Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Training in Olivet nicht abgeschlossen hatte? Oder weil Rico ihn schlicht nicht mochte? Dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit.
Rico fuhr fort: »Unsere oberste Priorität lautet, dafür zu sorgen, dass der gefangene Dämon sicher verwahrt bleibt. Die nächste ist Anthonys Italienreise. Dr. Lieber ist ein brillanter Mann, auch wenn er extrem paranoid sein mag. Und wenngleich ich nicht glaube, dass er die Antworten kennt, die wir suchen, bin ich überzeugt, dass er Informationen besitzt, die uns der Lösung näher bringen, wie wir die sieben Todsünden in die Hölle zurückjagen.«
»Wie lange wird Anthony weg sein?«, wollte Skye wissen. Sie bemühte sich redlich, gelassen zu klingen. Rafe entging dennoch nicht, wie beunruhigt sie war.
»Zwei oder drei Tage. Ich will nicht, dass er zu lange aus Santa Louisa fort ist. Wir sind uns alle einig, dass Santa Louisa derzeit einer unserer wichtigsten Missionsstützpunkte ist. Und wir müssen mit dem Aufbau weitermachen, damit unsere Leute einen Anlaufpunkt haben. In der Schlacht haben wir viele verloren. Und viele, wie Pater Isaac, die Unterschlupf in den Staaten boten, fürchten sich zunehmend vor den Bedrohungen und der Ablehnung. Manche unserer Verbündeten haben uns ihre Türen verschlossen.«
»Was hast du erwartet?«, fragte Moira. »Sie sehen nicht ein, wieso sie kämpfen sollen, wenn sie meinen, sie müssten nur artige kleine Kinder sein, und falls das Ende naht, brauchten sie sich bloß um ihre eigenen Seelen zu sorgen und sonst um niemanden!«
»Moira!«, schritt Anthony schroff ein. »Das reicht!«
Rafe lehnte sich vor und sagte leise: »Sie hat recht, und das weißt du.«
Rico war nicht anzumerken, ob er die Spannungen wahrnahm; jedenfalls ging er nicht darauf ein. »Ich bin autorisiert, euch alle Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die für den Wiederaufbau der Mission nötig sind. Er sollte so schnell wie möglich vonstattengehen, und Anthony ist am besten geeignet, um das Projekt zu beaufsichtigen.«
»Also, Anthony reist nach Italien«, fasste Moira zusammen, »und du bringst den Dämon nach Olivet. Was machen Rafe und ich? Herumsitzen und Däumchen drehen?«
»Du wirst weiterhin tun, was du tun musst«, antwortete Rico.
»Geht es vielleicht noch schwammiger?«, fragte Rafe.
»Raphael, wir müssen herausfinden, was genau mit dir wäh rend des Komas passiert ist, sonst könntest du für uns alle zur Gefahr werden.«
Rafe richtete sich langsam auf. »Ich stelle keine Gefahr dar!«
»Das hat er nicht so gemeint«, mischte Moira sich rasch ein. »Rico?«
»Doch, das habe ich so gemeint«, versicherte Rico ungerührt. »Ich weiß Loyalität zu schätzen, aber der Zirkel hatte Rafe zehn Wochen lang in seiner Gewalt. Wir wissen nicht, was sie mit ihm gemacht haben, und das müssen wir herauskriegen. Ich lasse jeden verfügbaren Mann nach den Mitgliedern von Fionas Zirkel fahnden. Sind wir bei Richard Bertram weitergekommen?«
Hierauf antwortete Skye: »Ich arbeite noch an einer Vorladung wegen der Vernichtung von Rafes Krankenakte, aber Bertram behauptet, es wäre ein Unfall gewesen.«
Rico winkte ab, was den Sheriff sichtlich ärgerte, und ermahnte sie: »Vergesst nicht, unsere oberste Priorität besteht darin, die Sieben zu fangen, bevor wir weitere Opfer zu beklagen haben! An zweiter Stelle steht, die Conoscenza zu finden und zu zerstören.« Er schaute zu Moira, und ein seltsamer Ausdruck huschte über seine Züge; doch noch während Rafe zu erkennen versuchte, was Rico störte, war die Miene des Trainers wieder so kühl und verschlossen wie immer.
Für einen Sekundenbruchteil glaubte Rafe, Rico hätte ängstlich ausgesehen.
»Das ist mein Job«, stellte Moira in einem Tonfall fest, der dem Ernst der Situation nicht ansatzweise gerecht wurde.
»Ja, ist es«, bestätigte Rico leise.
Irgendetwas stimmte nicht, und Rafe behagte nicht, dass er keine Ahnung hatte, was. Es hatte mit Moira und demzufolge auch mit ihrer Sicherheit zu sein. Und er würde verdammt noch mal dahinterkommen, was hier los war!
Skyes Handy auf dem Tisch vibrierte. Sie schnappte es, entschuldigte sich und ging nach draußen auf die Terrasse.
»Wo ist das Mädchen jetzt?«, fragte Rico unvermittelt.
Rafe stutzte. »Das Mädchen?«
»Die Arca. «
»Ihr Name ist Lily«, erinnerte Rafe.
Anthony warf ihm einen mahnenden Blick zu, doch Rafe würde nicht kuschen. Rico sollte Lily ruhig weiterhin als Men schen ansehen, denn es nicht zu tun, bedeutete, dass sie für den
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