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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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Mann‹ sind.«
    Ich wieherte wie ein Bekloppter, und Bernhard und Roger stimmten ein. Männer. Mit Gummihandschuhen. Der war gut. Bernhard nahm den Faden auf, beugte sich im Sessel vor und sprach mit gravitätischem, respektablem deutschem Akzent.
    »Unsere Produktionskapazitäten«, sagte er, »haben inzwischen einen Punkt erreicht, an dem wir eine Exportlizenz für den nordamerikanischen Markt ins Auge fassen. Und wir wenden uns an Sie, Sir, weil wir Sie um Unterstützung bei dem damit auf uns zukommenden Papierkrieg bitten möchten.«
    Für-Sie-Roger nickte und notierte etwas auf einem Block. Vor ihm auf dem Schreibtisch erkannte ich unseren Brief, und er hatte anscheinend das Wort »Gummi« eingekreist. Ich hätte ihn gern nach dem Grund gefragt, aber jetzt war dafür wohl kaum der rechte Zeitpunkt.
    »Roger«, sagte ich und erhob mich, »bevor wir uns eingehender damit befassen …«
    Roger sah von seinem Block hoch.
    »Den Flur runter die zweite Tür rechts.«
    »Danke«, sagte ich.
     
    Die Toilette war leer und roch nach Pinien. Ich schloß ab, sah auf die Uhr, stieg auf die Klobrille und hebelte das Fenster auf. Links benetzte ein Sprenger eine gepflegte Rasenfläche in anmutigen Wasserbögen. Eine Frau in einem Kattunkleid stand neben der Mauer und putzte sich die Fingernägel, während ein paar Meter weiter ein Hündchen hingebungsvoll sein Geschäft verrichtete. Hinten in der Ecke kniete ein Gärtner in Shorts und gelbem T-Shirt und hantierte mit irgendwelchen Sträuchern.
    Rechts nichts.
    Noch mehr Mauer. Noch mehr Rasen. Noch mehr Blumenbeete.
    Und eine Andentanne.
    Ich sprang von der Klobrille herunter, sah wieder auf die Uhr, öffnete die Tür und trat in den Korridor hinaus.
    Niemand da.
    Ich ging zügig zur Treppe und sprang unbeschwert hinunter, nahm zwei Stufen auf einmal und schlug auf dem Geländer den Takt zu einer mir unbekannten Melodie. Ich kam an einem hemdsärmeligen Mann mit Aktenstößen vorbei und sagte laut »Morgen«, bevor er überhaupt den Mund aufbekam.
    Ich erreichte den ersten Stock und sah nach rechts. Hier herrschte schon mehr Leben. Einige Meter weiter im Flur standen zwei Frauen ins Gespräch vertieft, und links von mir schloß ein Mann eine Bürotür auf oder zu.
    Ich sah auf die Uhr und wurde etwas ruhiger, tastete in den Hosentaschen nach etwas, was ich vielleicht irgendwo vergessen hatte und wenn nicht dort, dann irgendwo anders, vielleicht hatte ich es auch gar nicht eingesteckt, aber falls dem so wäre, sollte ich dann nicht lieber zurückgehen und nachschauen? Ich stand stirnrunzelnd mitten im Flur, der Mann links von mir hatte die Bürotür geöffnet, sah mich an und wollte gerade fragen, ob ich mich verlaufen hätte.
    Ich zog die Hand aus der Tasche, lachte ihn an und hielt einen Schlüsselbund hoch.
    »Da ist er ja«, sagte ich, und er nickte mir flüchtig und unsicher zu, bevor ich weiterging.
    Am Ende des Korridors ertönte eine Klingel, ich ging etwas schneller und ließ mit der rechten Hand den Schlüsselbund klimpern. Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und eine Sackkarre wurde in den Korridor geschoben.
    Francisco und Hugo, beide in sauberen Blaumännern, rollten sie vorsichtig aus dem Fahrstuhl. Francisco schob, und Hugo sicherte mit beiden Händen die Wasserfässer. Cool bleiben, hätte ich ihm am liebsten zugeraunt, als ich die beiden vorließ. Meine Güte, das ist doch bloß Wasser. Du gehst damit um, als wäre es deine Frau auf dem Weg in den Kreißsaal.
    Francisco ließ sich Zeit, studierte die Zimmernummern der Büros und machte einen überzeugenden Eindruck, während sich Hugo immerzu umsah und die Lippen leckte.
    Ich blieb vor einem Schwarzen Brett stehen und las mir die Aushänge durch. Drei Zettel riß ich ab, zwei enthielten Anweisungen für den Feueralarm, der dritte war eine allgemeine Einladung zum Barbecue bei Bob und Tina ab Sonntag mittag. Ich stand da und las, als gäbe es nichts Wichtigeres, dann sah ich auf die Uhr.
    Sie hatten Verspätung.
    Fünfundvierzig Sekunden Verspätung.
    Es war zum Mäusemelken. Nach allem, was wir vereinbart und geübt und verflucht noch einmal geübt hatten, kamen die kleinen Scheißer zu spät.
    »Ja bitte?«, fragte eine Stimme.
    Fünfundfünfzig Sekunden.
    Ich sah den Korridor hinab. Francisco und Hugo waren im offenen Empfangsbereich angelangt. An der Rezeption saß eine Frau und betrachtete sie über ihre großen Brillengläser hinweg.
    Fünfundsechzig Scheißsekunden.
    »Salem aleikum«, sagte Francisco

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