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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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wieder schlagen.
    »Ist das Ihre Freundin?«, fragte Kelby leise.
    »Es ist Carolyn.«
    »Sind Sie sicher?«, wollte Halley wissen.
    Schon in dem Augenblick, als er das Tuch zurückgeschlagen hatte, war sie sich sicher gewesen, hatte es sich jedoch nicht eingestehen wollen. »Ja.«
    »Dann machen Sie, dass Sie hier rauskommen.« Halley wandte sich ab und wollte Carolyns Gesicht wieder mit dem Tuch bedecken.
    »Nein.« Melis riss sich von Kelby los und lief zurück zu dem Tisch mit der Leiche. »Noch nicht. Ich muss –«
    Sie betrachtete Carolyns Gesicht. »Ich muss das in Erinnerung behalten …«
    Der Schmerz schien sie zu zerreißen, er löste die Kälte auf und stürzte sie in tiefe Verzweiflung.
    Carolyn …
    Freundin. Lehrerin. Schwester. Mutter.
    Großer Gott im Himmel, was haben sie dir angetan?

    »Das ist Ihr Zimmer.« Kelby schloss die Tür des Hotelzimmers auf und schaltete das Licht an. »Ich habe das Zimmer neben Ihnen. Lassen Sie die Zwischentür angelehnt, damit ich Sie höre, wenn Sie rufen. Und öffnen Sie auf keinen Fall die Tür zum Korridor.«

    Carolyn, leblos und kalt.
    »In Ordnung.«
    Kelby fluchte leise vor sich hin. »Sie hören mir überhaupt nicht zu. Haben Sie verstanden, was ich Ihnen gerade gesagt habe?«
    »Ich soll die Tür zum Flur nicht öffnen. Mach ich nicht. Ich will niemanden reinlassen.« Sie wollte einfach nur allein sein.
    Die ganze Welt ausblenden. Den Schmerz ausblenden.
    »Okay, damit werde ich mich wohl zufrieden geben müssen.
    Und denken Sie dran, ich bin für Sie da, falls Sie mich brauchen.«
    »Ich werde dran denken.«
    Er sah sie frustriert an. »Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, verdammt. Das ist nicht meine – Sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann.«
    »Gehen Sie«, antwortete sie. »Gehen Sie einfach.«
    Er rührte sich nicht, aber in seinem Gesicht spiegelten sich widersprüchliche Gefühle. »Ach, was soll’s.« Er zog die Tür zu und gleich darauf hörte sie, wie er sich vergewisserte, dass sie verriegelt war.
    Benommen registrierte sie, dass er sich nicht darauf verlassen hatte, dass sie die Tür abschließen würde. Vielleicht hatte er Recht. Offenbar war sie nicht in der Lage, klar zu denken.
    Aber die Erinnerungen kamen trotzdem. Die Erinnerung daran, wie sie Carolyn kennen gelernt hatte, wie Carolyn am Steuer ihres Bootes stand und Melis über die Schulter hinweg anlachte.
    Die Erinnerung an die tote, zerfleischte Carolyn auf dem Tisch im Leichenschauhaus.
    Melis schaltete das Licht aus und ließ sich in den Sessel am Fenster sinken. Sie wollte kein Licht. Sie wollte sich in einer Höhle verkriechen und in der Dunkelheit allein sein.

    Vielleicht würden die schlimmen Erinnerungen sie nicht dorthin verfolgen.

    »Gott, du bist ja wirklich schwer zu finden, Jed.«
    Als Kelby herumfuhr, sah er einen hünenhaften Mann durch den Korridor auf sich zukommen.
    Er entspannte sich, als er Nicholas Lyons erkannte. »Das solltest du Wilson erzählen, Nicholas. Der hat ganz Sankt Petersburg nach dir abgesucht.«
    »Ich hatte ein paar Probleme«, erwiderte Nicholas trocken.
    »Aber immerhin habe ich keine Spur aus Leichen hinter mir zurückgelassen. Wilson meinte, du wärst in einen Riesenschlamassel geraten.« Er warf einen Blick auf die Tür.
    »Ist das ihr Zimmer?«
    Kelby nickte. »Melis Nemid.« Er ging ein paar Schritte weiter den Korridor hinunter und schloss sein Zimmer auf. »Komm rein, dann lasse ich dir einen Drink kommen und erzähle dir alles.«
    »Ich kann’s kaum erwarten.« Nicholas verzog das Gesicht, als er Kelby folgte. »Wahrscheinlich wäre es weniger gefährlich für mich, nach Russland zurückzukehren.«
    »Aber auch weniger profitabel«, erwiderte Kelby, während er das Licht einschaltete. »Wenn du schon deinen Hals riskierst, dann wenigstens zu einem hohen Preis.«
    »Marinth?«
    »Hat Wilson dich schon aufgeklärt?«
    Lyons nickte. »Das war der Köder, mit dem er mich hergelockt hat. Ich hab mir gesagt, wenn es um Marinth geht, wirst du sicher einen erstklassigen Schamanen wie mich brauchen.«
    »Schamane? Du bist ein Apatschenhalbblut, das in den Slums von Detroit aufgewachsen ist.«

    »Jetzt hau mir doch nicht so brutal die Wahrheit um die Ohren, wo ich mir so eine schöne Lügengeschichte ausgedacht habe.
    Außerdem hab ich den Sommer immer im Reservat verbracht.
    Du würdest dich wundern, was ich da alles über Magie gelernt habe.«
    Nein, Kelby würde sich gar nicht wundern. Seit er Lyons bei der SEALs-Ausbildung in

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