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Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Johnson
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derartigen Machenschaften abhalten würde, aber dem war nicht so. Weder Ermahnungen noch die Androhung einer Gefängnisstrafe konnten Friedman umstimmen, er sagte nicht aus. Wenn Nucky sich wegen einem einzelnen Lotteriebetrüger schon so ins Zeug legte, wie weit würde er gehen, um seine eigene Haut zu retten? In einer Woche begann der Prozess, und die Staatsanwälte befanden sich am Rande des Nervenzusammenbruchs. Am 14. Juli 1941 , nach viereinhalb Jahren kräftezehrender Ermittlungsarbeit von William Frank und seiner Mannschaft, wurde Nucky Johnson endlich der Prozess gemacht.
    Im Gerichtssaal durfte man nur stehen, und es herrschte die reinste Karnevalsstimmung. Der Prozess war eine landesweite Attraktion, und Nucky wusste sich auch vor Gericht in Szene zu setzen. Am ersten Verhandlungstag erschien er in einem vanillefarbenen Anzug mit roter Nelke und lavendelfarbener Krawatte, dazu trug er einen Strohhut und einen Gehstock mit Messingknauf. Die Verhandlung stieß auf so großes Medieninteresse, dass im Gerichtssaal spezielle Pressetische für dreißig Reporter aus dem gesamten Land aufgestellt wurden, die täglich berichteten. Draußen vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich fahrende Händler, um an den Schaulustigen zu verdienen. Obwohl man Corio als Zeugen für die Bahnhofsaffäre und Weloff für die Bestechungsgelder hatte, fühlten sich die Ankläger nicht wohl in ihrer Haut. Um sich auf Nuckys Verteidigung vorzubereiten, bestellte die Staatsanwaltschaft vor Prozessbeginn 125 Zeugen ein, weil sie fürchtete, sie könnten für die Verteidigung Nuckys angebliche »politische Kosten« bezeugen. Frank wollte ihnen die strafrechtlichen Folgen eines Meineids bewusst machen. Die meisten dieser 125 Zeugen erschienen gar nicht erst. Nucky hatte einen seiner Gorillas in der Lobby des Postgebäudes aufgestellt, in dessen zweitem Stock das FBI seine Büros hatte. Der fing die auftauchenden Zeugen unten ab und schickte sie wieder nach Hause. In der ersten Prozesshälfte trat der mittlerweile als Richter zurückgetretene Joseph Corio als Hauptzeuge der Anklage auf. Das Gerücht, dass Nucky ein stiller Partner bei A . P. Miller, Inc war und die Firma nur dazu diente, Nuckys Schmiergelder reinzuwaschen, gab es seit vielen Jahren. Corios Aussage bestätigte es nun endlich und lieferte die entsprechenden Details. Laut Corio hatte Nucky seit Firmengründung die Hälfte von Millers Gewinnen erhalten, beim Bau des Bahnhofs waren es sogar sechzig Prozent gewesen. Miller hatte Angst gehabt, den Auftrag zu verlieren, und deshalb Nuckys Anteil erhöht.
    Millers Vertrag mit der Eisenbahngesellschaft war eine Zuschlagskalkulation. Miller schrieb regelmäßig Rechnungen und erhielt zusätzlich zu seinen Aufwendungen schon eine gewisse Summe, um seine Fixkosten zu decken. Der Rest wurde von der Eisenbahngesellschaft zurückgehalten, bis der Auftrag erfüllt war. Sollte Miller sich nicht an die Auflagen des Vertrags halten, konnte ein Teil der ausstehenden Zahlungen gestrichen werden.
    Als Miller seinen ersten Scheck erhielt, verlangte Nucky seinen Anteil. Miller erklärte ihm, er müsse bis zur Fertigstellung des Projekts warten, aber Nucky war zu gierig. Im Januar 1934 wurde ein entsprechendes Schriftstück zwischen Miller und Nucky aufgesetzt. Richter Jeffers hatte Corios Sekretärin aufgefordert, ihre Mitschrift wegzuwerfen, aber sie hatte sie behalten. Nucky wusste nur von den beiden Versionen des Originalvertrags, die vernichtet worden waren.
    Nuckys Anwalt, der ehemalige Bundesstaatsanwalt Walter Winne, fragte mehrmals bei der Staatsanwaltschaft nach, ob sie eine Kopie des Originalvertrags besäße, was sie verneinten. Winne wandte sich jetzt an das Justizministerium und bot an, auf schuldig zu plädieren, wenn ihm die Regierung den Vertrag zeigte. Das Angebot wurde abgelehnt, und rechtzeitig zum Prozessbeginn konnte Corios Sekretärin aus ihren Notizen den Text des Originalvertrags zwischen Nucky und Miller rekonstruieren. Nucky leugnete seine Beteiligung, aber die Geschworenen glaubten ihm nicht.
    In dem Schutzgeld-Prozess gegen Nucky verfügte die Anklage plötzlich über mehr Zeugen, als sie eigentlich benötigte. Nachdem Ralf Weloff ausgesagt hatte, gesellten sich einige Mitglieder des Lotterie-Syndikats zu ihm. Weloff sagte aus, dass das Syndikat bereits seit 1933 wöchentliche Beträge an Nucky Johnson zahlte, deren Zweck war, sich vor Razzien und der außerstädtischen Konkurrenz zu schützen. Gab es Probleme mit der

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