Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Ding mit in die Gerichtsmedizin und tauen es dort unter Beobachtung auf, damit uns keine potenziellen Beweise durch die Lappen gehen.«
»Wie lange dauert das?«
»Wir erwärmen die Leiche nicht zu schnell, weil das den Todeszeitpunkt und bakterielle Spuren verfälscht. Schätzungsweise vierundzwanzig Stunden. Ich gebe Ihnen Bescheid.«
»Irgendwelche Kampfspuren?«
»Wir haben noch nicht alles untersucht«, antwortete sie. »Das Haus wurde vor Kurzem gründlich geputzt, aber wir neh men es uns mit der ganz großen Lupe vor. Ich weiß, dass Sie bei diesem Fall alles brauchen.«
»Unser Hauptverdächtiger ist tot. Dies hier ist das Haus von Kent Galion. Das Opfer wird seit letztem Mittwochabend vermisst, und ich habe Zeugen, die es in einem Wagen vom selben Typ wie Galions gesehen haben.«
Juarez nickte nachdenklich. »Ja, das habe ich schon gehört. Galion starb im Hinterhof des Velocity, fiel eine Kellnerin an und wurde von einem Cop getötet.«
Grant wurde sauer. Er hatte Galion nicht getötet, sondern nur so viel Gewalt angewandt, wie nötig und angemessen war. Doch das war für die Kriminaltechnik unerheblich.
»Jedenfalls macht das diesen Fall sehr interessant«, fuhr Juarez fort, steckte ihre Lesebrille in die Tasche und deutete auf einen Mitarbeiter aus ihrem Team, der die Tiefkühltruhe fotografierte.
Interessant.
Dieses Adjektiv hätte Grant nicht benutzt.
Rafe wollte mit Moira reden, wusste aber nicht, wohin sie gegangen war. Er nahm sich einige Minuten, um für die Fahrt zu packen, und als er wieder in die Küche kam, war Rico dort allein. Rafe blickte durch das hintere Fenster und sah Anthony und Skye, die dicht nebeneinander an den Klippen standen, ein ganzes Stück jenseits der Veranda.
Er kam direkt zur Sache. »Was war das mit Moiras Blut?«
»Sie hätte nichts sagen sollen«, entgegnete Rico.
Rafe lehnte sich an die Küchenarbeitsplatte und sah Rico an. Dieser Mann war der mit Abstand beste Trainer auf dem Planeten; aber er war auch arrogant, listig und unnachgie big. Für Rico gab es keine Grauzonen, keine Schwäche, keine Nachlässigkeit. Wer nicht jede Minute jedes Tages zu hundert Prozent Leistung zeigte, setzte sich seiner beißenden Kritik aus.
»Raus damit, Rico! Ich weiß, was du denkst.«
Rico wirkte weder unruhig noch überrascht. »Das bezweifle ich.«
»Du traust mir nicht. Du denkst, dass ich irgendwie an den Priestermorden in der Mission beteiligt war.«
Allein es laut auszusprechen bescherte Rafe ein ätzend flaues Gefühl in der Magengegend. Seine Schuldgefühle rangen mit seiner Wut ob Ricos stummen Vorwurfs.
»Ich weiß, dass du dein Leben gegeben hättest, um diese Männer zu retten.« Ricos Worte machten Rafe sprachlos. »Allerdings hast du recht. Ich traue dir nicht.«
»Was ist los?«, fragte Rafe, auch wenn er selbst nicht genau wusste, was er damit meinte. Der Druck der letzten zwei Wochen – das Aufwachen aus seinem Koma, in das er mittels Drogen katapultiert worden war, die Rettung der jungen Lily Ellis, das Aufhalten des Zirkels, der Verlust von Pater Philip und dann die harte Physiotherapie, mit der er wieder zu Kräften kommen sollte – lastete auf ihm. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass alle anderen Monate Zeit gehabt hatten, um den Tod der zwölf Priester letzten November zu betrauern, wohingegen in Rafes Bewusstsein nur zwei Wochen vergangen waren.
»Aus dir hätte ein brillanter Theologe oder Dämonologe werden können, aber du hast St. Michael verlassen und bist zu St. John gegangen. Dort hättest du zu einem herausragenden Priester werden können, aber du gingst fort nach Olivet. Und als sich abzeichnete, dass in dir ein großartiger Krieger schlummert, bist du wieder abgehauen, zurück zum Seminar St. John. Nur hast du nie dein Gelübde abgelegt. Stattdessen bist du noch einmal von St. John weg und nach Santa Louisa de los Padres gegangen.« Rico musterte ihn. »Wie kann ich dir trauen? Du bist ziellos, unentschlossen. Es ist, als würdest du auf etwas warten, unfähig, dich ganz einer Sache zu verschreiben. In deinem Alter ist eine solche Lebenshaltung inakzeptabel.«
Rafe kochte innerlich. »Ich bin St. Michael treu.« Auf Ricos Schweigen hin platzte ihm beinahe der Kragen. »Verdammt, Rico, wie kannst du es wagen, an meinem Bekenntnis zu zweifeln!«
»Moira hat mich bis heute nie belogen. Sie schützt dich.«
»Sei kein Idiot! Moira beschützt mich nicht vor dir.«
Moira belog Rico? Was hatte sie gesagt? Rafe hatte sie nie
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