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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schließlich mein Bruder. Aber ich musste an Mom denken. Damals hat sich niemand drum gekümmert, und jetzt ist Nestor tot, und Sie sind hier. Kommt mir wie eine Zeitverschwendung vor.«
    »Was genau hat Nestor Ihnen erzählt?«
    »Dass er in Chaderjian ein Auftragskiller war. Dass er bezahlt wurde, Leuten wehzutun oder sie zu töten, und dass er einen Haufen Kids in dem Gefängnis getötet hatte.«
    »Wann hat er Ihnen das erzählt?«
    »Nicht lange nach seiner Entlassung - zwei Tage danach. Mein Bruder Antonio hatte Geburtstag, und wir waren bei meiner Mutter, um bei einem Abendessen mit der ganzen Familie zu feiern, meine Brüder und ihre Familien, Jim und ich. Mom fühlte sich nicht wohl, sie sah wirklich nicht gut aus, aber sie machte ein schönes Abendessen. Nestor kam zu spät, er hatte teuren Tequila und ein Dutzend kubanische Zigarren mitgebracht. Er bestand darauf, dass alle Männer nach draußen gingen und rauchten. Jim ist Nichtraucher, daher weigerte er sich, aber meine Brüder gingen auf den Balkon. Kurze Zeit später kam mein ältester Bruder Willy herein und sagte, Nestor gäbe mit allen möglichen verrückten Sachen an, mit brutalen Sachen, und er wollte nicht, dass Mom etwas davon mitbekäme, ich sollte dafür sorgen, dass Nestor damit aufhört.« Sie runzelte die Stirn.
    »Sie konnten mit Nestor besser umgehen als die anderen«, sagte ich.
    »Ich war als Einzige bereit, ihm zu widersprechen, und er ist mir gegenüber nie aggressiv geworden. Vielleicht weil ich eine Frau bin und nett zu ihm gewesen bin, als er ein wilder kleiner Junge war.«
    »Also haben Sie mit Nestor geredet.«
    »Er hat diese Riesenzigarre geraucht und diesen übel riechenden Rauch von sich gegeben. Ich hab ihm zuerst gesagt, dass er ihn in die andere Richtung blasen soll, und dann, dass er aufhören soll, Quatsch zu reden. Er sagte: ›Ich rede keinen Quatsch, Anita, ich sage die Wahrheit .‹ Dann lächelte er dieses bizarre Lächeln und sagte: ›Es ist ein bisschen eine christliche Geschichte.‹ Ich fragte: ›Was meinst du?‹, und er sagte: ›Typen aufhängen und sie zum Bluten bringen ist so, wie man es bei Jesus gemacht hat, stimmt’s? Und das hab ich gemacht, Anita, ich hatte keine Nägel, aber ich hab einen Typ aufgehängt und an ihm rumgeschnitten und ihn zum Bluten gebracht.‹ Mir wurde übel davon. Ich sagte, er solle den Mund halten, ich fände es widerlich, und wenn er sich nicht benehmen könnte, sollte er gehen. Er redete weiter davon, was er getan hätte, als wenn es wirklich wichtig für ihn wäre, darüber zu reden. Er blieb bei dem Christus-Vergleich, sagte, er wäre wie Judas gewesen, er hätte zwanzig Silberstücke bekommen, um den Job zu erledigen. Dann sagte er: ›Aber er war kein Jesus, er war der Teufel im Körper eines kleinen weißen Jungen, der ein kleines weißes Mädchen umgebracht hatte.‹ Dann zog er etwas aus seiner Tasche und zeigte es mir. Es war ein Ausweis von Chaderjian, genau wie der von Nestor, aber mit dem Foto eines anderen Jungen drauf.«
    »Troy Turner.«
    »Das war der Name auf dem Schild. Ich sagte, das hätte er überall kriegen können. Nestor drehte durch und rief: ›Ich hab’s getan, ich hab’s getan! Hab den Typ aufgehängt und ihn zum Bluten gebracht, schau in deinem Computer nach, du schlaues Mädchen, da musst du irgendwas über ihn finden.‹«
    Anita Moss’ Lippen zitterten. »Mir wurde wirklich übel von seinem Gerede. Mom hatte dieses schöne Abendessen gemacht, all die leckeren Sachen, und ich hatte das Gefühl, es käme mir alles wieder hoch. Ich riss ihm die Zigarre aus dem Mund und trat sie mit dem Fuß aus. Dann sagte ich ihm, er solle endlich den Mund halten, und ging wieder rein. Nestor ging und kam nicht wieder, was allen ganz recht war. Als ich an dem Abend einschlafen wollte, konnte ich nicht aufhören, an das Bild des Jungen auf dem Ausweis zu denken. Er sah so jung aus. Und obwohl Nestor immer prahlte und log, hat er mich damit völlig fertiggemacht. Wegen der Details.«
    »Was für Details?«, fragte Milo.
    »Er bestand darauf, mir zu sagen, wie er es getan hatte. Wie er dem Jungen tagelang gefolgt war. ›Hab den Typ gejagt wie ein Kaninchen.‹ Er erkundete Troy Turners Tagesablauf und stellte ihn schließlich in einem Lagerraum neben der Turnhalle.« Ihr Gesicht verzog sich. »Wenn ich jetzt darüber rede, wird mir schlecht. Nestor sagte, er hätte ihm ins Gesicht geschlagen, um ihn zu überwältigen. Dann hätte er …« Sie schluckte. »In

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