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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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jemanden damit beauftragt?«
    »Wer Lara ermordet hat, hat auch Rand ermordet. In ihrem Fall würde ich auf Daney setzen. Bei Hannabee bin ich mir nicht so sicher.«
    »Sechs Leichen«, sagte er. »Und es gibt etwas, das ich noch nicht erwähnt habe. Ich habe die Liste von Daneys Pflegekindern nach einer Miranda durchsucht. Nichts dergleichen.«
    »Warum sollte Daney ein Pflegekind aufnehmen und es dem Staat nicht in Rechnung stellen?«
    »Warum wohl?«
    »Oh«, sagte ich.
    »Und wie zum Teufel soll ich irgendwas davon beweisen?«
    Darauf hatte ich keine Antwort.
    »Yeah«, grollte er. »Ich hatte befürchtet, du würdest das sagen.«
    Um 13 Uhr 40 setzte er mich zu Hause ab. Allison hatte mich nicht auf dem Handy angerufen, und auf meinem Anrufbeantworter waren keine Nachrichten.
    In fünf Minuten wäre sie zwischen zwei Patienten. Ich beobachtete die Uhr, trank eine Tasse kalten Kaffee und rief ihre Praxis an, als der große Zeiger die Neun berührte.
    »Hallo«, sagte sie. »Ich stecke gerade mitten in einer Sache, rufe dich zurück, sobald ich kann, versprochen.«
    »Ein Notfall?«
    »In etwa.«
    »Mit uns alles okay?«
    Schweigen. »Klar.«
    Um halb acht hörte ich von ihr.
    »Notfall gelöst?«
    »Heute Morgen ging Beth Scoggins auf der Arbeit in einen Umkleideraum und schloss sich ein. Es dauerte eine Weile, bis jemand es bemerkte. Als man sie fand, saß sie zusammengekrümmt auf dem Boden und lutschte am Daumen. Sie reagierte nicht auf Ansprache und hatte sich eingenässt. Der Geschäftsführer rief den Notarzt an, und der Krankenwagen brachte sie zur Uniklinik. Sie untersuchten sie gründlich, auch auf Toxine, dann probierten einige Ärzte aus der Psychiatrie ihre analytischen Fähigkeiten an ihr aus. Schließlich informierte sie jemanden, dass ich ihre Therapeutin sei, und ein behandelnder Psychiater rief mich an. Mit ihm sprach ich gerade, als du angerufen hast. Ich sagte meinen Nachmittagspatienten ab und fuhr dorthin, bin gerade wieder in der Praxis angekommen.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Immer noch regrediert, aber sie beginnt zu reden. Über Sachen, über die sie vorher nie geredet hat.«
    »Mehr über Daney oder -«
    »Ich kann nicht mit dir darüber sprechen, Alex.«
    »Klar«, sagte ich. »Allison, falls ich irgendwas damit zu -«
    »Sie sitzt offenbar auf einem Berg von Problemen - einem Vulkan. Ich war vermutlich zu zurückhaltend, hätte mehr daran arbeiten müssen, dass sie sich öffnet.«
    Das Gleiche, fast Wort für Wort, was Cherish Daney über Rand gesagt hatte.
    Das hier war etwas anderes. Allison war ausgebildet. Cherish gab sich einer Selbsttäuschung hin.
    Ganz und gar nicht in ihrem Element.
    Oder doch?
    Mir schwirrte der Kopf bei dem Gedanken, was hätte anders laufen können, wenn …
    Ich sagte: »Ich bin sicher, du hast alles richtig gemacht.« Das klang falsch.
    »Egal. Hör zu, ich muss all die Patienten anrufen, denen ich abgesagt habe, meinen Terminplan neu arrangieren, noch ein bisschen in der Praxis bleiben und dann wieder ins Krankenhaus fahren. Es wird eine Weile dauern, bevor wir uns … sehen können. Mach nicht mal Andeutungen gegenüber Milo, dass er jemals Zugang zu diesem Mädchen bekommt.«
    »Das ist kein Thema.«
    »Ich weiß, was auf dem Spiel steht, Alex, aber in diesem Fall stehen wir in entgegengesetzten Lagern. Es tut mir leid, aber so ist es nun mal.«
    Drei Stunden später stand sie vor meiner Tür, die Wagenschlüssel baumelten in ihrer Hand. Ihre Haare, so schwarz wie der Nachthimmel hinter ihr, waren so nachlässig hochgebunden, wie ich es noch nie bei ihr gesehen hatte. Einer ihrer Strümpfe wies eine lange Laufmasche auf, an manchen Fingernägeln war der Nagellack abgesprungen, und ihr Lippenstift war verblasst. Ein Ausweis mit Bild steckte am Jackenaufschlag ihres schwarzen Baumwollkostüms. Befristetes Zugangsrecht, Abteilung für Psychiatrie. Ihre schon immer tief liegenden Augen waren in vor Müdigkeit dunklen Augenhöhlen gefangen.
    »Ich wollte keine Distanz zwischen uns entstehen lassen«, sagte sie. »Trotzdem habe ich Probleme - große Probleme - mit dieser ganzen Täuschungsgeschichte.«
    »Hast du schon zu Abend gegessen?«
    »Hab keinen Hunger.«
    »Komm rein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bin zu müde, Alex. Ich wollte es dir nur sagen.«
    »Komm trotzdem rein.«
    Ihr Kinn zitterte. »Ich bin erschöpft, Alex. Ich wäre keine gute Gesellschaft.«
    Ich berührte sie an der Schulter. Sie drückte sich an mir vorbei, als wäre ich ein

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