Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)
Strahlen erloschen. Sie nahm den Deckel von der Pfanne, in der die Hackfleischsauce vor sich hin köchelte und rührte um. Nahm sie es ihr übel, dass sie nach Florians Zwillingsschwester gefragt hatte?
»Danke für deine Offenheit.« Emma traute sich nicht, die Freundin wie sonst zu umarmen. »Bis morgen.«
»Ja, bis morgen, Emma.« Ihr Lächeln wirkte gezwungen. »Nimm es Florian nicht übel.«
*
Bodenstein hatte sich auf den Beifahrersitz von Meike Herzmanns Mini gezwängt, denn er traute ihr ohne weiteres zu, dass sie versuchen würde, sie abzuhängen. Pia nahm den Dienstwagen und folgte ihnen in die Stadt. Kai hatte unterdessen einen Haftbefehl für Bernd Prinzler und einen Durchsuchungsbeschluss für sein Anwesen beantragt. Noch immer konnte sie kaum fassen, was Meike Herzmann getan hatte. Ihr Handy klingelte, gerade als sie am Messeturm vorbeifuhr, und sie ging dran.
»Frey. Hallo, Frau Kirchhoff. Ich wurde gerade darüber informiert, dass es Fortschritte in Ihren Ermittlungen gibt«, sagte der Oberstaatsanwalt, und Pia war erstaunt, wie gut die Kommunikation in der Frankfurter Staatsanwaltschaft zu sein schien.
»Ja, wir haben jetzt die Adresse eines Tatverdächtigen im Fall Hanna Herzmann und einem neuen Mordfall herausbekommen«, erwiderte sie.
»Ein neuer Mordfall?«
Aha. So gut schien der Informationsaustausch doch nicht zu sein.
Pia klärte ihn mit knappen Worten über den qualvollen Tod von Leonie Verges auf und berichtete, dass Prinzler in der Nähe ihres Hauses gesehen worden war.
»Bernd Prinzler ist Mitglied der Frankfurt Road Kings«, sagte sie. »Wir wissen, dass er Kontakt zu Frau Herzmann hatte und haben Fingerabdrücke im Haus der toten Frau Verges gefunden. Außerdem wurde sein Auto mehrfach von Nachbarn in Liederbach gesehen. Wir wissen auch, dass Prinzler Kilian Rothemund kennt, den wir wegen Vergewaltigung und Körperverletzung im Fall Herzmann suchen.«
»Die beiden kennen sich auf jeden Fall«, bestätigte der Staatsanwalt. »Immerhin hat die Kanzlei, in der Rothemund Sozius war, Prinzler und Konsorten jahrelang vertreten.«
»Wir haben die Information erhalten, dass Rothemund nach Amsterdam gereist ist. Er wurde im Zug erkannt, aber leider haben die holländischen Kollegen ihn am Bahnhof verpasst. Außerdem haben wir erfahren, dass er gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen hat.«
»Inwiefern?«
»Nachbarn auf dem Campingplatz haben des Öfteren minderjährige Mädchen zu ihm in den Wohnwagen steigen sehen. Dafür geht er wieder ins Gefängnis.«
»Das ist ja unglaublich.«
»Allerdings. Mittlerweile halten wir es sogar für denkbar, dass Rothemund mit dem Fall des toten Mädchens aus dem Main zu tun haben könnte. Einen Zusammenhang zwischen dem Überfall auf Frau Herzmann und dem Mord an Leonie Verges gibt es auf jeden Fall. Na ja. Mein Chef ist morgen Abend bei Aktenzeichen XY und wir hoffen, dass sich danach irgendjemand meldet, der etwas beobachtet hat oder sogar weiß, wo sich Rothemund aufhält.«
»Das ist eine echte Chance«, pflichtete der Oberstaatsanwalt ihr bei.
Pia musste Gas geben, denn Meike Herzmann fuhr vor ihr über eine dunkelgelbe Ampel an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Anlage/Mainzer Landstraße. Ein rotes Blitzlicht flammte auf.
»Scheiße!«, entfuhr es Pia.
»Wie bitte?«, fragte Oberstaatsanwalt Frey.
»Entschuldigung. Aber ich bin gerade geblitzt worden. Rote Ampel und Handy am Ohr.«
»Das kann teuer werden.« Der Staatsanwalt klang belustigt. »Danke für die Informationen, Frau Kirchhoff. Wie geht es übrigens Lilly?«
»Danke, ihr geht’s gut.« Pia lächelte. »Abgesehen davon, dass sie eine Zecke hatte, die in einer dramatischen Operation entfernt werden musste.«
Oberstaatsanwalt Frey lachte.
»Ich bedaure, dass ich so wenig Zeit für sie habe«, sagte Pia. »Aber mit etwas Glück haben wir unsere Fälle bald aufgeklärt.«
»Das hoffe ich auch. Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, zögern Sie nicht, mich anzurufen.«
Pia versicherte ihm, das zu tun, und beendete das Gespräch. Erst da fiel ihr wieder ein, was Rothemunds Exfrau und Kai Ostermann ihr erzählt hatten. Oberstaatsanwalt Frey und Rothemund waren einmal dicke Freunde gewesen, dennoch hatte Frey seinen alten Kumpel nicht nur angeklagt, sondern schonungslos den Pressewölfen zum Fraß vorgeworfen. Sie überlegte, ob sie ihn noch einmal anrufen und ihn danach fragen sollte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Es spielte für sie keine Rolle, was damals
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