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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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über einen Mitbürger namens Lyle Edward Gritz weißt«, sagte Milo. »Kennst du ihn?«
    »Wie einen Bruder.«
    »Wirklich?«
    »Ja, aber was bedeutet das heutzutage schon, ein Bruder. Eigentlich kenne ich ihn kaum.«
    Milo blickte zum Zaun. »Ist er da drin?«
    »Nein.«
    »Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber er hat sich hier herumgetrieben?«
    »Ja, manchmal.«
    »Wann zuletzt?«
    Der Mann ignorierte die Frage und starrte mich wieder an. »Wer bist du?«, fragte er. »Eine Art Journalist, oder was?«
    »Er ist ein Doktor«, sagte Milo.
    »Ach wirklich?« Er grinste. »Hast du vielleicht ein bisschen Penicillin für mich? Man steckt sich hier mit allem möglichen an. Gib mir irgendwas -Amoxicillin, Erythromycin, Tetracyclin, irgendwas, um diese fiesen kleinen Bakterien zu töten.«
    »Ich bin Psychologe«, erklärte ich.
    »Au!«, sagte der Mann, als hätte ich ihm wehgetan. Er schüttelte den Kopf. Sein Blick war jetzt klar und ernst. »Tut mir leid, Mann, aber für so was habe ich nicht die geringste Verwendung.«
    »Was ist mit Gritz?«, hakte Milo ein. »Kannst du mir irgendetwas über ihn sagen?«
    Er schien zu überlegen. »Weißer Penner, Alkoholiker, Schwachkopf, aber kräftig. Kein Grund, hier zu enden. Aber hab ich etwa einen? Wahrscheinlich denkt ihr, ich bin ein ausgeflippter Yuppie. Weil ich die Grammatik beherrsche, obwohl ich ein Neger bin.«
    Ich erwiderte sein Lächeln.
    »Falsch«, sagte er, »total daneben. Ich war früher Müllmann, städtischer Angestellter in Compton. Gute Bezahlung, und man trägt Handschuhe. Ein Spitzenjob. Dann machte ich den Fehler, zu kündigen und mich selbstständig zu machen. Für eine Weile lief es toll, ich hatte sechs Leute, doch dann kam die Flaute, es ging bergab, und ich geriet an die Nadel.«
    Er zog einen Arm unter der Decke hervor. Der knochige Unterarm war das typische Schlachtfeld aus Narben und Abszessen, manche offen.
    »Der hier ist frisch.« Er zeigte auf einen Einstich in der Nähe des Handgelenks. »Den hab ich mir kurz vor Sonnenuntergang verpasst. - Ich ergebe mich, Bulle. Nimm mich fest. Gib mir ein Bett für die Nacht.«
    »Das mach ich nicht«, sagte Milo.
    »Das machst du nicht?« Er lachte. »Was ist los mit dir? Bist du ein Liberaler, oder was?«
    Milo schaute ihn an und rauchte.
    Der Mann steckte seinen Arm wieder weg. »Dann besorg mir wenigstens einen richtigen Doktor, der mir Methadon geben kann. Im Städtischen hier gibt es nichts mehr, nicht mal Antibiotika. Ausverkauft.«
    »Ich kann dich irgendwo bei der Notaufnahme absetzen.«
    Der Mann lachte wütend. »Wozu? Um die ganze Nacht im Wartesaal zu sitzen, mit den Herzinfarkten und Schusswunden? Ich hab doch nichts, keine Symptome, nur den Virus. Die lassen mich doch nur warten. Das Gefängnis ist viel besser. Die Abfertigung geht schneller.«
    Milo holte seine Geldbörse heraus und gab ihm ein paar Banknoten. »Hier, such dir ein Zimmer. Das Wechselgeld kannst du behalten.«
    Der Mann schenkte ihm ein warmes, ehrliches Lächeln und steckte das Geld unter seine Decke. »Das ist wirklich nett von dir, Bulle. Ich fühl mich gleich viel besser.«
    »Hat Gritz auch mit Drogen rumgemacht?«
    »Nein, nur Schnaps. Hab ich doch gesagt: weißer Abschaum. Der und sein Hillbilly-Geplärre...«
    »Er sang?«
    »Die ganze Zeit, mit seiner jodeligen weißen Pennerstimme. Er dachte, er sei Elvis.«
    »War er gut?«
    Der Mann zuckte die Schultern.
    »Ist er je gewalttätig geworden?«
    »Nicht, während ich dabei war.«
    »Was kannst du mir sonst noch über ihn erzählen?«
    »Nicht viel. Das ist hier keine Hippiekommune; du bist in Little Calcutta. Jeder ist hier für sich.«
    »Er hatte keinen speziellen Freund?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Sagt dir der Name David Hewitt was?«
    Er senkte den Kopf und überlegte. »Hewitt, Hewitt... war das nicht der Typ, der die Sozialarbeiterin umgelegt hat?«
    »Hast du ihn gekannt?«
    »Nein, ich hab es in der Zeitung gelesen - hat mir Sorgen gemacht, damals, wegen der Leute, die vielleicht herkommen würden, um sich an uns zu rächen.«
    »Du hast ihn also nie getroffen?«
    »Nie.«
    »Du weißt auch nicht, ob er und Gritz Kumpel waren?«
    »Nein. Ich sage doch, ich habe ihn nie getroffen.«
    »Jemand hat uns erzählt, Gritz habe von seinem zukünftigen Reichtum geschwafelt.«
    »Klar, das hat er immer getan, der Idiot. Er würde’ne Platte aufnehmen und der zweite Elvis werden, hat er immer gesagt. Nach der ersten Flasche Schnaps

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