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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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Schlafanzughose wach geworden. Er hatte beide Hosen sofort in eine Plastiktüte gesteckt und auf dem Weg zum Krankenhaus weggeworfen. Dabei hatte er sich umgesehen, als sei er ein Fixer, der die gebrauchte Spritze entsorgt.
    Um seine Musikanlage und Bücher zu transportieren, besorgt er sich einen Einkaufswagen. Er braucht keine Stunde, um seine wenigen Habseligkeiten zu verpacken. Als er mit dem scheppernden Wagen und dem riesigen Rucksack bei Herrn Weber ankommt, spürt er schlagartig die Müdigkeit. Die Nachtschicht macht sich bemerkbar. Er schafft es gerade noch, alles in sein Zimmer zu bugsieren, ehe er sich auf das Bett fallen lässt und zwei Minuten später eingeschlafen ist.
    Und bald schleicht sich der Traum wieder in seinen Kopf. Julius weiß eigentlich, dass er tagsüber nicht lange schlafen darf. Dass dann die Bilder kommen. Er stellt sich immer den Wecker so, dass er höchstens dreißig Minuten abtauchen kann. Er hat es diesmal vergessen. Und plötzlich ist er wieder der kleine Julius, der seine Mama wäscht. Er hat sie im Traum in die Badewanne gelegt und bürstet sie mit einer Nagelbürste ab. Dabei rutscht sie immer wieder runter, ihr Gesicht taucht unter. Er müht sich verzweifelt, ihren Kopf wieder nach oben zu ziehen. Und dann weiß er nicht mehr, wo er sie schon gewaschen hat und wo noch nicht. Er versucht, seine Mutter nicht ins Gesicht zu gucken, weil die Schminke so bizarr verschmiert ist und sie aussieht, als wäre sie geschlagen worden. Wenn der Traum ganz schlimm ist, berührt er mit seiner Hand aus Versehen ihre Scham. Dann zuckt er zurück, lässt sie los, als habe er sich verbrannt und sie gleitet langsam wieder unter die Oberfläche.
    Julius ist schweißgebadet, als er eine Stunde später wach wird. Er hat Herzrasen und keine Ahnung, wo er ist. Er glaubt in den Stimmen von oben seine Mutter zu hören. Und einen Mann. Natürlich einen Mann. Die Panik trifft wie eine Keule. Es ist alles wieder da. Das Gefühl der Feigheit, weil er seiner Mutter nicht hilft. Die Scham über die viele nackte Haut. Später der Ekel, weil er all die fiesen Dinge sieht, die auf dem Schulhof hinter vorgehaltener Hand erzählt werden. Der Abscheu vor seiner Mutter, die sich so benutzen und beschmutzen lässt. Der Zorn auf die Männer, die sich mit ihrem Geruch in der Wohnung ausbreiten. Diese Mischung aus Testosteron, Schweiß, Sperma, Deo. Manchmal wenn er in ein Krankenzimmer geht, wo ein Mann liegt und dieser männliche Morgengeruch ihm entgegenwabert, muss er würgen. Seine größte Angst ist, dass er selber so riecht und es nur nicht weiß.
    Nur langsam schafft Julius es, seinen Herzschlag zu beruhigen. Er geht zum Wasserhahn, trinkt gierig, hält dann den verschwitzten Kopf unter den Strahl. Er wühlt in seinem Rucksack, findet endlich seine Laufschuhe und eine kurze Hose und ist schon auf der Straße. Laufen. Das hilft. Einfach rennen. Bis die Gedanken nicht mehr mitkommen. Bis es nur noch das Stakkato der Füße gibt und das Pumpen des Herzens. Er läuft einfach die Straße runter, biegt irgendwann ab. Die Gegend wird einsamer. Eine Schotterstraße beginnt. Er kann nicht wissen, dass er nur zweihundert Meter an dem verfallenen Haus vorbeiläuft, in dem Charlotta gerade ihre persönliche Hölle erlebt.

Eine Wunde hinter der Sonnenbrille
    S ie kniet und drückt sich wieder mit aller Gewalt die Ferse in den Po. Sie muss den Drang des Darms stoppen. Das hat auch als Kind immer geklappt, wenn sie zwar aufs Klo musste, aber keine Lust hatte, das Spiel zu unterbrechen. Es klappt jetzt auch. Die Frage ist: wie lange?
    Sie presst die Augen zusammen, ganz fest, knipst ihren Film wieder an. Tim, David und drei andere Jungs kommen völlig außer Puste auf dem Sportplatz an. Das letzte Training vor dem Schul-Marathonlauf ist zu Ende. Alle greifen nach ihren Sprudelflaschen. In Tims Flasche ist Leitungswasser, aber das sieht keiner. Was die anderen aber sehen: Tims großer Zeh hat sich durch den Schuh gedrückt.
    Â»Alter, willst du mit den Pantoffeln am Sonntag laufen? Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«, sagt Dennis, einer der Mitschüler.
    Â»Soll ich mir etwa einen Tag vor dem Rennen neue Schuhe zulegen? Dann habe ich am Sonntag nach fünfhundert Metern die erste Blase«, gibt Tim zurück. Er klingt aggressiv wie selten. David schaut überrascht zu seinem Freund.
    Â»Wieso läufst du nicht

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