Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
Vom Netzwerk:
Familie und Freunde einzuweihen. Das tat er, und es gab keine größeren Schwierigkeiten. Eines Tages wendete sich das Blatt jedoch. Von jetzt auf gleich mieden die Bewohner der Stadt ihn. Seine Eltern hatten sich am Anfang nicht sonderlich begeistert gezeigt, sein Geständnis aber akzeptiert. Urplötzlich enterbten sie ihn und setzten ihn vor die Tür. Selbst sein eigener Bruder wollte nichts mehr mit jemandem zu tun haben, der …« Mit einem Mal hielt er inne und wandte den Blick ab.
    »Geht es in der Geschichte um Ihren Bruder?«, fragte ich.
    Father Reedy nickte.
    Ich wagte es kaum, die nächste Frage zu stellen. Zum Glück übernahm Chester das für mich.
    »Was ist aus ihm geworden?«, fragte er.
    »Man fand ihn am Stadtrand. Tot«, antwortete Father Reedy mit brüchiger Stimme. »Er ist zu Tode geprügelt worden.«
    »Oh«, entfuhr es Chester.
    »Das tut mir leid«, sagte ich.
    »Aber das war nicht einmal das Schlimmste«, fuhr Father Reedy fort. »Am Tag seiner Beerdigung stürmten unzählige Gemeindemitglieder die Kirche. Sie protestierten dagegen, dass so jemand ein kirchliches Begräbnis bekäme, und verlangten den Rücktritt des Pfarrers. Einer besaß sogar die Dreistigkeit, mir ins Gesicht zu sagen, mein Bruder würde in der Hölle schmoren. Es war niemand Geringeres als Reginald Feltless.«
    »Feltless?«, fragte ich. »Sie meinen den Priester aus Wernsbridge?«
    »Genau den«, antwortete Father Reedy. »Ihr könnt euch also vorstellen, dass ich nicht sonderlich begeistert bin über die Verbindung der beiden Jugendgruppen.«
    »Das ist echt krass«, sagte Chester. »Trotzdem verstehe ich nicht, was das mit uns zu tun hat.«
    »Das waren beides Beispiele für Gemeinden, die von einem Tag auf den anderen den Verstand verloren haben«, erklärte Reedy. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass in beiden Städten etwas passiert ist. Etwas, das die Menschen angestachelt hat.«
    »Was denn?«, meinte Chester. »Was könnte geschehen sein?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Father Reedy. »Aber dasselbe scheint sich hier anzubahnen. Wenn ihr mich fragt, hat die Sache einen teuflischen Hintergrund.«
    »Klingt, als würde das in mein Fachgebiet fallen«, sagte ich. »Am besten, ich gehe nach Hause, hole meine Sachen und befrage …« Als mein Blick auf Chester fiel, hielt ich inne. »Ich werde meinen Freund fragen, ob er uns weiterhelfen kann.«
    »Du hast einen Freund, der sich mit so was auskennt?«, fragte Chester ungläubig.
    »Das könnte man so sagen«, antwortete ich ausweichend.
    »Habe ich doch gerade eben getan«, schoss er zurück.
    »Nun gut«, sagte Father Reedy. »Stuart, du weißt, dass ich es nicht gerne sehe, wenn du … mit deinem Freund kommunizierst. Aber es scheint mir in diesem Fall die einzige Lösung zu sein. Kommt, ich fahre euch.«
    »Ich kann laufen, so weit ist es ja nicht«, schlug ich vor.
    »Deshalb habe ich das nicht vorgeschlagen«, gab er zurück. »Ich mache mir Sorgen um eure Sicherheit.«
    Ich malte mir aus, was uns zustoßen könnte.
    »Einverstanden«, willigte ich schließlich ein.
     
    Fünf Minuten später kamen wir an meinem Elternhaus an, wo uns der nächste Schock bevorstand. Meine Sachen – Kleider, Bücher, einfach alles – lagen quer in der Einfahrt verstreut.
    »Nein«, rief ich, sprang aus dem Auto und rannte zum Haus. Direkt unterhalb meines Schlafzimmerfensters lag mein Computer. Jemand hatte ihn offensichtlich hinausgeworfen, denn das Gerät war vollkommen demoliert. Hastig suchte ich herum, doch von meinen CD-ROMs und meiner Videokamera war nirgends eine Spur zu entdecken.
    Mein Filmprojekt war futsch.
    »Nein!«, schrie ich und trat gegen meinen DVD-Ständer. Er war ohnehin fast leer. Von meinen dreiundzwanzig DVDs waren nur noch zwei übrig geblieben. Obwohl ich meine kleine Sammlung über alles liebte – allen voran die Monty-Python-Filme –, konnte ich in dem Moment an nichts anderes denken als an meinen eigenen Film.
    Sämtliche CD-ROMs waren fort. Genau wie meine Videokamera. Mein Computer war restlos zerstört. Alle Aufnahmen, in denen Fon Pyre der Welt die Wahrheit über Gott und das Leben nach dem Tod erzählt hatte, existierten nicht mehr. Ich wollte mich auf den Boden werfen und losheulen. Andererseits hatte ich nicht übel Lust, das Haus zu stürmen und den Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Ich entschied mich für Letzteres.
    Jedoch ohne Erfolg. Die Haustür war nicht nur fest verriegelt – außerdem war noch das Schloss ausgetauscht

Weitere Kostenlose Bücher