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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mir selbst etwas vorzumachen. Ich bin ein Teil des Systems, also schließe ich meine Türen abends dreimal ab.«
    »Hat Malley je mehr getan, als Sie wütend anzustarren?«
    »Nein, aber es war ein wütender Blick der Sonderklasse. Echte Wut. Ich mache dem Mann keinen Vorwurf. Seine Tochter war tot, und das System ist nun mal so eingerichtet, dass es nur Uns und Die gibt, und ich gehörte zu Denen. Er hat mir keine Angst eingejagt, und ich hab auch jetzt keine Angst. Warum sollte ich auch? All die Zeit ist vergangen, und er hat nie irgendwas gegen mich unternommen. Glauben die Cops ernsthaft, dass er Rand umgebracht hat?«
    »Es ist nur eine -«
    »Hypothese, ich weiß.« Er wischte Salzkörner vom Deckel des Streuers. »Vermutlich wissen Sie, dass Troy Turner auch ermordet wurde.«
    Ich nickte.
    »Glauben Sie, da besteht ein Zusammenhang?«, fragte er.
    »Troy wurde einen Monat nach Antritt seiner Haftstrafe getötet«, sagte ich.
    »Und das hier ist acht Jahre später. Yeah, wenn ich Malley wäre und wollte Rache nehmen, hätte ich die Sache schnell erledigt. Darüber hab ich nachgedacht, als ich von Turners Tod erfuhr. Ich machte mir Sorgen um Rand, rief den Direktor seiner Anstalt an und bat um eine Sonderbewachung. Der Armleuchter sagte, er würde sich der Sache annehmen. Hat mir definitiv einen vom Pferd erzählt.«
    »Als Sie anriefen, haben Sie da an Barnett Malley gedacht?«
    »Vielleicht«, sagte er. »Aber ich dachte auch im Allgemeinen, dass Rand sich gut als Trophäe für einen mit Testosteron vollgepumpten Psychopathen eignen würde, der sich einen Namen machen will.« Er sah hinunter auf sein Essen, rührte es aber nicht an. »Jedenfalls weiß ich Ihre Warnung zu schätzen, aber wenn ich bei jedem Familienmitglied eines Opfers ausflippen würde, das mir auf den Leib rückt, hätte ich längst den Verstand verloren.« Er streckte die Hände aus, die Innenseite nach oben, und sie zitterten nicht. »Sehen Sie, keine Angst.«
    Nur zwanghaft arrangierte Gegenstände auf dem Tisch.
    »Sie sind jetzt in Beverly Hills«, sagte ich. »Da sollten die Straftäter ein anderes Niveau haben.«
    »B.H. ist mehr als nur prominente Ladendiebe. Wir verteidigen eine Menge Verbrecher aus West Hollywood, also kann man nicht sagen, dass ich am Steuerrad eingeschlafen bin.«
    »Das wollte ich auch nicht andeuten.«
    Er verbrachte einige Zeit damit, ein Pumpernickel-Sandwich mit Lachs und Frischkäse zusammenzustellen. Pickte eine Kaper nach der anderen heraus und drückte sie in den äußeren Rand der käseweißen unteren Hälfte des Sandwichs. Er inspizierte sein Kunstwerk, legte die beiden Hälften aufeinander, biss aber nicht hinein.
    Ich fragte: »Wie viel Kontakt hatten Sie mit Rand nach seinem Haftantritt?«
    »Ich habe ihn zweimal angerufen«, sagte Montez. »Dann habe ich mich um andere Dinge gekümmert. Warum?«
    »Er hat mich an dem Tag angerufen, als er starb, und gesagt, er wolle über Kristal reden, wollte mir am Telefon aber keine Details nennen. Wir haben uns verabredet, und ich bin dort gewesen, aber er ist nicht erschienen. Ein paar Stunden später wurde er tot aufgefunden. Haben Sie eine Idee, was ihn beschäftigt haben könnte?«
    Er spielte mit dem Sandwich auf seinem Teller, stupste mit seinem Daumen dagegen, bis es exakt in der Mitte lag. Als er aufblickte, war sein Gesicht angespannt. »Hier geht es nicht wirklich darum, mich zu warnen, oder? Es geht darum, Informationen aus mir herauszuholen.«
    »Es geht um beides«, sagte ich.
    »Klar.«
    »Wir vertreten nicht gegnerische Positionen, Mr. Montez.«
    »Ich bin Rechtsanwalt«, sagte er. »In meiner Welt gibt es nur gegnerische Positionen.«
    »Prima, aber jetzt sind wir auf derselben Seite.«
    »Und die wäre?«
    »Etwas Gerechtigkeit für Rand rauszuholen.«
    »Indem man seinen Mörder einsperrt?«
    »Wäre das nicht ein guter Anfang?«, fragte ich.
    »In Ihrer Welt«, erwiderte er.
    »Nicht in Ihrer?«
    »Soll ich Ihnen mal was sagen?«, fragte er. »Falls die Cops tatsächlich denjenigen finden, der Rand erschossen hat, und unser Büro bekommt den Fall zugewiesen, würde ich ihn gern übernehmen.«
    »Selbst wenn sich rausstellt, dass Barnett Malley der Mörder ist?«
    »Wenn Malley mich akzeptiert, würde ich mein Bestes tun, seinen Arsch vor dem Knast zu bewahren.«
    »Ganz schön distanziert«, sagte ich.
    »Zum Überleben gehört mehr als Schusswaffengebrauch«, entgegnete Montez.
    »Als Sie Rand vertraten, hatten Sie da das Gefühl, dass er mit

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