Bluttat

die Angelegenheit mit ihm klären wollen? Wo sie doch durch und durch vergeistigt und davon überzeugt sind, dass der Mensch grundsätzlich gut ist und so. Wenn wir damit richtig liegen, was Rand zugestoßen ist, dann ist eine aufrichtige Diskussion mit Cowboy Barnett kein Rezept für ein langes Leben.«
    »Sag ihnen, dass sie keinen Kontakt mit ihm aufnehmen sollen«, sagte ich.
    »Glaubst du, dass ich eine Chance gegen Gott habe?«
    »Gutes Argument«, erwiderte ich. »Besonders Cherish könnte versuchen, die Angelegenheit im Gespräch zu klären. Sie hält sich für eine Therapeutin.«
    »Gott segne, die in Gott dealen. Magst du die Wohlfühl-Religion, Alex? Die dem menschlichen Geist innewohnende Heiligkeit, ewige Verzeihung, die Gewissheit eines Lebens nach dem Tod, wo alles hell und luftig ist?«
    »Jeder braucht Trost.«
    Er lachte erzürnt. »Die altmodische Religion nehme ich jederzeit, Bruderherz. Und ich spreche nicht von Erweckungshymnen und vom Plappern in Zungen. Meine Kindheit war geprägt von Nonnen, die mir die Hände blutig schlugen, und Priestern, die von Schuldgefühlen und dem Höllenfeuer und Blutopfern angestachelt wurden.«
    »Mit Blutopfern verkauft man Filme«, sagte ich.
    »Ganze Zivilisationen verkauft man damit.«
    »Optimismus ist was für Weicheier?«
    »Hey, es ist toll, wenn du das schlucken kannst«, sagte er. »Grundkurs Blinder Glaube.«
    Nachdem Milo mich vor meinem Haus abgesetzt hatte, lehnte er sich aus dem Beifahrerfenster. »Hat dich meine entschieden negative Einstellung runtergezogen? Weil es etwas gibt, das du für mich tun kannst, während ich bis zu den Ohren in Nestoriana stecke.«
    »Raus damit.«
    »Wie wär’s, wenn du die Daneys warnst? Sei psychologisch sensibel und sag keinen Ton, wenn du spürst, dass sie etwas Dummes tun wollen. Und wo wir schon dabei sind, Warnungen auszusprechen, was ist mit den Anwälten der Jungs - von wegen auf der Gegenseite Malleys stehen. Erinnerst du dich, wie sie hießen?«
    »Sydney Weider für Troy, Lauritz Montez für Rand.«
    »Das kam dir schnell über die Lippen. Der Fall hat dich nicht losgelassen.«
    »Bis Rand anrief, dachte ich, ich hätte ihn vergessen.«
    »So viel zum Thema Optimismus, mein Freund. Mit denen darfst du jedenfalls auch plaudern. Ich hasse es, mit Anwälten zu reden.«

24
    Am Montag rief ich bei den Daneys zu Hause an. Niemand ging an den Apparat, also wandte ich mich Sydney Weider und Lauritz Montez zu.
    Weider war nicht mehr bei den Pflichtverteidigern, und ich fand keine Privat- oder Büroadresse für sie. Lauritz Montez gehörte immer noch zu den Pflichtverteidigern, aber er war aus der City in das Beverly-Hills-Büro umgezogen.
    Er kam selbst an den Apparat, wie er es schon damals vor Jahren gemacht hatte. Diesmal rief mein Name Schweigen hervor. Als ich ihn fragte, ob er von Rand gehört hätte, sagte er: »Ach … Sie sind der Psychologe. Nein, was ist los mit ihm?«
    »Er wurde ermordet.«
    »Scheiße«, sagte er. »Wann?«
    »Vor neun Tagen.«
    Seine Stimme wurde ausdruckslos, als sich anwaltliches Misstrauen durchsetzte: »Sie haben nicht nur deshalb angerufen, um mich in Kenntnis zu setzen.«
    »Ich würde gern mit Ihnen reden. Könnten wir uns irgendwo treffen?«
    »Worum geht’s?«
    »Das würde ich Ihnen lieber persönlich sagen.«
    »Ich verstehe … an wann dachten Sie?«
    »Besser früher als später.«
    »Okay … wie spät ist es jetzt, halb fünf. Ich muss noch einige Schriftsätze formulieren, aber ich muss auch essen. Kennen Sie das Bagel Bin auf dem Little Santa Monica?«
    »Ich werde es finden.«
    »Da bin ich sicher. Punkt fünf.«
    Das Lokal war ein Deli im New-Age-Stil: Glasvitrinen mit geräuchertem Fisch und Fleisch und all den richtigen Salaten, aber das Edelstahl/Vinyl-Ambiente erinnerte an einen Obduktionsraum. Vielleicht war das ehrlich; viele Kreaturen waren gestorben, um als Futter der Scharen zu dienen, die sich zu einem frühen Abendessen eingefunden hatten.
    Ich kam rechtzeitig an, aber Lauritz Montez war bereits an der Theke und bestellte. Ich blieb im Hintergrund und wartete, bis er fertig war.
    Seine Haare waren inzwischen völlig grau, aber immer noch lang und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Derselbe gewichste Schnurrbart beherrschte sein knochiges Gesicht; der Flaum am Kinn war verschwunden. Er trug einen zerknitterten cremefarbenen Leinenanzug, ein rosafarbenes Hemd mit Button-down-Kragen und eine flaschengrüne Fliege. Zweifarbige Oxford-Schuhe - olivgrünes