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Blutspur in East End

Blutspur in East End

Titel: Blutspur in East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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umzuziehen. Er warf sich in einen modischen dunklen Anzug und ein violettes offenes Hemd, um sich ins Londoner Nachtleben zu stürzen. Carol schob anerkennend die Unterlippe vor. Sie musste sich wirklich nicht genieren, wenn sie mit diesem Typen an ihrer Seite auf die Piste ging.
    Sie fuhren mit der U-Bahn nach Soho. Das Kino befand sich nur wenige Straßen vom Wilfox entfernt. Es gab eine romantische Komödie mit Hugh Grant, von der Carol allerdings kaum etwas mitbekam. Und das lag nicht nur daran, dass Brent die ganze Zeit ihre Hand hielt. Sie zerbrach sich den Kopf über ihre Telefonate mit Tricia. Carol war sicher, dass ihre Freundin das Wilfox niemals erwähnt hatte. Dieser alberne Name wäre Carol ganz sicher im Gedächtnis geblieben. Warum hatte Tricia ihr verheimlicht, dass sie dorthin ging? Oder war es vielleicht alles völlig harmlos? Hatte Tricia an diesem Dienstagabend zum ersten Mal das Wilfox besuchen wollen? Carol wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Sie war nur erleichtert, als der Film endlich vorbei war.
    Auf dem Weg zum Wilfox stärkten Brent und Carol sich mit einer Portion Sushi. Carol hatte die japanische Spezialität noch nie gegessen, war aber neugierig. Es schmeckte nicht so seltsam, wie sie befürchtet hatte.
    „Es ist gut, etwas im Magen zu haben“, meinte Brent. „Wir werden noch lange genug anstehen müssen.“
    Und so war es auch. Die Menschenschlange vor dem Wilfox rückte nur langsam vorwärts. Die Türsteher ließen allerdings längst nicht jeden herein. Carols Unruhe wuchs von Minute zu Minute. Was sollte sie tun, wenn ihr der Eintritt verwehrt wurde? Mit Türstehern zu diskutieren war in London gewiss ebenso sinnlos wie in Shrewsbury.
    Doch sie hatten Glück. Die Bodybuilding gestählten Männer mit den rasierten Schädeln waren der Meinung, dass Carol und Brent ihrer Disco keine Schande machen würden. Jedenfalls ließen sie das Paar hinein, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Der Elektropop aus den Boxen war ganz nach Carols Geschmack. Aber sie war ja nicht zum Tanzen hierhergekommen.
    „Ich habe ein Foto von Tricia dabei“, rief sie Brent ins Ohr. „Das können wir den Bedienungen zeigen. Vielleicht erkennt sie ja jemand.“
    Brent nickte. Sie schoben sich gemeinsam durch die feiernde Partymeute. Das Publikum war gemischter als in Carols provinzieller Heimatstadt. Und das lag nicht nur daran, dass viele Afrikaner und Asiaten unter den Gästen waren. Auch vom Alter her unterschied sich das Publikum von dem in Carols Stammdisco in Shrewsbury. Hier im Wilfox feierten auch Leute, die vierzig oder älter waren.
    Endlich hatten sich Carol und Brent zur Theke durchgekämpft. Sie bestellten sich zwei Cola mit Eis. Hier war der Sound etwas leiser als unmittelbar an der Tanzfläche. Carol fragte den Barkeeper nach Tricia und hielt ihm das Foto unter die Nase.
    „Ich kenne deine Freundin nicht, aber ich bin auch nur Aushilfe. Am besten fragst du Jordana, die kommt in einer Stunde. Sie arbeitet jeden Abend hier und hat ein unglaubliches Personengedächtnis.“
    Wieder wurde Carols Geduld auf eine harte Probe gestellt. Aber dann wurde der Aushilfs-Barkeeper durch Jordana abgelöst. Sie war eine hochgewachsene Schwarze, die Carol an Grace Jones erinnerte. Als sie bei Jordana erneut Cola bestellte, zeigte sie ihr das Bild von Tricia.
    „Ja, ich kenne sie“, sagte Jordana. „Sie heißt Tricia, nicht wahr? Ist sie in Schwierigkeiten?“
    Carols Herzschlag beschleunigte sich. Offenbar wusste die Barkeeperin noch nicht, dass Tricia tot war. Sollte sie es ihr sagen? Dann riskierte sie vielleicht, keine weiteren Auskünfte mehr zu bekommen. Deshalb beschloss sie, es für sich zu behalten.
    „Nein, es gibt keine Probleme. Ich suche sie nur, weil ich ihre Handynummer verloren habe. Ich weiß auch nicht, wo sie in London wohnt. Kennst du Leute, mit denen sie sich hier trifft?“
    „Tricia ist ein Stammgast. Sie kommt oft hierher.“
    Dieser Satz gab Carol einen Stich. Tricia hatte ihr also tatsächlich verschwiegen, dass sie hierher ging. Aber warum nur?
    Jordana bediente ein paar andere Gäste, bevor sie sich wieder Carol zuwandte.
    „Siehst du den Mann da hinten? Er heißt Ken – und ich glaube, er ist Tricias neuer Freund. Wenn Ken hier ist, dann wird Tricia bestimmt auch bald kommen. In letzter Zeit haben die beiden jedenfalls ziemlich heftig geknutscht.“
    Carol konnte nur noch nicken. Sie schaute sich diesen Ken aus der Entfernung an. Er sah nicht schlecht aus, das musste sie

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