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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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als ihren Gedanken verbunden war.
    Als hätte er nicht mit einer Antwort von ihr gerechnet, fuhr Marc fort: »Ich war davon überzeugt, dass es mit Vertrauen zu tun hatte. Dann hatten wir dieses gemeinsame Erlebnis in einem deiner Visionsträume, und danach war ich mir ganz sicher. Weil du innerhalb von einer Woche verschwunden warst.«
    »Das lag nicht an dir. Ich meine, es lag nicht an mangelndem Vertrauen.«
    »Woran dann?«
    Dani fragte sich, warum es leichter war, darüber zu sprechen, während sie langsam weitergingen, ohne einander anzusehen. Lag es daran? Oder war es durch alles bisher Geschehene einfach möglich geworden?
    »Manche Dinge müssen genau so geschehen, wie sie geschehen, Dani. Und wann sie geschehen.« Miranda zuckte die Schultern. »Ganz gleich, was wir sehen oder was wir träumen, das Universum hat einen Plan.«
    »Dani?«
    War es nur eine Sache des Timings? Sie zögerte und sagte dann: »Es lag an … den Monstern, die ich sehe. Böse Menschen, die schreckliche Dinge tun. Entsetzliche Ereignisse, die ich nicht aufhalten kann. Ich … ich wollte nicht das Mädchen sein, nicht für dich.«
    »Welches Mädchen?«
    »Kassandra.« Sie hörte, wie ihr ein zittriges Lachen entfuhr. »Die Stimme des Unheils. Ich sehe nie Gutes, erinnerst du dich, Marc? Ich sehe nie Glückliches. Ein glückliches Ende. Ich sehe nur Monster.«
    »Dani …«
    »Paris sagte, deshalb hätte ich Venture verlassen. Weil ich dachte, ich könnte die Monster mitnehmen, fort von hier. Sämtliche Monster. Damit die Menschen, die ich hinter mir ließ, in … Sicherheit sein würden. Aber das ist nicht passiert. Deine Mutter ist trotzdem an der Krebserkrankung gestorben, die ich – die wir – gesehen haben. Und andere Monster, die ich sah, wie Danny, sind hier geblieben. Ich vermute, dass einige immer hier waren und immer hier sein werden. Aber …«
    Marc wartete.
    »Aber dann bin ich zurückgekommen. Und ich befürchte … ich habe dieses Monster hierher gebracht. Ich habe dieses Böse nach Venture gebracht.«
    Marc blieb stehen und drehte Dani zu sich, die Hände auf ihren Schultern. »Blödsinn.«
    Sie hörte, wie ihr ein weiteres unsicheres Lachen entschlüpfte, und hoffte, dass es nicht so unkontrolliert klang, wie sie sich fühlte. »Ja, ja, das war alles, was ich hören musste, ein ordentliches, kräftiges Blödsinn. Dadurch wird alles gut.«
    Er lächelte verhalten und packte ihre Schultern fester. »Hör mir zu. Du bist nicht Kassandra. Bist nicht die Stimme des Unheils. Und du hast keine Monster nach Venture gebracht, als du zurückkamst, oder welche mitgenommen, als du gingst. Die Monster existieren einfach, Dani. Sind Teil des Lebens. Die Dunkelheit, die die meisten von uns fernzuhalten versuchen. Der Unterschied ist nur, dass du sie manchmal kommen siehst, mehr nicht.«
    »Und wozu soll das gut sein, wenn ich das, was ich sehe, nicht verändern kann?«, fragte sie, während sie gleichzeitig überlegte, ob das aus Gründen, die sie noch nicht durchblickte, diesmal tatsächlich geschah. Ob sie das veränderte, was sie gesehen hatte, ob es sie vielleicht schon verändert hatte.
    Ob sie es sogar noch schlimmer machte, als sie es gesehen hatte.
    »Die Monster gewinnen immer häufiger.«
    »Dani …«
    »Was ist, wenn dieses auch gewinnt?«
    Samstag, 11. Oktober
    Roxanne mochte Hunde wirklich, aber ihr Bruder hatte sie zu Recht davor gewarnt, die Nachbarschaft mit ihrem spätnächtlichen Besuch zu wecken, daher schlich sie so leise wie möglich auf die verlassene Textilfabrik zu.
    Stillgelegte. Das Wort heißt stillgelegt.
    »Und jedes Mal, wenn du das sagst«, flüsterte sie, »klingt es unheimlicher. Aber vergiss es. Wirf mal einen Blick auf die Nachbarschaft und sag mir, ob du irgendwas Bedrohliches spürst.«
    Okay, warte mal kurz.
    Sie blieb im Schatten einer ehemaligen kleinen Tankstelle der nostalgischen Art stehen, wie man sie heutzutage nur noch selten sah, und fragte sich erneut, warum es in diesem dem Anschein nach florierenden Städtchen so viele verlassene Gebäude gab. So viele stillgelegte Geschäftsunternehmen. Und wieso es niemanden zu stören schien, diese Bauwerke stehen zu lassen, statt sie abzureißen oder für einen neuen Zweck zu nutzen.
    Roxanne war von Natur aus nicht ganz so misstrauisch wie Gabriel, doch Absonderlichkeiten brachten sie zum Grübeln, und das war das Sonderbarste, das sie in Venture gesehen hatte.
    Na ja, abgesehen von dieser Serienmörder-Angelegenheit.
    Ich fange nichts auf.

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