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Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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ein bedrohlich enger Stahlkäfig.
    Per zog es vor, die drei Stockwerke zu Fuß zu gehen.
    Er passierte zwei Wohnungstüren und blieb am Fuß des letzten
Treppenabsatzes vor Jerrys Wohnung abrupt stehen.
    Jerrys Tür stand einen Spalt offen.
    Zuerst dachte Per, er hätte sich im Stockwerk geirrt, aber als er
die Treppenabsätze durchzählte, kam er zu dem Schluss, dass er vor der
richtigen Wohnungstür stand.
    Er versuchte, durch den Spalt in den Flur der Wohnung zu sehen, aber
der war dunkel. Es drangen auch keine Geräusche aus dem Appartement.
    Per stand einige Stufen unterhalb der Wohnungstür und lauschte,
konnte aber nur das Rauschen vereinzelter Autos auf der Straße hören.
    Per musste an die Eingangstür von Jerrys Filmstudio denken, auch die
hatte einen Spaltbreit offen gestanden.
    Warum war auch diese Tür offen? Das sollte sie eigentlich nicht.
Alles in Ordnung und sicher, hatte er Jerry erklärt, aber jetzt hatte er selbst
die größten Zweifel.
    Hast du Angst?
    Ja, er hatte Angst. Ein wenig.
    Per holte tief Luft, erinnerte sich an sein Judotraining und
versuchte, das Gleichgewicht in seinem Körper zu finden, von den Füßen bis in
die Schultern. Vorsichtig nahm er eine Stufe nach der anderen. Auf einmal kam
ihm der Gedanke, dass jemand in Jerrys Wohnung stand und auf ihn wartete.
Jemand, der den Atem anhielt und ihn kommen hörte, wie lautlos er sich auch
bewegte und wie leise sein Herz schlagen mochte.
    Die letzten drei Stufen nahm er mit einem Sprung, eins, zwei und
drei – dann griff er nach der Klinke und stieß die Tür auf.
    Der Gestank von abgestandenem Zigarrenrauch schlug ihm entgegen,
aber der war vermutlich Jerry zuzuschreiben.
    Per tastete im Flur nach dem Lichtschalter und drückte ihn.
    Dann sah er sich um.
    Zuerst sah alles aus wie immer. Wie immer? Er war seit drei Jahren
nicht mehr in Jerrys Wohnung gewesen, und damals hatte er sich nur eine halbe
Stunde dort aufgehalten. Aber er erinnerte sich, dass im Flur eine Menge
Kleidungsstücke hingen, Wildledermäntel und gelbe Blazer. Und darunter standen
jetzt wie damals schwarze Lackschuhe, die Jerry wahrscheinlich schon seit
vielen Jahren nicht mehr getragen hatte.
    Per tat zwei Schritte, blieb stehen und lauschte. Alles war still.
    Ein großer, persischer Teppich führte vom Flur in das angrenzende
Wohnzimmer. An der Vorderkante des Teppichs lag ein großer aufgeklappter
Reisekoffer.
    Er sah sofort, dass er leer war, aber dahinter standen noch weitere
Taschen. Marokkanische Stofftaschen, Plastiktüten und Aktenkoffer lagen überall
verstreut auf dem Boden – und sie schienen von jemandem geöffnet worden zu sein,
der sie nach etwas durchsucht hatte, denn Kleidungsstücke und Zeitungen lagen
auf einem Haufen übereinander.
    Jetzt hatte Per sogar große Angst, aber er wagte sich trotzdem noch
zwei Schritte vor.
    Kein Laut war zu hören und niemand zu sehen.
    Eigentlich hatte er erwartet, dass auch das gesamte Wohnzimmer
durchwühlt wäre. In den Ecken lagen zwar Wollmäuse und auf dem Glastisch eine
alte Apfelsinenschale, aber Jerrys Ölgemälde hingen unberührt an den Wänden.
Und die Bücher, die Per ihm im Lauf der Jahre immer wieder geschenkt hatte,
standen ordentlich im Bücherregal aufgereiht. Sein Vater hatte sich nie die
Zeit genommen, ein Buch zu lesen.
    Die antike lackierte Kommode aus Furnierholz, eine sogenannte
Hauptkopia aus den Dreißigerjahren, hingegen war nicht unberührt geblieben. Per
kannte das Möbelstück aus seiner Kindheit, es hatte drei Schubladen, die immer
verschlossen gewesen waren. Aber jetzt standen sie alle offen.
    Gewaltsam aufgebrochen. Jemand hatte einen Schraubenzieher genommen
oder ein Stemmeisen und damit die schwarzen Schlüssellöcher herausgehackt, um
so die Schubladen aufzubekommen. Die Papiere und Dokumente, die Jerry dort
aufbewahrt hatte, hatte jemand herausgerissen und auf den Boden geworfen.
    Jerrys Schlafzimmer lag hinter dem Wohnzimmer. Die Tür stand offen,
die Jalousien waren heruntergelassen, und es war pechschwarz und so still wie
in der restlichen Wohnung. Über Jerrys Wasserbett hing ein Gemälde von einer
nackten Frau mit riesigen Brüsten.
    Mit zwei Schritten war Per an der Schlafzimmertür. Er sah das
ungemachte Bett, auf dem Bettdecke und Kissen auf einem Haufen lagen. Aber es
lag niemand darin.
    Die Wohnung war menschenleer.
    Per drehte sich um und ging langsam wieder nach draußen.
    Auf der Straße fuhren Autos und Busse vorbei, in ein paar Metern
Entfernung lief ein älteres

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