street, er führte sie zum Buckingham Palast und schlenderte mit ihr am Ufer der Themse entlang. Die Zeit verging wie im Flug. Schließlich schaute Brent auf die Uhr.
„Wie wäre es, wenn wir heute Abend ins Kino gehen? Wenn die Vorstellung vorbei ist, können wir uns vor dem Wilfox anstellen. Bei diesen angesagten Soho-Discos ist Geduld gefragt. Und ich bin leider kein Promi, der durch den VIP-Eingang hineinkommt.“
„Okay, aber vorher sollten wir uns noch umziehen.“
Sie fuhren mit der U-Bahn nach Brixton, wo sich Carol in Brents winziges Bad zurückzog und stylte. Als sie im Kleid und auf High Heels heraus kam, war er zuerst sprachlos.
„Du siehst fantastisch aus“, sagte er hingerissen.
Carol lächelte geschmeichelt. Sie wollte Brent gefallen, das war ihr in diesem Moment erst so richtig bewusst geworden. Ihre Gefühle für ihn entwickelten sich langsam, aber stetig. Sie fühlte sich einfach nur wohl, wenn er bei ihr war. Es erschien ihr nicht mehr undenkbar, dass er ihr fester Freund werden würde. Doch momentan hatte sie den Kopf noch nicht frei. Solange der wahre Mörder von Tricia frei herumlief, konnte Carol kein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen.
Auch Brent verschwand nun im Bad, um sich
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