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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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Dämonen tatsächlich existierten – und dass ich einen davon auf dem Rücken trug.
    Ein Kinderspiel, oder?
    »Hey«, flüsterte Jane und berührte Lucie an der Schulter.
    »Für die sanfte Tour haben wir keine Zeit«, sagte ich und trat gegen die Bank, auf der Paul lag. »Hey! Aufwachen!«
    Wie vom Blitz getroffen fuhren die drei hoch. Im ersten Moment hatten sie Angst, wir wären gekommen, um sie zu teeren und zu federn. Deshalb brachten Jane und ich sie schnell auf den aktuellen Stand der Dinge.
    »Und du bist also ein echter Selbstbeflecker«, sagte Ryan verächtlich.
    »Genau wie du«, schoss ich zurück. »Ansonsten würdest du dich wohl kaum in einer Kirche verstecken, oder?«
    »Ich bin keiner, der an sich herumfummelt«, gab Ryan zurück. »Irgendein Schwachkopf aus der Schule hat mich beim Pinkeln beobachtet, sich was in seinem kranken Hirn zusammengereimt und bei Raiser dafür gesorgt, dass ich fliege.«
    »Du machst Witze«, meinte Jane.
    »Er sagt die Wahrheit«, meldete sich Paul zu Wort. »Die Schulregeln sind ultrastreng geworden. Der kleinste Verdacht auf eine Sünde reicht, und schon fliegst du.«
    »Genau. Und dann der Quatsch, dass wir während des gesamten Unterrichts die Hände auf dem Tisch liegen lassen müssen«, schimpfte Ryan. »Als ob wir uns im Klassenzimmer einen runterholen würden.«
    »Die Kleidervorschriften sind auch verschärft worden«, fügte Lucie hinzu. »Shirts und Blusen müssen langärmelig und bis zum Kragen zugeknöpft sein. Röcke, die nicht bis zum Boden gehen, sind verboten, und die Hosen müssen so weit geschnitten sein, dass keine Rundungen oder …«, sie blickte an den Jungen herab, »… Beulen erkennbar sind. Und Mädchen mit großen Brüsten sind dazu verdonnert worden, weite Jacken zu tragen, um ihre Oberweite zu verstecken.«
    »Ist doch klasse! Dann erkennt man die heißen Girls gleich an den Jacken«, meinte Paul.
    »Wenn das so ist, brauchst du dir ja sicher keine weiten Hosen zuzulegen«, entgegnete ich mit Blick auf seine engsitzenden Jeans. »Weshalb bist du eigentlich hier? Immerhin hast du meiner Schwester den Laufpass gegeben, weil du auf keinen Fall mit der Schwester eines Sünders gesehen werden wolltest. Vermutlich bist du also vollkommen unschuldig, stimmt’s?«
    »Nun ja, das stimmt tatsächlich«, erwiderte Paul. »Ich habe mich noch nie unsittlich berührt. Sogar beim Pinkeln setze ich mich hin, damit ich nichts anfassen muss. Heute morgen allerdings …« Der Rest des Satzes ging in unverständlichem Gemurmel unter.
    Auf meinem Rücken kicherte Fon Pyre. Das Gehör von Dämonen ist von Natur aus besser als das von Menschen.
    »Wie war das?«, sagte ich schnell, ehe sich einer der anderen zum Lachen des Dämons äußern konnte.
    »Ich …«, setzte Paul erneut an und verfiel sofort wieder ins Murmeln. Nur mit dem Unterschied, dass ich ihn dieses Mal verstand.
    »Du bist mit einer Morgenlatte aufgewacht?«, wiederholte ich. Und obwohl wir uns in einer schummerigen Kirche befanden, die lediglich von unseren Taschenlampen erhellt wurde, entging mir nicht, dass Paul knallrot wurde. Ryan kicherte, und Fon Pyre stieß ein Glucksen aus.
    »Was war das?«, fragte Lucie.
    »Nichts, niemand«, antwortete ich. Sofort stellte sich Jane neben mich, um meinen dämonischen Reisebegleiter zu verdecken.
    »Das ist nicht lustig«, fuhr Lucie fort. »Paul gibt sich alle Mühe, seine Sünde in Worte zu fassen und irgendwie damit zurechtzukommen. Und ihr beide …«
    »Sünde?«, unterbrach ich sie. »Ein morgendlicher Ständer ist was total Normales. Reine Biologie.«
    »Das stimmt nicht!«, konterte Paul. »Es sind die Sünden in meinem Unterbewusstsein, die so an die Oberfläche gespült werden.«
    »Ich bitte dich!«, entgegnete Jane.
    »Genau so ist es«, wehrte sich Paul, dem bereits die Tränen über die Wangen liefen. »So hat es mir mein Vater erklärt, als er mich rausgeworfen hat. Er meinte, es stünde so in der Bibel.«
    »Das ist totaler Quatsch!«, sagte ich.
    »Nein, ist es nicht!«, jammerte Paul. »Was mein Dad sagt, stimmt.«
    »O Gott!«, seufzte ich und schlug mir die Hände vors Gesicht.
    »Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen«, ermahnte Lucie mich.
    »Genau!«, meldete sich Ryan zu Wort. »Vor allem nicht in einer Kirche.«
    Wieder lachte Fon Pyre auf. Glücklicherweise reagierte Jane geistesgegenwärtig und fragte mit lauter Stimme: »Was ist denn mit dir, Lucie? Warum bist du hier?«
    »Meine kleine Schwester hat mich dabei

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