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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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Leiche zu transportieren. Eine Dartscheibe.
    In der Mitte der Dartscheibe glitzerte etwas Metallisches. Ein Stück Kork war weggerissen worden, und darunter blitzte die stählerne Rückwand auf. Loogan berührte den Stahl mit der Fingerspitze und ertastete eine Delle, flach, rund. Wie der Abdruck einer Kugel.

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    »David.«
    »Sie hat Adrian Tully umgebracht.«
    Elizabeth Waishkey hatte ihre langen rabenschwarzen Haare zu Zöpfen geflochten. Sie trug ein Leinenhemd, das am Kragen weit aufgeknöpft war, eine Kette aus Glasperlen und Blue Jeans, die am Knie eingerissen waren. Sie stand an ihrer Haustür und knetete ein Geschirrtuch zwischen ihren Händen, als hätte er sie gerade bei der Hausarbeit unterbrochen.
    In David Loogans Augen schimmerte sie wie ein Engel. Ihr Hemd war weiß wie das Geschirrtuch. Unirdisch weiß und leuchtend. An ihrer Kehle glitzerten die Glasperlen.
    »David«, sagte sie. »Sie sind blass.« Sie kam auf die vordere Veranda heraus und sah auf die Straße. »Sie sind nicht zu Fuß hierhergekommen, oder?«
    Loogan hatte die Nacht unruhig auf dem Ledersofa im Haus der Kristolls verbracht, und am Morgen hatte er sich von Laura nach Hause fahren lassen. Sie hatten einen Umweg zu Sean Wrentmores Eigentumswohnung gemacht in der Hoffnung, Loogan könnte sich seinen Wagen holen, aber der stand nicht mehr auf dem Parkplatz des Restaurants. Zu Hause tätigte er ein paar Anrufe und klärte den Verbleib – auf dem Parkplatz für beschlagnahmte Fahrzeuge, der zum Dezernat von Ann Arbor gehörte. Er musste noch einen Tag warten, bis er das Auto wieder abholen konnte, denn sonntags war der Parkplatz geschlossen.
    All das erklärte er Elizabeth nicht. Mit einer Handbewegung überging er die Frage.
    »Kein Auto«, sagte er.
    |400| »Wie lange sind Sie schon unterwegs?«
    »Ich weiß es nicht.« Es kam ihm so vor, als wären es mindestens zwei Stunden gewesen. Nach der ersten Stunde war ihm in den Sinn gekommen, dass er sich ein Taxi hätte rufen sollen.
    Am Ende hatte er sich ein bisschen verlaufen, war im Kreis gegangen. Ihm war etwas schwindelig geworden, und schwindelig war ihm noch immer. Das war wahrscheinlich der Grund, warum Elizabeth Waishkey so schimmerte.
    »Sie sind nicht überrascht«, sagte er.
    Sie neigte ihren Kopf. »Doch, das bin ich. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie vor meiner Tür auftauchen. Aber wenn Sie schon mal da sind, sollten Sie doch reinkommen.«
    »Ich meine, Sie waren nicht überrascht, als ich Ihnen sagte, dass sie Tully getötet hat. Sie haben gar nicht gefragt, von wem ich rede.«
    »David   –«
    »Laura Kristoll«, sagte er. »Ich habe sie gestern Abend getroffen. Ich war bei ihr zu Hause.«
    »Ja.«
    Er registrierte etwas in ihrer Stimme. »Sie wussten das schon«, sagte er. »Sie beobachten sie. Sie lassen sie überwachen.«
    Elizabeth legte ihm die Hand auf die Schulter. »David, kommen Sie herein.«
    »Ich will mich Ihnen an Ihrem Sonntagnachmittag nicht aufdrängen.«
    »Sie sollten sich hinsetzen. Sie sehen wirklich nicht gut aus.«
    Dankbar für ihr Einfühlungsvermögen lehnte sich Loogan an das weiße Geländer der Veranda. Die Novembersonne fiel grell auf das Geländer. Sie schien sogar noch unter dem Verandadach, wo bei allem, was recht war, eigentlich Schatten hätte herrschen müssen.
    »Wie lange beobachten Sie sie schon?«, fragte er.
    Elizabeth trat einen Schritt zurück. Sie warf sich das weiße Geschirrtuch über die weiße Hemdschulter. »Wir haben sie |401| nicht beobachtet. Wir haben das
Gray Streets
-Gebäude überwacht. Die Sache ist die, dass wir eine Weile die überregionalen Medien in der Stadt hatten. Nathan Hideaway gab eine gute Geschichte ab. Fotografen waren Bridget Shellcross auf den Fersen, andere hefteten sich an Laura, und einer hatte die glänzende Idee, in Tom Kristolls Büro in der Redaktion einzubrechen. Er hat versucht, Bilder zu machen, die er an die Boulevardblätter verkaufen wollte – Bilder vom Tatort eines der Verbrechen Hideaways.
    Danach haben wir das Gebäude im Auge behalten. Ein Streifenpolizist ist gestern Abend vorbeigefahren und hat gesehen, wie Laura herauskam. Sie waren bei ihr. Er ist Ihnen gefolgt.«
    Loogan kniff die Augen zusammen. »Warum?«
    »Das Dezernat interessiert sich für Laura Kristoll«, sagte Elizabeth mit einem Achselzucken. »Es gibt Leute, die es ihr verübeln, dass sie Informationen über Sean Wrentmores Tod zurückgehalten hat. Es gibt Leute, die die Nachricht begrüßt haben, dass

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