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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Obduktionsbericht auf dem Tisch und will den nicht hier herumfliegen haben.«
    Kai Ostermann mochte auf den ersten Blick aussehen wie ein etwas chaotischer Nerd mit Nickelbrille, Pferdeschwanz und seiner nachlässigen Kleidung, doch das täuschte. Zweifellos war er der strukturierteste und ordentlichste Mensch, dem Pia je begegnet war.
    »Den Bericht habe ich gestern gesucht«, erwiderte sie. »Die Fallakte müsste unter meinem Schreibtisch stehen.«
    In dieser Sekunde fiel ihr ein, was sie Bodenstein so dringend hatte mitteilen wollen.
    »Übrigens, weißt du, wer gestern bei mir im Büro aufgetaucht ist?«, fragte sie, als sie das Gespräch mit Ostermann beendet hatte. »Fahr am besten übers Frankfurter Kreuz und am Stadion vorbei. Wenn wir durch die Stadt fahren, kommen wir zu spät.«
    »Keine Ahnung.« Bodenstein setzte den Blinker. »Wer?«
    »Frank Behnke. In Anzug und Krawatte. Und noch ein bisschen widerwärtiger als früher.«
    »Ach?«
    »Er ist jetzt beim LKA . Beim Dezernat Interne Ermittlung!«, sagte Pia. »Ab Montag wird er bei uns eine Untersuchung durchführen. Angeblich hat es Beschwerden und Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gegeben.«
    »Tatsächlich?« Bodenstein schüttelte den Kopf.
    »Nichtverfolgung von Straftaten, unberechtigte Datenabfrage. Oliver, er hat dich auf dem Kieker. Er trägt dir die Demütigung nach, die du ihm damals bei der Schneewittchen-Sache zugefügt hast.«
    »Was habe ich ihm denn da zugefügt?«, wollte Bodenstein wissen. »Er hat sich unmöglich benommen. Und die Untersuchung und Suspendierung hatte er ja wohl nur seinem eigenen Verhalten zu verdanken, nicht mir.«
    »In seinen Augen scheint das anders zu sein. Du kennst ihn doch, diesen nachtragenden Vollidioten!«
    »Na und wenn schon.« Bodenstein zuckte die Schultern. »Ich habe mir nichts vorzuwerfen.«
    Pia saugte nachdenklich an ihrer Unterlippe.
    »Ich fürchte doch«, sagte sie dann. »Erinnerst du dich an unseren ersten gemeinsamen Fall?«
    »Natürlich. Was meinst du?«
    »Die Sache mit Friedhelm Döring. Die Kastration. Eine Untersuchung wegen schwerer Körperverletzung gegen den Tierarzt, den Anwalt und den Apotheker wurde eingestellt.«
    »Ja, aber doch nicht aus Gefälligkeit«, entgegnete Bodenstein konsterniert. »Wir hatten noch die Spusi in den OP der Tierklinik geschickt, aber es gab keinerlei verwertbare Spuren, keinen einzigen Beweis! Ich kann Verdächtige schließlich nicht foltern lassen, um irgendetwas aus ihnen herauszupressen!«
    Pia merkte, dass ihr Chef allmählich sauer wurde, je länger er über diesen Vorwurf nachzudenken schien.
    »Ich wollte dir das nur gesagt haben, damit du darauf vorbereitet bist«, sagte sie. »Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass Behnke genau damit anfangen wird.«
    »Danke.« Bodenstein lächelte grimmig. »Ich fürchte, du hast recht. Er soll sich bloß nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, denn er ist bei Gott selbst kein Unschuldslamm.«
    »Wie meinst du das?« Jetzt war Pia neugierig. Sie erinnerte sich an das gespannte Verhältnis, das vom ersten Tag an zwischen Behnke und Dr. Engel geherrscht hatte. Damals waren Gerüchte kursiert, die offen zur Schau getragene gegenseitige Abneigung der beiden habe etwas mit einem alten Fall zu tun, in den sie in ihrer Zeit bei der Frankfurter Mordkommission verwickelt gewesen waren. Damals war bei einem Zugriff ein V-Mann der Frankfurter Polizei von einem Kollegen erschossen worden.
    »Eine alte Sache«, erwiderte Bodenstein nur ausweichend. »Lange her, aber nicht verjährt. Behnke soll sich warm anziehen, wenn er versuchen will, mir ans Bein zu pinkeln.«
    *
    »So ein Mist!«, fluchte Hanna, als direkt vor ihr das grüne Licht auf Rot sprang. Jemand hatte ihr den letzten freien Parkplatz im Parkhaus Junghofstraße vor der Nase weggeschnappt. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel, legte den Rückwärtsgang ein und wendete den Mini, den Meike ihr geliehen hatte, in der Auffahrt des Parkhauses. Glücklicherweise fuhr niemand hinter ihr und die Auffahrt war breit genug für dieses Manöver. Es war schon zehn vor zwölf! Um zwölf hatte sie sich mit Wolfgang im KUBU zum Lunch verabredet. Neben ihr auf dem Beifahrersitz lag in einer Klarsichthülle der Schlachtplan zur Schadensbegrenzung, den sie heute Vormittag ausgearbeitet hatte.
    Sie bog nach rechts in die Junghofstraße ein und an der Ampel in die Neue Mainzer. Kurz vor dem Hilton hielt sie sich rechts Richtung Börse und entdeckte auf der linken Seite

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