Bodycheck (German Edition)
durch die Zähne. Zwei seiner Finger verharrten kurz an der linken Brustwarze. Zu kurz, um kompromittierend, zu lang, um zufällig zu sein. Toralf war das alles unangenehm. Was wollte der von ihm? Trainieren wir zusammen, und ich verschaff dir den ultimativen Waschbrettbauch, versprach Schroth.
Die Kasernendächer waren fertig geworden, und für Toralf war die Sache fast schon vergessen, da rief Schroth eines Tages in der Firma an und sprach mit dem Chef. Angeblich sei Toralf an der Teilnahme bei einer Mountainbike-Rallye interessiert. Der Chef wunderte sich, denn Toralf fuhr niemals Mountainbike. Er hätte das doch gewusst. Dennoch notierte er Schroths Handynummer und gab den Zettel abends weiter.
Ganz schön hartnäckig, der Mann. Als Toralf umgehend zurückrufen wollte, erinnerte er sich an Schroths Finger an seiner Brustwarze. Wozu war das nötig gewesen? Was wollte der von ihm? Und überhaupt: Toralf war sich in Schroths Gegenwart wie ein bedrängtes Mädchen vorgekommen. Er fand das widerlich. Besser, er riefe erst einmal nicht an. Besser eine Nacht drüber schlafen.
So hatte er den Anruf von Tag zu Tag verschoben. Nach zwei Wochen hatte Toralf gemeint, dass es peinlich wäre, jetzt noch anzurufen. Vielleicht war das besser so gewesen. Den kleinen quadratischen Zettel hatte er im Laufe der Zeit vergessen. Der steckte nun neben Manfreds Visitenkarte in seinem Portemonnaie.
Manfred war irgendwie ganz anders als dieser Schroth. Hatte sich nicht aufgedrängt. Wenn Toralf es recht betrachtete, dann hatte nicht Manfred, sondern er selbst das Heft in der Hand behalten. Wer hatte Manfred abends am Straßenrand angesprochen? Wer hatte ihn zum Training eingeladen? Dieser selbstbewusst auftretende Manfred war ziemlich irritiert gewesen. Und hatte dabei Respekt gehabt. Respekt vor ihm, Toralf. Das hatte Manfred selbst zugegeben. Toralf versuchte sich vorzustellen, wie Manfred wohl zumute gewesen sein mochte, als plötzlich in dunkler Nacht ein Auto neben ihm hielt.
Und dann hatte er Manfred sogar zu einem Ringkampf aufgefordert, zum Kräftemessen zwischen zwei Männern. Klar hatte er verloren, das war dumm gelaufen. Aber Manfred verfügte anscheinend über reichlich Erfahrung mit dieser Art Ringkämpfen, das hatte er unterschätzt. Rein kräftemäßig könnte Manfred eigentlich nicht mithalten, das hatte sich ja beim Bankdrücken gezeigt.
Ach, der Ringkampf … Manfred hatte keine fettfreien, filigran gefrästen Arme. Das waren kräftige Männerarme, wo man die Muskeln trotz kleiner Fettpölsterchen und des Haarflaums auf den Unterarmen mehr als deutlich sah. Manfred hatte direkt auf ihm gelegen, Schweißtropfen waren von seiner Stirn in Toralfs Gesicht getropft. Manfreds Brusthaare hatten in seiner Nase gekitzelt. Beim Training hatte Manfred sein Tanktop getragen, und das hatte verdammt gut ausgesehen.
Toralf kratzte sich im Schritt und bemerkte, dass der Gedanke an den Kampf schon Wirkung zeigte. Verdammt, das ist doch eigentlich ein Männer-Ding, keine Schwulensache. Und nun bekam er einen Steifen beim Gedanken an die Rauferei mit einem massigen Gegner, der ihn obendrein noch besiegt hatte. Toralf meinte, Manfreds Gewicht zu spüren. Manfred hatte ihn am Boden fixiert. Seine Kräfte hatten nicht gereicht … Und obwohl er es hasste, wehrlos zu sein, spürte er, wie die Wehrlosigkeit als süßes Gift durch seinen Körper floss. In diesem Moment kam der Samen in langen Zügen. Toralf wischte die Hand an der feuchten Unterhose ab und zog sie aus. Er musste sowieso noch unter die Dusche. Ob er die Visitenkarte besser zerreißen sollte?
Toralf ging hinunter ins Bad und ließ warmes Wasser auf seine Kopfhaut prasseln. Er seifte die Arme ein und betrachtete zufrieden den Umfang der aufgepumpten Muskeln. Als Heranwachsender hatte er seiner Mutter ein Maßband aus dem Nähkästchen stibitzt und damit wieder und wieder voller Ungeduld das Wachstum seiner Oberarme überprüft. Er hatte es kaum abwarten können. Nach der Wende hatte er auf seiner ersten Fahrt in den Westen von einem Teil des Begrüßungsgelds Bodybuilding-Magazine gekauft und sehnsuchtsvoll die Hochglanzfotos seiner Vorbilder betrachtet. Von da an hatte er sein Ziel vor Augen gehabt, und er arbeitete mit Verbissenheit und hartem Training daran, es zu erreichen. Heute würde es keiner von den Kumpels wagen, sich mit ihm anzulegen.
Toralf stieg aus der Dusche, rubbelte sich ab und betrachtete sich dabei im Spiegel. Was er sah, gefiel ihm. Na ja, bis auf die
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