Bluttat
der Gerichtsmediziner eine 38er, und da weder Kugel noch Hülse gefunden worden waren, hatte der Mörder Letztere entweder aufgehoben oder einen Revolver benutzt.
Ich warf einen Seitenblick auf Milo. Sein Gesicht war ausdruckslos.
»Der Lafayette Park«, sagte er.
Krug wischte sich Käse vom Schnurrbart. »Ich will euch was vom Lafayette Park erzählen. Vor zwei Monaten wurde ich als Geschworener in einem Zivilprozess eingeteilt; das entsprechende Gericht liegt an der Commonwealth, direkt neben dem Park. Ich wusste, dass ich die Voraussetzungen nicht erfülle, aber ich musste erscheinen und warten und meine Pflicht als braver Staatsbürger tun. Als Zeit für die Mittagspause ist, liest die Gerichtsdienerin diese vorbereitete Erklärung vor, in der allen Geschworenen mitgeteilt wird, wo sie ihr Essen bekommen. Dann fährt sie fort mit der Empfehlung, dass man auf keinen Fall in den Lafayette Park gehen dürfe, nicht mal am Tag. Wir reden von einem Gerichtsgebäude direkt daneben, in dem es von Gesetzeshütern wimmelt, und sie geben die Parole aus, dass man keinen Fuß hineinsetzen soll.«
»So schlimm«, sagte ich.
»Für unseren jungen Nestor jedenfalls«, erwiderte Krug. »Worin besteht denn die Verbindung mit West L.A.?«
Milo erzählte ihm von der Ermordung Rand Duchays und Troy Turners, erwähnte aber Lara Malleys Selbstmord und die Ähnlichkeit zwischen den tödlichen Schüssen nicht.
»Daran erinnere ich mich, an das entführte kleine Mädchen«, sagte Krug. »Absolut deprimierend, ich war froh, dass es nicht meine Tochter war. Also war Nestor vielleicht der Junge, der Turner umgebracht hat, wie?«
»Seiner Schwester gegenüber hat er es behauptet.«
»Das hat sie mir nie gesagt.«
»Sie hat es der C.Y.A. direkt gemeldet, nachdem Nestor damit geprahlt hatte, stieß dort auf kein Interesse, hat Ramparts angerufen, mit dem gleichen Ergebnis.«
»Wahrscheinlich hat sie mit einem Zivilangestellten geredet«, sagte Krug. »Wir kriegen nicht immer die hellsten Lichter … Ja, das tun sie, die Idioten. Prahlen, meine ich. Wie viele Fälle lösen Sie auf diese Weise? Eine Menge, stimmt’s?«
»Eine Menge«, sagte Milo.
»Was glauben Sie also, jemand war auf einem Rachetrip und hat den anderen Kindermörder umgelegt? Nach all diesen Jahren? Wie viele waren es, zehn?«
»Acht«, erwiderte Milo.
»Eine lange Zeit«, sagte Krug.
»Das ist ein Problem, Phil, aber es gibt keine anderen Spuren.«
»Ich hatte angenommen, der Mord an Nestor wäre eine typische Drogensache gewesen. Bewährungshelfer haben ihn als Widerling mit üblem Temperament beschrieben, sein Revier waren der Lafayette und der MacArthur Park und die Straße.«
»Er war selbst ein Junkie?«
Krug tat so, als zöge er an einem Glockenstrang. »Bingo. Seine Arme und Beine waren voller Einstichnarben, und er hatte Rauschgift im Blut. Sie wissen, wie es ist, wenn sie einmal so weit sind. Sie verkaufen nur, um nicht den Affen zu bekommen.«
Milo nickte. »Wie viel Heroin steckte in ihm?«
Krug sagte: »Ich kann mich nicht an die Zahlen erinnern, aber es war genug, um high zu sein. Ich denke es mir so: Wenn er bedröhnt war, war er leichter umzubringen. Man hat ein Messer bei ihm gefunden, aber es steckte noch in seiner Tasche.«
»Der Mörder gibt ihm genug für einen Schuss und bringt ihn dann um?«, fragte Milo.
»Oder Nestor besorgte sich den Stoff selbst und hat einfach Pech gehabt. Wenn ich vorhätte, einen Typ wie Nestor kaltzumachen, würde ich es so anstellen. Und ein Typ wie Nestor würde Feinde haben.«
»Das üble Temperament.«
»Das übelste«, sagte Krug. »Aber wir haben nie irgendwelche besonderen Gerüchte auf der Straße gehört, wen er nun stocksauer gemacht hat.«
»Wo hat er gewohnt?«, fragte Milo.
»In einem Dreckloch an der Shatto, wöchentliche Mietzahlung. Sie könnten dorthin gehen, aber Sie würden nichts finden. Sämtliche Habseligkeiten Nestors passen in einen Karton, und es war nichts Interessantes dabei. Vielleicht liegt das Zeug noch beim Gerichtsmediziner rum, aber Sie kennen das Lagerproblem dort. Ich schätze, sie haben es weggeschmissen.«
»Nestors Schwester sagte, er hätte ihr Turners Ausweis gezeigt.«
»Der war nicht bei seinen Sachen.«
»Was dann?«
»Sachen zum Anziehen, Spritzen, Löffel, beschissene Klamotten.«
»Hatte irgendjemand in seiner Absteige irgendwas zu sagen?«
»Sie machen Witze, stimmt’s?«, erwiderte Krug. »Wir reden von Durchreisenden und einem Angestellten, der die
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