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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Anfrage zu schicken?«
    »Aus Höflichkeit«, sagte Katharina.
    »Ich wusste nicht, dass der Vorstand sich mit Konferenzplänen abgibt, Henry.«
    Bork lächelte. »Der Vorstand gibt sich mit allem ab. Außerdem - Dr. de Bosch, beide Dr. de Boschs, genießen ein hohes Ansehen bei uns.«
    »Aha«, sagte ich. Der Alte lebte demnach noch.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Katharina mich beobachtete. Niemand sagte einen Ton. Ich schien an der Reihe zu sein, doch ich hatte wohl meinen Einsatz verpasst.
    »Ein sehr hohes Ansehen«, sagte Bork schließlich etwas angespannt.
    Ich fragte mich, was mit ihm los war. Dann erinnerte ich mich an Gerüchte, die ich vor ein paar Jahren in der Ärztekantine gehört hatte, ohne es zu wollen. Borks Tochter, die jüngste von vieren, Teenager, war ein Problemkind, eine chronische Schulschwänzerin mit Lernstörungen und einer Tendenz zu sexuellen Experimenten. Vor zwei oder drei Jahren hatte man sie in irgendein Besserungsheim geschickt. Man sprach nicht darüber in der Familie. Man war beschämt.
    Einer von Borks vielen Gegnern hatte die Geschichte genussvoll verbreitet.
    De-Bosch-Forschungsinstitut und -Erziehungsheim ...
    Bork schaute mich an. Sein Blick sagte mir, dass ich besser nicht weiterbohrte.
    »Ja, natürlich«, sagte ich. Es klang verlogen.
    Katharina de Bosch runzelte die Stirn, doch Bork schien zufrieden zu sein. Er lächelte. »Und deshalb ist es uns so wichtig, dass diese Konferenz stattfindet. Ich bin sicher, Sie und Dr. de Bosch werden gut zusammenarbeiten.«
    »Beide Dr. de Boschs?«
    »Meinem Vater geht es nicht gut«, sagte sie, als hätte ich das wissen müssen. »Er hatte vor einem halben Jahr einen Schlaganfall.«
    »Das tut mir leid.«
    Sie stand auf, strich hastig ihren Rock glatt und griff nach ihrem Aktenkoffer.
    »Ich muss jetzt gehen. Mein Vater wartet auf mich. Wenn Sie mich zu meinem Wagen begleiten, könnte ich Sie über ein paar Einzelheiten bezüglich der Konferenz unterrichten, Dr. Delaware.«
    Bork zuckte zusammen, als er ihren herrischen Ton hörte, und schaute mich verzweifelt an. Ich dachte daran, was er mit seiner Tochter durchmachen musste, und sagte: »Gern.«
    »Wunderbar.« Bork atmete auf. »Vielen Dank, Alex.«
    Katharina war schon auf dem Abmarsch. Ich schaffte es gerade noch, sie einzuholen und ihr die Tür aufzuhalten.
    Kaum waren wir draußen, sagte sie mir auf den Kopf zu: »Sie sind Verhaltenstherapeut, nicht wahr?«
    »Falsch. Ich bin Pragmatiker. Ich benutze alles, was gerade funktioniert, einschließlich Verhaltenstherapie.«
    Sie verzog den Mund, legte noch einen Zahn zu und stob mit ihrem Aktenkoffer durch den belebten Krankenhauskorridor, immer einen halben Schritt voraus.
    Ihr Wagen stand direkt vor dem Eingang, mitten in der für Krankenwagen reservierten Parkverbotszone. Es war ein brandneuer, schwerer Buick, schwarz mit silbernem Kunstlederdach. Ein Sicherheitsmann passte auf ihn auf. Als er sie kommen sah, hob er eine Hand an seine Mütze.
    Sie ließ mich stehen und startete den Wagen. Ich schaute durch das geschlossene Seitenfenster, bis sie mich endlich ansah. Sie schien überrascht zu sein, dass ich noch da war, zog eine Augenbraue hoch und fuhr das Fenster herunter. »Ja?«
    »Wollten wir nicht über die Konferenz reden? Die Einzelheiten?«
    »Die Einzelheiten sind, dass ich alles in die Hand nehme. Kümmern Sie sich nicht darum, machen Sie die Dinge nicht kompliziert, dann wird sich alles regeln. Ist das klar?«
    Meine Kehle schnürte sich zusammen. Sie legte einen Gang ein.
    »Jawohl, gnädige Frau«, versuchte ich zu erwidern, doch bevor ich etwas sagen konnte, war sie schon davongebraust.
    Ich hörte nichts mehr von ihr, bis ich eine Woche vor der Konferenz einen steif formulierten Brief erhielt, mit der Anfrage, ob ich einen Vortrag halten wollte. Ich rief sie an und lehnte dankend ab. Sie klang erleichtert.
    »Aber es wäre nett, wenn Sie die Teilnehmer willkommen heißen würden.«
    »Ach ja?«
    »Ja.« Sie legte auf.
    Ich wollte mich am ersten Tag nur zeigen, um ein paar Begrüßungsworte zu sagen. Aber mangels Gelegenheit, unbemerkt zu verschwinden, verbrachte ich den ganzen Morgen auf dem Podium, neben dem anderen Komiteemitglied, Harvey Rosenblatt, dem Psychiater aus New York. Ich versuchte, Interesse zu mimen, als Katharina zum Rednerpult schritt. Ich fragte mich, ob ich nun, vor der Öffentlichkeit, eine andere, mildere Seite von ihr sehen würde.
    Die Öffentlichkeit war übrigens kaum der Rede wert. Das

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