Bluttat
immer wie alte Freunde; ich weiß immer noch nicht, wie sie heißt. Der heutige Sari war aus pfauenblauer Seide, die mit goldenen Spiralen bestickt war. Sie hatte ihre Brille nicht aufgesetzt. Ihre riesigen schokoladebraunen Augen hatte ich noch nie bemerkt.
»Kontaktlinsen«, sagte sie. »Ich wollte mal etwas Neues ausprobieren.«
»Steht Ihnen gut.«
»So weit, so gut - er sitzt dort drüben.« Sie zeigte auf einen Tisch im Hintergrund, als ob ich Richtungsangaben nötig hätte. Auf jeder Seite standen vier Tische, die durch einen Mittelgang getrennt waren. Eine Gruppe von jungen Leuten um die zwanzig war um zwei zusammengeschobene Tische versammelt, tunkte Naan-Brot in Schüsseln mit Chutney- und Chilisauce und stieß auf irgendeinen Erfolg mit Lal-Toofan-Bier an.
Außer ihnen saß nur Milo da. Er war über eine riesige Salatschüssel gebeugt, schob Kopfsalatblätter beiseite, um an Brocken zu gelangen, die wie Fisch aussahen. Ein geschliffener Glaskrug mit eisgekühltem Nelkentee stand neben seinem rechten Ellbogen. Als er mich sah, goss er ein Glas voll und schob es mir entgegen.
»Das Tagesgericht«, sagte er und schlug mit seiner Gabel gegen den Rand der Salatschüssel. »Lachs und Paneer und diese kleinen trockenen Reisnudeln über Grünzeug mit Zitronen-Öl-Dressing. Ziemlich gesund, was?«
»Ich mache mir allmählich Sorgen um dich.«
»Mach dir richtige Sorgen«, sagte er. »Das hier ist wilder Pazifik-Lachs. Diese unerschrockenen Gesellen, die stromaufwärts springen, wenn sie geil sind. Offenbar sind Zuchtfische fade, faule Weicheier und außerdem voll mit giftigem Scheiß.«
»Die Politiker der Fischwelt«, sagte ich.
Er spießte ein Stück Fisch auf. »Ich hab dir das Gleiche bestellt.«
Ich trank einen Schluck Tee. »Womit willst du meine Magensäfte auf die Probe stellen?«
»Mit Lara Malleys Selbstmord. Ich hab den abschließenden Bericht aus Van Nuys in die Finger bekommen. Es hat sich rausgestellt, dass die Detectives, die den Fall bearbeitet haben, dieselben waren, die Turner und Rand festgenommen haben.«
»Sue Kramer und ein männlicher Partner«, sagte ich. »Irgendwas mit einem ›R‹.«
»Fernie Reyes. Ich bin beeindruckt.«
»Ich habe ihren Bericht über Kristal öfter gelesen, als ich wollte.«
»Fernie ist nach Scottsdale gezogen und arbeitet als Sicherheitsmann für eine Hotelkette. Sue ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden und hat sich einer Detektivagentur in San Bernardino angeschlossen. Ich hab ihr eine Nachricht hinterlassen - da kommt dein Essen.«
Die Frau im blauen Sari setzte sacht eine Schüssel vor mir ab und schwebte davon. Mein Salat war halb so groß wie Milos.
»Gut, nicht?«, sagte er.
Ich hatte meine Gabel noch nicht in die Hand genommen. Er wartete, bis ich das tat, musterte mich, während ich kaute.
»Köstlich«, sagte ich. Technisch korrekt, aber Anspannung hatte den Weg von meinen Geschmacksknospen zu meinem Gehirn blockiert, und ich hätte auch auf einer Serviette rumkauen können. »Was ist faul an dem Selbstmord?«
»Todesursache war ein einziger Schuss in die linke Schläfe mit einer 38er. Sie war Linkshänderin, also fand der Gerichtsmediziner, das unterstütze die Annahme, dass sie sich die Wunde selbst beigebracht hatte.«
»Glatter Durchschuss?«
»Jep, die Kugel steckte in der Beifahrertür. Die Waffe war ein Revolver, ein Smith and Wesson Double Action Perfected, der auf Barnett registriert war. Er hatte ihn geladen in seiner Nachttischschublade liegen. Seine Geschichte lautete, dass Lara ihn sich gegriffen haben müsse, als er arbeiten war, zu einem ruhigen Plätzchen auf dem Freizeitgelände Sepulveda gefahren sei und bumm .«
»Hat sie einen Abschiedsbrief hinterlassen?«
»Falls ja, steht nichts davon in der Zusammenfassung des Gerichtsmediziners.«
»Ist die Waffe Malley wieder ausgehändigt worden?«
»Es gab keinen Grund, der dagegen sprach«, sagte er. »Er war der rechtmäßige Eigentümer, und es gab keine Zweifel an der Selbstmordtheorie.«
Er begann Fisch und Paneerkäsewürfel in seinen Mund zu schaufeln. »Vielleicht war meine Ambivalenz Malley gegenüber unberechtigt. Sein Leben ist ruiniert worden, aber es sieht so aus, als wäre er damit fertig geworden, indem er sich aller Leute entledigte, die er für Kristals Tod verantwortlich machte. Angefangen mit Lara, weil sie nicht richtig auf das Kind aufgepasst hatte. Dann kümmerte sich das C.-Y.-A.-System um Turner. Damit blieb Rand als letztes unschönes Detail
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