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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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sollen, in was für einem Ton er mit mir gesprochen hat …«
    »Wie meinst du das?«
    »Als wäre der Koffer sein Eigentum oder etwas, worüber nur er verfügen darf, verstehen Sie?«
    »Ist gut, Foti, warten wir, bis Carracci hierherkommt. Ich werde inzwischen Ferrara Bescheid geben.«
    »Signor Colonnello, wenn ich ganz offen sein darf …«
    »Sicher, nur zu!«
    »Dieser Carracci gefällt mir überhaupt nicht. Von Anfang an ist er mir komisch vorgekommen. Er hat sich benommen, als wollte er sich gegen den logischen, ja den natürlichen Fortgang der Ermittlungen stemmen. Ich hoffe nur … Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll …«
    »Mach schon, spuck’s aus!«
    »Ich hoffe nur, dass der Speicher des Telefons nicht manipuliert ist, wenn wir es in die Hände bekommen. Verstehen Sie?«
    »Ich verstehe, was du meinst, Foti, aber wir müssen Geduld haben und abwarten. Die Polizeibeamten, vor allem die in leitender Funktion, das weißt du so gut wie ich, denken nicht so wie wir. Du kennst unser Motto: Treu dem Staat! Durch die Jahrhunderte!«
    Der Capitano nickte.
    »Das ist der Grund, weshalb ich bei den Carabinieri bin, Signor Colonnello.«
    »Dann geh jetzt zu deiner Einheit zurück.« Trimarchi klopfte ihm auf die Schultern.
    Nachdenklich blickte er dem Capitano hinterher, während dieser sich entfernte.

    »Wo soll ich anfangen? Bei der vergangenen Nacht oder in New York?«, fragte Alfredo Prestipino.
    Er schien endlich etwas zuversichtlicher geworden zu sein. Auch seine Haltung hatte sich verändert, und er saß nicht mehr mit hängenden Schultern da.
    »Fangen wir in New York an«, schlug Ferrara mit Blick zu Bernardi vor, der nickte. »Berichten Sie alles von Anfang an, und immer mit der Ruhe, ja?«
    »Das ist nicht leicht für mich, Dottore, aber ich werde es versuchen. Mir bleibt schließlich nichts anderes übrig, das habe ich jetzt verstanden.«
    »Es ist ein Schritt, den Sie tun müssen. Für sich und Ihre Familie, an der Ihnen so viel liegt.«
    »Ja, mir liegt sehr viel an ihr, Dottore. Sie ist mein ganzes Leben. Vor allem meine Tochter. Sie studiert, wissen Sie, und macht bald ihr Juraexamen.«
    »Gut, dann erzählen Sie.«
    »Mein Schwager Rocco ist im Auftrag meines Cousins umgebracht worden«, begann er. Diese ohne Zögern ausgesprochenen Worte schlugen ein wie eine Bombe.
    »Wer ist Ihr Cousin?«, fragte Ferrara.
    »Er lebt in New York. Er ist ein Sohn der Schwester meines Vaters.«
    Auf Prestipinos Stirn bildeten sich neue Schweißperlen, die er mit einem Taschentuch abtupfte.
    »Und wie heißt dieser Cousin?«, hakte Trimarchi nach, da Prestipino von sich aus nichts hinzufügte.
    »Luigi.«
    »Luigi und weiter?«
    »Luigi Cannizzaro.«
    »Wie alt ist er?«
    »Ein bisschen älter als ich. Wir sind fünf Jahre auseinander.«
    »Wo ist er geboren?«
    »In New York. Seine Eltern sind bereits in den Fünfzigerjahren dorthin ausgewandert.«
    »Mit wem ist Ihre Tante verheiratet?«
    »Mit Rocco Cannizzaro.«
    »Wo wohnen sie in New York?«
    »In Brooklyn.«
    Bernardi machte sich eifrig Notizen.
    »Fahren Sie fort mit Ihrer Geschichte«, ermunterte ihn Ferrara.
    Schweigen.
    »Dann sagen Sie uns, aus welchem Grund Ihr Schwagerermordet wurde«, schaltete sich Trimarchi ein, um zu verhindern, dass die Vernehmung, auch wenn sie informell war, einfach so im Sande verlief.
    Das war eine Schlüsselfrage.
    »Er ist ermordet worden, weil er den Kodex verraten hat«, antwortete Prestipino diesmal ohne Stocken.
    »Welchen Kodex?«
    »Den Ehrenkodex der ’Ndrangheta. Den diese Herren hier, die Amerikaner, nicht kennen. Den Kodex, den auch ich gerade dabei bin zu verletzen. Wenn auch aus anderen Gründen. Ich verrate die Blutsbande, die uns einen und die die wahre Stärke der ’Ndrangheta-Familien sind.«
    Die beiden Amerikaner sahen Ferrara fragend an. Sie hörten zum ersten Mal von einem Ehrenkodex der ’Ndrangheta, von einem Verrat der Blutsbande zwischen den kalabrischen »Familien«. Was der Mann da redete, war für sie völlig unverständlich. Ferrara schüttelte unmerklich den Kopf. Dann versuchte er dem Zeugen auf die Sprünge zu helfen, indem er ihn fragte, von welchem Verrat er sprach. Es kam keine Antwort. Ferrara und Trimarchi sagten wie aus einem Mund: »Erzählen Sie es uns! Wir verstehen Sie, reden Sie frei von der Leber weg.«
    »Das ist nicht so einfach.«
    »Das wissen wir, aber da Sie nun mal angefangen haben, bringen Sie es zu Ende.«
    »Die beiden da werden mich nicht verstehen.« Er

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