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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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Telefonleitungen anzapfen.«
    Â»Und was ist, wenn der Entführer sagt, dass wir auf keinen Fall die Polizei informieren sollen – aber vor unserem Haus schon drei Polizeiautos stehen?«, fragt Uwe Brandt argwöhnisch.
    Â»Ich fahre jetzt mit Ihnen. Meine Kollegen kommen mit Privatautos und parken nicht direkt vor der Tür. Und zum Thema: keine Polizei. Ich mach es mal ganz kurz: Ohne uns haben Sie keine Chance.«
    Ein bisschen schockiert ob der klaren Worte nicken die Eltern.
    Â»Und dann sitzen wir in unserem Wohnzimmer auf der Couch und warten. Und mehrere Polizisten sitzen in unserer Küche und gucken uns beim Warten zu?«, fragt Claudine leise.
    Â»Was sagen wir Niklas?«, fällt Uwe Brandt ein.
    Claudine schlägt eine Hand vor den Mund. »Den hatte ich jetzt ganz vergessen«, stellt sie fest und klingt richtig peinlich berührt.
    Â»Am besten wäre es wohl, wenn Ihr Sohn heute einen Freund besuchen und auch da schlafen könnte«, schlägt Peters vor.
    Â»Dann kann er nicht bei den Nachbarn bleiben. Er hat schon nach Charlotta gefragt. Er wird jede Stunde rüberkommen und fragen, wann sie denn endlich wieder da ist. Ich könnte es nicht ertragen, ihm zu sagen, dass sie vielleicht nie wieder kommt …« Uwe Brandts Stimme bricht, er fängt lautlos zu weinen an. Peters guckt auf den Boden. Ein paarmal hat er es schon erlebt, dass Männern die Tränen kommen. Es ist ihm immer noch peinlich. Warum eigentlich? Warum dürfen Frauen das ungehemmt?
    Uwe Brandt guckt völlig verzweifelt seine Frau an, sein Blick schwimmt. Claudine stößt sich von dem Stuhl ab, reicht ihrem Mann ein Glas Wasser. »Schatz, das wird nicht passieren. Charlotta kommt natürlich zurück. Dafür sorgen wir«, behauptet sie. Und sie klingt wirklich stark.
    Eine halbe Stunde später durchsucht sie mit zittrigen Händen ihren Badezimmerschrank. In der letzten Ecke wird sie fündig. Sie kramt eine Packung Beruhigungsmittel hervor. Die hat sie vor Jahren mal genommen, dann aber mit Yoga angefangen. Das Datum auf der Packung zeigt, dass die Tabletten längst abgelaufen sind. Claudine wirft trotzdem zwei ein. Sie hat keine Alternative. Und sie muss jetzt so stark wie möglich sein. Nach Uwes Gefühlsausbruch hat sie die Aufgabe übernommen, Niklas zu einem Freund am anderen Ende der Stadt zu bringen. Ganz kurz nur hat sie den Eltern von Tom die Situation erklärt – Tochter verschwunden, große Sorge, Niklas weiß von nichts – und darum gebeten, dass Niklas die Nacht beim Schulfreund verbringt. Toms Mutter willigt natürlich sofort ein. Sie spürt die Verzweiflung zwischen den Sätzen. Und auch Niklas merkt, dass irgendetwas gar nicht in Ordnung ist. Mama holt ihn ab, mitten im Spiel, bringt ihn zu Tom, hat sogar eine Tasche mit seinem Schlafanzug und seinem Kuschelschaf dabei. Er spürt, dass etwas so sehr nicht in Ordnung ist, dass er nichts fragt. Nur ein »Ist Charlotta jetzt zu Hause?« kann er sich nicht verkneifen. Er sieht von der Rückbank nur, wie Mama den Kopf schüttelt.
    Claudine hat gerade die Haustür hinter sich zugemacht, als das Telefon klingelt. Sofort ist die Spannung greifbar. Klaus Peters steht auf, ein Beamter streift sich Kopfhörer über, drückt ein paar Knöpfe und nickt. Uwe starrt seine Frau an. Sein Blick sagt: »Bitte, geh du.«
    Sie atmet tief ein. »Soll ich?«, flüstert sie in Richtung Peters.
    Â»Gehen Sie ran. Versuchen Sie mit Charlotta zu sprechen. Verlangen Sie nach ihr. Seien Sie freundlich und reden Sie so lange wie möglich.«
    Sie kommt sich vor wie in einem Sonntagabend-Tatort. Einfach schlecht.
    Â»Claudine Brandt«, meldet sie sich etwas atemlos.
    Â»Hallo, Claudine, schön, dass ich dich erreiche. Hier ist Dagmar.«
    Die Spannung zerplatzt wie eine Seifenblase. Der Polizist nimmt den Kopfhörer ab, Claudine lässt sich auf einen Sessel fallen. »Hallo, Dagmar«, sagt Claudine müde.
    Â»Ich wollte nur mal eben hören, ob Charlotta wieder aufgetaucht ist. Ich gehe mal davon aus, oder?«
    Â»Nein. Sie ist noch verschwunden.«
    Claudine presst die Worte raus. Es laut zu sagen, ist noch viel schlimmer, als es nur wissen. Sie holt tief Luft, weiß, dass die Freundin mehr Informationen verdient hat. »Ihr Fahrrad ist gefunden worden. Wir gehen davon aus, dass sie entführt wurde. Unser Haus ist voll Polizei. Wir warten auf den

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