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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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wieder normalem, ruhigem Ton. Das Gespräch war beendet. Alfredo stand auf und ging zu ihr. Legte ihr sacht eine Hand an den Hals. Dann an die Wange. Sie hob den Kopf und sah ihn irritiert an. Dann stand sie ebenfalls auf. »Was machst du da?« Er versuchte sie an sich zu ziehen.
    »Lass mich. Das ist nicht der Abend dafür. Du hast wirklich nichts verstanden, du Trottel. Mein Bruder Rocco hatte recht, als er mich damals vor dir gewarnt hat, aber ichwollte ihm ja nicht glauben.« Fast gewaltsam entwand sie sich ihm. Er ließ die Arme sinken und ging ins Schlafzimmer.
    »Du kapierst gar nichts, Alfredo«, schrie sie und lief ihm hinterher. »Mir musst du alles sagen! Ich bin deine Frau, das darfst du nicht vergessen. Ich habe meine Brüder verloren, und du weißt, was sie uns allen bedeutet haben, nicht nur mir. Ich will dich nicht auch noch verlieren, ich will nicht so jung schon Witwe werden wie so viele andere Frauen hier im Dorf, die nach außen noch leben, aber innen drin tot sind!«
    Er blieb abrupt stehen und drehte sich um. »Du täuschst dich, Angela, du wirst nicht zur Witwe, nein, nein.« Dann schloss er die Tür hinter sich.
    Angela Fedelis letzter Gedanke vor dem Einschlafen war: Ehe ich abreise, will ich zur Madonna d’Aspromonte gehen und sie bitten, dass sie alles Übel von mir fernhält und die Mörder meiner Brüder ein böses Ende nehmen lässt.

New York
    In New York war es sechs Uhr abends.
    Lieutenant Reynolds hatte einen besonders turbulenten Tag gehabt. In seinem Bezirk war es mehrfach zu Diebstahl und Handtaschenraub gekommen. Häufiger als gewöhnlich. Obendrein war eine Großmutter mit ihrer elfjährigen Enkelin auf dem Revier erschienen, um Anzeige wegen sexueller Belästigung des Mädchens durch einen unbekannten Mann zu erstatten, möglicherweise denselben Täter, der schon seit Längerem in Manhattan sein Unwesen trieb. Nicht nur im Central Park, in den man sich nach Einbruchder Dämmerung ohnehin nicht wagen sollte, sondern auch an anderen Orten. Sowohl nachts als auch bei Tag, sodass man schon die Überlegung angestellt hatte, es könnte sich um mehr als einen Sexualstraftäter handeln. Nach Reynolds’ Ansicht jedoch war es stets ein und dieselbe Person, nicht zuletzt weil die Beschreibungen der Opfer sich vollkommen deckten, was Alter, Statur, Größe und vor allem den eiförmigen kahlen Kopf anging. Trotz all dieser Vorfälle hatte er zusätzlich die Ermittlungen im Fall der Mafiamorde weiterverfolgt: die Vernehmungen der engsten Mitarbeiter Rocco Fedelis, die Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen, insbesondere der Geschäftsbücher, die Telefonüberwachungen …
    Die Akte wurde zusehends dicker, Zentimeter um Zentimeter, doch die Untersuchung war an einem toten Punkt angelangt. Auch in den wieder aufgenommenen Ermittlungen im Mordfall Susan George war das Ergebnis gleich null. Und von der öffentlichen Meinung ging immer mehr Druck aus.
    Reynolds wollte gerade das Büro verlassen und sich grübelnd auf den Nachhauseweg machen, als er einen Anruf von Rusty Sheridan erhielt.
    »Kannst du zu mir kommen?«, fragte der Freund ohne Einleitung.
    »Wohin?«
    »Üblicher Ort. Es ist wichtig, John. Besser, du kommst noch heute Abend.« Seine Stimme verriet eine ungewohnte Nervosität.

Donnerstag, 13. November
    »Da ist er!«, sagte der Carabiniere, der das Infrarotfernglas vor seine Augen hielt.
    Der Kollege neben ihm nahm es ihm aus der Hand, um sich selbst zu überzeugen.
    Es war fast zwei Uhr nachts, als die Dunkelheit um den Gutshof von den Scheinwerfern eines Fahrzeugs durchschnitten wurde.
    »Das muss er sein«, flüsterten die beiden Beobachter. Nach stundenlangem vergeblichem Warten in der Kälte schien ihre Geduld endlich belohnt zu werden. Der Mercedes hielt vor dem Haustor, die Person auf dem Beifahrersitz stieg aus und ging in das Haus. Der Wagen wartete mit eingeschalteten Scheinwerfern.
    »Er kommt wieder raus, guck! Er hat etwas in der Hand … sieht aus wie ein kleiner Koffer«, murmelte der eine Carabiniere.
    »Jetzt ist er wieder ins Auto gestiegen«, sagte der andere.
    Das Auto fuhr los und bog in eine Nebenstraße ein, die in die Berge hinaufführte. In der Dunkelheit konnten sie nicht erkennen, wie viele Insassen sich darin befanden. Der Carabiniere, der das Fahrzeug als Erster erspäht hatte, nahm sein Mobiltelefon und rief Capitano Foti an. Der andere dagegen teilte den Kollegen in dem versteckten Geländewagen per Funkgerät die Fahrtrichtung mit. Da die

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