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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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Anruf des Entführers. Wenn er sich denn meldet.«
    Es ist zu hören, dass ihr die Tränen im Kehlkopf stehen und leise Wellen schlagen. Nickend hört sie Dagmar zu, die versucht zu beruhigen. Plötzlich strafft sich ihr Körper. Sie fällt Dagmar einfach ins Wort. »Wo hatte Emilia eigentlich den Unfall?« Ihre Stimme ist laut.
    Â»An der Ausfallstraße Richtung Autobahn. Ganz im Norden. Warum?«
    Claudine hat sich wieder angelehnt. »Ich hatte gerade die Idee, dass die Mädchen vielleicht zusammen waren. Dass Emilia vielleicht den Unfall in Höhe der Tennisplätze gehabt hätte. Charlotta hätte den fürchterlichen Crash gesehen und wäre durchgedreht. Ich dachte, dass sie seitdem vielleicht durch die Wälder irrt. So etwas gibt es doch, oder?«
    Â»Und ihr Rad wurde bei den Tennisplätzen gefunden?«
    Â»Ja. Ein Zeuge hat sie da auch gesehen. Um kurz nach zwölf.«
    Â»Emilias Unfall war um 12:17 Uhr«, sagt Dagmar leise. Sie weiß, die Vorstellung, dass Charlotta einfach die Nerven verloren hat, klingt für Claudine immer noch um Quanten besser als die, dass sie in den Händen eines Verbrechers ist.
    Â»Wie geht es Emilia?«, fragt Claudine nach einer Weile.
    Â»Wir müssen Geduld haben. Wenn wir ganz, ganz viel Glück haben, wird sie vielleicht keine bleibenden Schäden behalten.«
    Claudine hätte auch gerne so viel Hoffnung. Sie ist schlicht neidisch. »Du, ich muss auflegen. Ich muss die Leitung freihalten«, behauptet sie einfach.

Vorwürfe und falsche Annahmen
    W er ist Emilia?«, will Klaus Peters wissen.
    Â»Charlottas beste Freundin. Sie hatte am Samstag einen Autounfall«, antwortet Uwe.
    Â»Und Sie glauben, dass es einen Zusammenhang mit dem Verschwinden Charlottas geben könnte?«
    Â»Bis gerade nicht. Jetzt auch wieder nicht. Aber ich hatte ganz kurz die Vorstellung, dass es irgendeinen Zusammenhang geben könnte. Dass es einfach eine andere Erklärung geben könnte«, sagt Claudine leise.
    Klaus Peters hat einen Stadtplan aus seiner Mappe gezogen. Er markiert die Stelle, wo das Rad gefunden wurde. Dann zückt er sein Handy. Nach einem kurzen Gespräch mit der Dienststelle weiß er auch, wo genau Emilias Kollision war. Er macht ein zweites Kreuz und überlegt. Wieder zückt er sein Handy. Zum Sprechen geht er raus.
    Als er wieder ins Wohnzimmer kommt, schüttelt er kurz den Kopf.
    Â»Ich habe mit den Kollegen gesprochen, die den Unfall aufgenommen haben. Von einer zweiten Radfahrerin ist nie die Rede gewesen. Auch der Unfallverursacher hat eindeutig ausgesagt, dass es sich um ein einzelnes Mädchen gehandelt habe.«
    Schweigen fällt über den Raum. Eine Stille, die fast noch mehr drückt als die Hitze von draußen.
    Â»Und was ist, wenn er sich gar nicht meldet?« Claudines Stimme ist nur ein verzerrtes Flüstern. »Wenn er gar nicht Geld will. Sondern nur unsere Tochter? Wir sind nämlich gar nicht besonders wohlhabend. Wir wohnen nicht in einer Villa, wir fahren keine dicken Autos, ich führe keine Klunker spazieren. Warum sollte jemand unsere paar Kröten wollen?«
    Â»Frau Brandt. Wir warten hier nicht nur. Eine Einheit der Polizei ist gerade dabei, das gesamte Feld zu durchsuchen, wo Charlotta das letzte Mal gesehen wurde. Wir werden sie finden. So oder so.«
    Â»Sie meinen: Tod oder lebendig?«
    Â»Nein. Ich meine, egal, ob es ein Entführer oder ein anderer Krimineller ist.«
    Â»Mit einem anderen Kriminellen meinen Sie einen Triebtäter?«
    Â»Es gibt die unterschiedlichsten Gewaltverbrecher. Ja, es gibt Triebtäter. Aber es gibt auch Menschen, die einfach nur einen anderen Menschen in ihrer Gewalt haben wollen, ohne weitere Gewalt anzuwenden. Das ist auch eine Art Trieb. Ich weiß, dass in Ihrem Kopf gerade fürchterliche Bilder ablaufen. Versuchen Sie, die Bilder zu löschen. Wir wissen nicht, wo Charlotta gerade ist. Immerhin besteht ja auch immer noch die Möglichkeit, dass sie einfach weggelaufen ist. Ungeplant, ohne Ziel.«
    Â»Das passt nicht zu Charlotta. Dazu ist sie nicht der Typ«, findet Claudine, deren Stimme wieder ein bisschen trockener klingt.
    Â»Vielleicht ist sie eben auch nicht der Typ für ein französisches Internat«, schiebt Uwe mit zynischer Stimme ein.
    Claudine wirbelt zu ihm rum, ihre Stimme zischt. »Aha. Gerade noch hat der nette Herr Kommissar uns beide versucht, verantwortlich

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