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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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um zu hören, was wir über Archer wissen.« Er wählte die Nummer. »Ich werde klar Schiff machen, bevor ich abtrete. Und Archer wird der Erste sein, der über Bord geht.«

    Die Sonne schien hell und das Wasser fühlte sich seidenweich an ihrem Körper an, als sie durch die Wellen schwamm. Wie immer waren Pete und Susie ein Stück voraus, aber sie kamen immer wieder zurück, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Sie hatte sich schon oft gefragt, ob die sie wohl für leicht behindert hielten. Es musste ihnen seltsam vorkommen, dass sie so langsam war, während sie mit ihren schlanken Körpern pfeilschnell durchs Wasser gleiten konnten.
    Zeit, umzukehren. Sie sah Kelby am Rand der Veranda stehen, von wo aus er sie beobachtete. Er trug eine Khakihose, Segeltuchschuhe und ein weißes Polohemd und er wirkte muskulös, kraftvoll und hellwach. Sie hatte ihn seit dem Abend zuvor nicht mehr gesehen und plötzlich fühlte sie sich verwirrt.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, sich ihm … so verbunden zu fühlen.
    Es war, als hätte der kurze Moment eines vertraulichen Gesprächs eine Verbindung zwischen ihnen entstehen lassen.

    Verrückt. Wahrscheinlich war sie die Einzige, die so empfand.
    Kelby wirkte völlig entspannt und sogar ein bisschen distanziert.
    »Sie tragen ja einen Bikini.« Er beugte sich vor und zog sie auf die Veranda. »Was für eine Enttäuschung. Cal meinte, Sie würden meistens nackt schwimmen.«
    »Nicht, wenn Gäste auf der Insel sind.« Sie nahm das Handtuch entgegen, das er ihr reichte, und trocknete sich ab.
    »Und in letzter Zeit scheint der Strom der Gäste hier nicht abzureißen.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, wurde ich eingeladen.
    Allerdings bin ich mir darüber im Klaren, dass Sie dafür gewisse Gründe hatten.« Er setzte sich in einen Liegestuhl. »Haben Sie schon mit Archer gesprochen?«
    »Nein, ich habe Ihnen doch versprochen, es nicht zu tun. Ich habe mein Handy ausgeschaltet. Sobald ich angezogen bin, schalte ich es wieder ein.«
    »Ich habe gestern mit Wilson telefoniert und einige Informationen über Archer erhalten. Möchten Sie wissen, mit was für einer Art Monster Sie es da aufnehmen?«
    »Ein Monster ist ein Monster. Aber es kann nicht schaden, so viel wie möglich über ihn zu wissen.«
    »Nein, Archer ist ein Spezialfall. Er ist in den Slums von Albuquerque, New Mexico, aufgewachsen. Im Alter von neun Jahren handelte er schon mit Drogen und mit dreizehn wurde er wegen Mordes an einem Klassenkameraden festgenommen. Es war ein besonders grausamer Mord. Er hat den Jungen zuerst lange und ausgiebig gefoltert.
    Aber die Staatsanwaltschaft konnte ihm den Mord nicht einwandfrei nachweisen, daher mussten sie ihn wieder laufen lassen. Am nächsten Tag war er verschwunden, wahrscheinlich nach Mexiko. Sein Strafregister liest sich wie eine Enzyklopädie des Verbrechens. Er ist vom Drogen- auf den Waffenhandel umgestiegen, auf den er sich seitdem spezialisiert hat. Mit zweiundzwanzig hat er eine eigene Bande um sich geschart und angefangen, auf internationaler Ebene zu operieren. Im Lauf der letzten zwanzig Jahre ist er sehr erfolgreich gewesen.
    Er besitzt Immobilien in der Schweiz und ein eigenes Schiff, die Jolie Fille, von der aus er seine Geschäfte tätigt. Meist liegt das Schiff im Hafen von Marseille, aber er benutzt es auch, um Waffen in den Nahen Osten zu transportieren. Der Dreckskerl ist geld- und machtgeil und ein ausgesprochener Sadist. Beim Lesen der Berichte über das, was er mit rivalisierenden Bandenführern und anderen Opfern gemacht hat, läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Was ihm natürlich zum Vorteil gereicht, weil niemand es wagt, ihm in die Quere zu kommen.«
    »Das wundert mich alles überhaupt nicht«, sagte Melis.
    »Ich wusste, wie er ist. Schließlich habe ich gesehen, was er Carolyn angetan hat. Kriegen wir ein Foto von Archer?«
    »Sobald Wilson eins in die Finger bekommt.« Kelby schaute sie nachdenklich an. »Sie müssen das nicht tun, wissen Sie.
    Nehmen Sie seine Anrufe nicht mehr entgegen. Ersparen Sie sich diese Quälerei. Archer wird uns ohnehin folgen, wenn wir nach Las Palmas aufbrechen.«
    Sie zuckte zusammen. »Wir fahren nach Las Palmas?«
    »Sobald ich die Nachricht erhalte, dass die Trina im Hafen liegt und bereit ist.«
    »Sie wollen mir wirklich helfen? Wollten Sie nicht einen Beweis dafür, dass ich mein Versprechen halten werde?«
    »Manchmal muss man sein Schicksal herausfordern.«
    Er machte ein ernstes Gesicht.

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