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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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Zum Beweis hat sie das Top und den Bon. Auf dem ist Datum und Uhrzeit vermerkt. Mit einem Daumen signalisiert sie der Freundin, dass alles geritzt ist.
    Als sie sich aus der Küche eine Flasche Wasser holen will, stößt sie auf ihren Vater. Ganz alleine sitzt er am Tisch. Seine Augen schwimmen. Emilia bleibt wie überrascht vor ihm stehen. Sie kann nicht anders. Sie muss ihn fragen. »Fehlt dir das hier alles manchmal?«
    Â»Ihr fehlt mir. Sophie und du. Die Stadt hier natürlich auch ein bisschen. Hier ist alles so vertraut. Ich hatte hier wirklich eine gute Zeit«, sagt er ehrlich und legt den Arm um seine Tochter.
    Â»Hast du eigentlich eine Freundin?« Emilia kann sich einfach nicht beherrschen.
    Â»Nein. Ich bin ein paarmal mit einer anderen Architektin ausgegangen, die ihr Büro neben meinem hat. Aber irgendwie war es komisch. Erst dachte ich, dass ich nicht mehr weiß, wie flirten geht. Dann habe ich gemerkt, dass ich es eigentlich nicht will.«
    Emilia nickt. Sie will sich gar nicht vorstellen, wie ihr Dad mit einer fremden Frau bei Kerzenschein in einem Restaurant sitzt.
    Â»Willst du mich wirklich nicht für ein paar Tage besuchen in den Ferien?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Fünf Tage Papi pur mit Open-Air-Kino, Eis essen, Zoo, Shoppen, Radtouren und allem – und dann wieder: Tschüss bis nächstes Jahr oder spätestens übernächstes? Nee. Lass mal.«
    Sie dreht sich um und geht.
    Michael Engels bleibt noch sitzen. Die Worte haben ihn getroffen. Er wusste nicht, dass Emilia so verletzt ist. So unter der Trennung leidet. Er nimmt sich vor, demnächst wieder präsenter in ihrem Leben zu sein. Gerade wenn Charlotta jetzt weggeht, wird Emilia ihn brauchen. Vielleicht können sie ja regelmäßig sonntags skypen. Vielleicht sollte er ihr anbieten, dass er sich bei Facebook anmeldet.

Letzte Freiheit
    E milia und Charlotta gehen mit schnellem Schritt. Sie müssen die Zäpfchen noch besorgen. Die Zeit drängt.
    Â»Komm, Süße. Lass uns den Ablauf ein allerletztes Mal durchgehen.«
    Charlotta nickt. Dann legt sie los: »Ich sage um elf, dass ich noch mal kurz weg bin. Das Rad ausprobieren, weil der Mats die Gangschaltung neu eingestellt und die Bremsen nachgestellt hat.«
    Emilia wirft ein: »Deine Eltern werden sagen: Muss das jetzt sein? Wir wollen gleich weg.«
    Â»Dann sage ich: Ich fahre nur eben mal um den Block. Wenn es noch hakt, stelle ich es Mats gleich wieder vor die Tür, dann kann er es sich heute Nachmittag noch mal vornehmen.«
    Â»Was wirst du anhaben?«
    Â»Ich trage das pink-grüne Shirt. Meine Eltern werden sich später daran erinnern und das als Beschreibung abgeben. Ich hole mir dann aus dem Keller den grauen Kapuzenpulli, binde ihn mir um und fahre los.«
    Â»Ich habe noch eine gute Idee. Du wechselst im Keller noch eben die Schuhe. Wenn die mit Hunden nach dir suchen lassen, wäre es gut, wenn du nicht mit deinen Schuhen da im Gras rumstapfst. Hat deine Mutter nicht Gummistiefel, die du dir schnappen kannst?«
    Â»Emilia! Ich ziehe mir extra das graue Shirt über, damit sich hinterher keiner daran erinnert, mich gesehen zu haben. Wenn ich bei 28 Grad im Schatten in Gummistiefeln rumlaufe, wird sich die halbe Stadt an mich erinnern.«
    Â»Du hast recht«, muss Emilia zugeben.
    Beide überlegen, dann sagt Charlotta: »Meine Mutter hat so Leinenschuhe. Die müffeln ziemlich nach ihr. Stoffschuhe eben. Vielleicht kann ich die nehmen.«
    Â»Perfekt. Ich hätte nie gedacht, dass deine Mutter müffelnde Schuhe hat.«
    Â»Sag ihr bloß nie, dass ich das verraten habe. Da flippt die aus. Also: Ich wechsele die Schuhe und fahre Richtung Autobahnauffahrt. Kurz hinter dem Rastplatz werfe ich mein Rad in den Graben und gehe quer über das Feld zur Wiesenstraße und zur Bushaltestelle.«
    Â»Hast du nicht was vergessen?« Emilia klingt wie eine strenge Lehrerin.
    Â»Ach ja. Nach ein paar Metern suche ich mir einen Stein und zertrümmere mein Handy.«
    Â»Brav. Weiter.«
    Â»Ich steige in den Bus ein. Ich habe die Kapuze über dem Kopf und beim Einsteigen putze ich mir die Nase. Ich setze mich so, dass mich der Fahrer nicht sehen kann. Und am besten auch sonst niemand. Am katholischen Friedhof steige ich aus und warte auf dich.«
    Emilia nickt. »Perfekt. Zehn Minuten später sitzt du in deinem neuen Zuhause. Was ist los?«
    Charlotta hatte noch

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