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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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und stöhnte heftiger. Sie riss sich die Kleider vom Leib, klammerte sich an ihm fest, schob sich ihm entgegen. Das Holzbett knarrte, hatte selten ein größeres Vergnügen erlebt, aber es war stark und hielt die beiden aus, die sich völlig von Sinnen rhythmisch bewegten.
    Â»Jetzt komm«, kreischte sie. Sie biss ins Kissen, schüttelte sich unter ihm und lag ganz still da, als es vorbei war. »Darauf habe ich seit Tagen gewartet«, flüsterte sie.
    Â»Ich auch.«
    Eine Zeit lang schwiegen sie. Sie lauschten den Geräuschen des Gartens, dem leichten Wind in den Eichen, dem Klopfen eines Spechtes und den Amseln, die ihr Lied sangen.
    Â»Der Braten wird sicher fertig sein. Wir müssen uns beeilen«, flüsterte Nicole irgendwann. Sie schlüpfte in ihre Kleider, zog sich die Lippen nach und kämmte sich. »Nun mach’ schon, wir müssen zurück zu den anderen.«
    Doch Oskar Leitner hatte Zeit, viel Zeit. Er wusch sich an der Regentonne hinter dem Gartenhaus und zog sich in aller Seelenruhe an.
    Â»Sie macht einen ganz besonderen Braten«, sagte er. »Den habe ich mir gewünscht. Sie gibt sich große Mühe.«
    Nicole Flieger kicherte. »Du bist ganz schön raffiniert.«
    Als sie zur Terrasse zurückkehrten, saß Alexander Leitner allein vor einem Maßkrug. Er musterte seinen Vater von Kopf bis Fuß und lächelte.
    Â»Sabine ist gegangen«, sagte er.
    Â»Warum denn das?«
    Â»Ich wollte mit ihr im Garten spazieren, wollte ihr den Geräteschuppen zeigen, aber sie kam nicht mit.«
    Â»Den Geräteschuppen?«
    Â»Ja, den Geräteschuppen. Das Gartenhaus war schließlich belegt.«
    Nicole Flieger errötete. Sie fühlte sich von Alexanders Blicken durchbohrt und hatte das Gefühl, dass er genau wusste, was im Gartenhaus geschehen war.
    Â»Warum ist sie gegangen?«, fragte sie.
    Â»Ich dachte, dass wir es uns ein wenig gemütlich machen. Wollte sie mit in den Geräteschuppen nehmen, aber sie wollte nicht, fing an zu zetern und ist abgehauen.«
    Nicole Flieger konnte sich vorstellen, was er mit ›gemütlich machen‹ meinte. Er hatte sie bedrängt und sie war geflohen. »Du hättest sie nicht so drängen sollen«, sagte sie. »Im Moment ist sie sehr empfindlich.«
    Â»Mehr als empfindlich«, bestätigte Alexander Leitner. »So kenne ich sie gar nicht. Früher war sie nicht so.« Alexander hatte seine Maß fast geleert und bekam Schwierigkeiten, klar zu sprechen. »Man muss ihr Zeit lassen, viel Zeit lassen«, murmelte er.
    Im selben Augenblick trat seine Mutter auf die Terrasse. »Das Essen ist fertig. Bitte zu Tisch!« Sie sah sich suchend um. »Wo ist Sabine?«
    Â»Die ist gegangen.«
    Â»Gegangen?«
    Â»Ja, sie wollte nicht mehr«, sagte Alexander.
    Annabelle Leitner schüttelte den Kopf. »Du wirst ihr zugesetzt haben, Grobian. Von alleine läuft das Mädchen nicht weg. Du musst dich einfach in ihre Lage versetzen. Ihr Liebster ist verschwunden. Da kann sie sich nicht Hals über Kopf in deine Arme werfen.«
    Sie gingen ins Esszimmer in dem die Tafel festlich gedeckt war. Man hatte auch von diesem Zimmer Aussicht über die ganze Stadt. Die Türme des Aschaffenburger Schlosses schimmerten in der mittäglichen Sonne.
    Â»Bitte, nehmt Platz«, forderte Annabelle Leitner auf. »Oskar, würdest du bitte den Wein servieren?«
    Oskar Leitner entkorkte die Flasche, schnupperte am Korken, goss sich einen Schluck ein, schwenkte den Wein im Glas, roch daran und kostete.
    Â»Mhmm, ein vorzüglicher Tropfen.«
    Â»Ich habe eine der älteren Flaschen genommen«, erklärte Annabelle Leitner. »Sie müssen wissen, heute ist unser 30. Hochzeitstag«, wandte sie sich an Nicole Flieger.
    Diese errötete. 30. Hochzeitstag! Und er hatte es völlig ungeniert mit ihr getrieben, während seine Frau brav in der Küche stand und kochte.
    Â»Bernhard und ich sind im kommenden Jahr immerhin zehn Jahre verheiratet«, sagte sie, »ich hoffe, dass er bis dahin wieder bei uns ist.«
    Â»Das hoffen wir alle«, bemerkte Oskar Leitner, obwohl er sich genau das Gegenteil wünschte und an die heiße Liebe mit Nicole dachte.
    Â»Zur Feier des Tages habe ich ein Chateaubriand mit Speckbohnen und Macaire-Kartoffeln zubereitet«, verkündete Annabelle Leitner stolz. »Bei diesem Gericht hat er mir vor über 30 Jahren seinen

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