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Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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auch von der Busstation abgeholt haben. – Haben Sie bei
ihm eigentlich alle Schlüssel gefunden?«
    Wieder blätterte Marklund.
    »Seine Schlüssel? Besaß er denn so viele?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber jemand war in der Wohnung meines
Vaters, während er bei uns auf Öland war, und hat dort eine Kommode
aufgebrochen. Wir haben das jetzt an Ostern entdeckt. Mein Vater hat gesagt,
dass Bremer einen Ersatzschlüssel für diese Wohnung gehabt hat. Ich habe den Einbruch
angezeigt.«
    »Ein Einbruch?«, fragte Marklund überrascht. »Ich werde mich mal
erkundigen, was die Kollegen da herausbekommen haben.«
    »Danke«, sagte Per.
    Marklund sah auf seine Uhr.
    »Möchten Sie noch etwas hinzufügen?«
    Per dachte nach. Ein Teil von ihm hätte gerne erzählt, dass der
Hilfeschrei der Frau in seinem Kopf widerhallte und sich mit Reginas Schreien
im Wald vermischte – aber das war hier keine Therapiesitzung.
    Doch dann fiel ihm etwas ein.
    »Eine Sache vielleicht noch ... Mein Vater und ich haben seit dem
Brand ein paar sonderbare Anrufe erhalten.«
    »Von wem?«
    »Das wissen wir nicht. Sie waren anonym.«
    »Gut, aber vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, die Nummer
herauszufinden, wir können es ja versuchen.«
    Marklund machte sich eine letzte Notiz und nickte.
    »Dann sind wir fertig, würde ich sagen. Haben Sie vielen Dank, Sie
können jetzt rausgehen und Ihren Vater holen.«
    Per erhob sich. Er musste an Nilla denken und fragte:
    »Wie lange wird es ungefähr noch dauern?«
    »Nicht lange ... Zwanzig Minuten vielleicht?«
    »In Ordnung, aber Jerry kann nicht gut sprechen, nur dass Sie
vorbereitet sind.«
    Als er das Büro verließ, warf er einen Blick auf seine Uhr und
stellte fest, dass er etwas über eine halbe Stunde verhört worden war. Jerry
war vermutlich im Sofa eingeschlafen.
    Aber als er in die Eingangshalle kam, saß sein Vater keineswegs auf
dem Sofa und schlief. Das Sofa war leer.
    Per starrte zuerst wie versteinert auf das Möbel, dann überprüfte er
die Toiletten bei der Garderobe, aber auch dort war niemand.
    Die Frau am Empfang sah Per freundlich an, als er auf sie zuging.
    »Der alte Mann?«, sagte sie. »Der ist rausgegangen.«
    »Rausgegangen?«
    »Ja, ich glaube, er hat draußen auf der Straße einen Bekannten
gesehen und ist gegangen.«
    »Wann war das?«
    »Das ist noch nicht so lange her, ich weiß nicht so genau ...
vielleicht vor einer Viertelstunde?«
    Per stürzte aus dem Polizeipräsidium.
    Er stand auf dem Bürgersteig und sah sich um, gegen das grelle
Sonnenlicht kniff er die Augen zusammen. Auf der Straße fuhren ein paar Autos
vorbei, aber weit und breit war kein Mensch zu sehen.
    Jerry war wie vom Erdboden verschluckt.
    43
    K almar
war ein einziges Labyrinth. Bisher hatte sich Per immer ganz gut
zurechtgefunden, die Stadt war nicht unübersichtlich groß. Aber jetzt erschien
sie ihm wie ein riesiger Wirrwarr aus Straßen und Bürgersteigen.
    Und Jerry war nirgendwo zu sehen.
    Per rannte bis zu den Kreuzungen links und rechts des Polizeipräsidiums
und einmal um den ganzen Block herum, aber sein Vater blieb verschwunden. Er
rief ihn auf dem Handy an, aber Jerry ging nicht ran.
    Da gab er auf und lief ins Gebäude zurück. Lars Marklund stand am
Empfang und sah auf die Uhr.
    »Gibt es Probleme?«
    »Mein Vater ist verschwunden«, stöhnte Per ganz außer Atem. »Ich
muss los, ihn mit dem Wagen suchen.«
    Er war schon fast wieder zur Tür hinaus, als Marklund ihm
hinterherrief:
    »Warten Sie! Sie können doch nicht einfach losrennen ... Wir müssen
eine Fahndung herausgeben.«
    Per kam zurück, er musste sich beruhigen.
    Marklund zückte seinen Notizblock, und zusammen erstellten sie eine
Personenbeschreibung: Aussehen, Größe, Kleidung.
    »Sehr gut.« Marklund klappte den Block zu. »Ich schicke das an
unsere Funkstreifen.«
    Per rannte aus dem Präsidium, sprang ins Auto und fuhr los. Seine
Hände umklammerten das Lenkrad wie einen Rettungsring. Krampfhaft versuchte er,
seine Gedanken zu sortieren. Wo könnte Jerry hingegangen sein? In eine Bar? Zur
Bushaltestelle?
    Das Grübeln hatte keinen Sinn, er würde aufs Geratewohl suchen müssen.
    Er bog auf die Hauptstraße und begann, Block für Block abzufahren.
Zuerst suchte er in den Straßen in unmittelbarer Nähe des Polizeipräsidiums.
Auf dem Bürgersteig sah er kleine Grüppchen von Schulkindern auf dem
Nachhauseweg und Mütter mit Kinderwagen, aber keinen Jerry.
    Er fuhr nach Norden in Richtung Autobahn, als sein Handy

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