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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Einschußloch zwischen den Augenhöhlen sah aus wie ein drittes Auge. Nicht weit davon entfernt das Musterexemplar eines Schädels mit rosa Zähnen - wahrscheinlich Folge einer Hämolyse oder der Auflösung der roten Blutkörperchen, jedenfalls aber ein Phänomen, das immer noch bei jeder forensischen Debatte Anlaß für Auseinandersetzungen ist. Der Boden war übersät mit Walnüssen, gegessen hätte ich jedoch keine davon, weil der Tod hier den Boden regelrecht durchtränkt hatte und alle möglichen Körperflüssigkeiten in das Erdreich dieser Hügel gesickert waren. Der Tod wohnte hier im Wasser und im Wind, zog hinauf zu den Wolken, regnete auf die Farm herab, und die Tiere, die hier lebten, waren längst übersättigt davon. Sie fraßen nicht einmal mehr alles auf, was sie hier fanden, denn das Angebot war überreichlich. Katz und Dr. Shade hatten für mich zwei Versuche angeordnet. Einer simulierte den Verwesungsprozeß in einem Keller; hier wurden die Veränderungen nach Eintritt des Todes in dunkler, kalter Umgebung beobachtet. Für den anderen Versuch dagegen hatte man eine Leiche unter den gleichen Bedingungen und für die gleiche Zeit im Freien deponiert.
    Der Keller-Versuch fand in dem einzigen Gebäude statt, das sich auf dem Gelände der Farm befand, nicht mehr als ein ziegelgedeckter Schuppen. Unsere Versuchsperson, der krebskranke Ehemann, lag darin auf einem Zementsockel. Über die Leiche hatte man eine Sperrholzkiste gestülpt, um sie vor Tieren und Wetterschwankungen zu schützen. Täglich waren Fotos gemacht worden, die Dr. Shade mir jetzt zeigte. Die ersten Tage hatten keine erkennbaren Veränderungen der Leiche mit sich gebracht, dann aber fiel mir auf, daß Augen und Finger langsam austrockneten.
    »Sind Sie jetzt soweit?« fragte Dr. Shade.
    Ich schob die Fotos in den Umschlag zurück. »Ja. Schauen wir ihn uns einmal an.«
    Sie hoben die Kiste hoch, und ich hockte mich neben die Leiche, um sie mir genau anzusehen. Der Mann war klein und dünn gewesen. Bei seinem Tod hatte er einen weißen Stoppelbart am Kinn getragen, und seinen Arm zierte eine perfekte Popeye-Tätowierung mit Anker. Nach sechs Tagen in seiner Sperrholzkrypta waren die Augen des Mannes eingesunken, die Haut war teigig geworden, und der linke untere Quadrant war verfärbt.
    Seine Frau dagegen hatte sich nicht annähernd so gut gehalten, obwohl die Witterungsbedingungen außerhalb der Hütte denen im Innern sehr ähnlich waren. Allerdings hatte es nach Aussage meiner Kollegen ein- oder zweimal geregnet, und zeitweise war die Tote der Sonne ausgesetzt gewesen. Bussardfedern in der Umgebung erklärten einige der Verletzungen der Leiche. Außerdem war die Haut der Toten viel stärker verfärbt, wirkte sehr schlaff und zeigte keinerlei Ansätze von Teigigkeit.
    Schweigend sah ich sie mir eine Weile an. Sie lag zwischen Bäumen nackt auf dem Rücken, nicht weit von der Hütte entfernt. Blätter von Robinien, Walnuß- und Eisenholzbäumen waren ihre Unterlage. Die Tote wirkte älter als ihr Mann. Ihr Körper war vom Alter so gebeugt und verschrumpelt, daß er aussah, als habe er sich auf den Status eines androgynen Kindes zurückentwickelt. Sie hatte pinkfarben lackierte Fingernägel, trug ein künstliches Gebiß und hatte durchstochene Ohrläppchen.
    »Wenn Sie sich das hier ansehen wollen«, rief Katz aus der Hütte herüber. »Wir haben ihn umgedreht.« Ich kehrte zu Katz und Dr. Shade zurück und hockte mich wieder neben die männliche Leiche. Dr. Shade richtete seine Taschenlampe auf die Male am Hinterteil. Die Stelle, die das Eisenrohr verursacht hatte, war leicht als solche zu erkennen, während die Nägel gerade rote Streifen als Spuren hinterlassen hatten, die eher wie Verbrennungen aussahen. Die Abdrücke der Münzen fanden unser größtes Interesse, vor allem einer, der von einem Fünfundzwanzig-Cent-Stück stammte. Wenn man ihn sich ganz genau ansah, waren auf der Haut des Mannes schwach Teile des Abdrucks eines Adlers zu erkennen. Zum Vergleich zog ich Emilys Foto aus der Tasche.
    »Wir haben herausbekommen«, sagte Dr. Shade, »daß aufgrund der Unreinheit des Metalls eine ungleichmäßige Oxydation der Münze stattfand, als der Körper darauf lag. Folge sind diese leeren Stellen und ein ungleichmäßiger Abdruck, sehr ähnlich dem einer Schuhsohle. Gewöhnlich ist auch der ja nicht vollständig, es sei denn, das Gewicht des Körpers ist völlig gleichmäßig auf einer absolut ebenen Oberfläche verteilt.«
    »Gibt es

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