Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
Menge Leute da sein«, beruhigte ich sie.
Sie nickte und schaute zum Wagen. Der Hund betapste die Stoßstange, und sie musste lächeln.
»Ich glaube, da hat jemand Lust mitzukommen.«
»Ich hätte nichts dagegen, aber Wasserspiele sind nicht sein Fall. Er hat Angst vor Wasser.«
»Kannst du ihn davon nicht kurieren, mit etwas Therapie?«
»Es wäre einen Versuch wert. Als Hundepsychologe könnte man sicher einen Haufen Geld machen.«
Die vier Gartenbiotopspezialisten waren zeitig gekommen, und der Teich war schon halb leer, als ich dazukam. Der künstliche Wasserfall war abgeschaltet und die Fische in belüfteten blauen Fässern auf der Ladefläche eines Kleintransporters verstaut. Im Augenblick waren die Männer dabei, die Wasserpflanzen herauszurupfen und in Plastiksäcke zu packen und die Belüftungsschläuche der Fässer zu überprüfen.
Der Hund folgte mir, als ich zur Terrasse hinaufging, um die Post der letzten zwei Tage zu holen. Unter dem Haufen von Briefen, das meiste davon Routinekram, fiel mir ein langer weißer Umschlag auf. SHERMAN GREER, RECHTSANWALT stand darauf, darunter eine Adresse in Simi Valley.
Es war ein Brief mit der Mitteilung, dass der Antragsteller, Donald Wallace, guten Grund hätte anzunehmen, ich kennte den Aufenthaltsort der legitimen Nachkommen besagten Antragstellers, d. h. Sandra Wallace und Stefanie Wallace, und dass er mich aufforderte, diesen unverzüglich dem Anwalt des Antragstellers mitzuteilen, damit eine Verletzung der Rechte des Antragstellers vermieden würde.
Der Rest bestand aus Drohungen in Juristenchinesisch. Ich steckte den Brief in den Umschlag zurück und schob ihn in meine Tasche.
Der Hund kratzte an der Haustür. Ich schloss die Tür auf, und er rannte in die Küche, zum Kühlschrank. Genau wie Milo, dachte ich.
Mir fiel ein, dass ich in der Eile unseres Umzugs die Lebensmittel vergessen hatte. Ich schüttete Milch weg und warf vergammelten Käse und faules Obst in den Abfall. Ein Stück Hackbraten in einem Plastikbehälter sah noch essbar aus. Der Hund schaute drein, als hätte er einen Engel gesehen.
»Schon gut, schon gut.« Ich ließ das Hackfleisch in eine Schale fallen, die ich vor ihm auf den Boden stellte. Obst und Gemüse, soweit es noch nicht verdorben war, packte ich in eine Plastiktüte, die ich gleich in den Wagen legte.
Die Teichmannschaft war fast fertig. Die Karpfen auf der Ladefläche schienen ganz munter zu sein.
»Die Pumpe läuft noch«, sagte der Vorarbeiter. »Es wird noch etwas dauern, bis alles abgesaugt ist. Wenn Sie wollen, können wir warten, aber Sie wissen ja, wir werden stundenweise bezahlt. Vielleicht sind Sie selbst noch eine Weile hier. Schalten Sie sie einfach ab, bevor Sie gehen.«
»Kein Problem.« Ich schaute zu ihrem Pritschenwagen. »Geben Sie gut Acht auf meine Fische.«
»Klar. Wann ungefähr wollen Sie sie zurückhaben?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Machen Sie einen längeren Urlaub?«
»So ungefähr.«
»Nicht schlecht.« Er gab mir die Rechnung und setzte sich hinter das Steuer. Als sie weg waren, war es vollkommen still, bis auf das Gurgeln der Pumpe.
Ich setzte mich an das Ufer meines Teiches, jetzt nur noch ein lehmiges Loch, und schaute zu, wie das restliche Wasser verschwand. Die Hitze und die Ruhe machten mich schläfrig. Ich war nicht sicher, wie lange ich so gesessen hatte, als mich jemand ansprach: »He.«
Hinter mir am Tor stand jemand mit einer Eisenstange in der Hand. Er war Ende zwanzig oder Anfang dreißig, mit dunklen Bartstoppeln und einem dichten Mongolenschnauz, der bis an die Kinnspitze reichte. Er trug ölige Jeans, Stiefel mit Ketten und ein schwarzes T-Shirt unter der schweren Motorradjacke. Schwarzes, schütteres Haar, ein goldener Ring im Ohr und Stahlketten um den Hals. Dicke, tätowierte Arme, ein mächtiger, harter Kugelbauch, krumme Cowboybeine. Einsfünfundachtzig, neunzig Kilo nach meiner Schätzung.
Er kam gemächlich näher und pfiff dabei durch die Zähne. Das Eisen baumelte von seiner rechten Hand, parallel zu seinem Oberschenkel.
»Was wollen Sie?«, fragte ich.
»Donalds Kinder, Mann.« Die Stimme war tief und schleppend.
»Die sind nicht hier.«
»Wo sind sie dann?«
»Weiß ich nicht.« Die Eisenstange schwang weiter aus.
»Ich habe eben den Brief von Donalds Anwalt bekommen«, sagte ich.
»Da scheiß ich drauf.« Er kam immer näher. Er stank wie ein Korb voll schmutziger Socken.
Ich stand auf, doch viel Manövrierraum hatte ich nicht. Hinter
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