Böses Herz: Thriller (German Edition)
viel Geld und abartigen sexuellen Vorlieben verkehren. Der Junge wusste, was ihn erwartete. Also flüchtete er, als der Transporter zum Tanken anhalten musste.« Gedankenverloren schüttelte er den Kopf. »Die meisten dieser Kids sind zu eingeschüchtert, um sich an die Behörden zu wenden, aber man kann nie wissen. Offenbar fürchtete der Bookkeeper genau das. Seine Leute griffen den Jungen auf, bevor er irgendwelchen Schaden anrichten konnte.« Er sah Honor kurz an und murmelte: »Wahrscheinlich kann er sich glücklich schätzen, dass er tot ist. Kurz nachdem die Leiche des Jungen auftauchte, wurde ein Highway-Polizist mit durchgeschnittener Kehle gefunden. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass die beiden Morde zusammenhängen.«
»Glauben Sie, dieser Bookkeeper hat ein öffentliches Amt inne?«
»Könnte sein. Muss aber nicht. Eigentlich hatte ich gehofft, in dieser Sonntagnacht zu erfahren, wer er ist«, erzählte er angespannt. »Weil sich offenbar etwas Großes anbahnt. Bis jetzt habe ich nur Andeutungen aufschnappen können, aber so wie ich es sehe, bemüht sich der Bookkeeper zurzeit um neue Kunden. Gefährliche Kriminelle ohne jede Fehlertoleranz.«
Wieder massierte sie ihre Stirn. »Ich weigere mich zu glauben, dass Eddie irgendwas mit dieser Sache zu tun hatte. Und auch bei Sam Marset halte ich das für ausgeschlossen.«
»Marset ging es ausschließlich ums Geld. Er hatte keine Hemmungen, aus kriminellen Machenschaften Profit zu schlagen, aber er war kein Mann der Gewalt. Wenn ihm jemand in die Quere kam, trieb Marset ihn einfach in den Ruin. Normalerweise geschäftlich. Oder aber er erwischte ihn mit heruntergelassenen Hosen in einem Hotelzimmer und erpresste ihn damit. Etwas in der Art. Seiner Ansicht nach war der fliegenübersäte Leichnam eines Dreizehnjährigen im Straßengraben Gift fürs Geschäft.« Er schwieg kurz. »Und das war nur einer von vielen Punkten, die Marset an dem Bookkeeper störten. Also forderte er ein Treffen, um die Differenzen auszuräumen und die Luft zu reinigen. Der Bookkeeper erklärte sich einverstanden.«
»Und zog Marset dabei über den Tisch.«
»Das ist noch milde ausgedrückt. Statt des Bookkeepers erschienen die Hawkins-Zwillinge. Ehe Marset sich auch nur darüber aufregen konnte, dass der Bookkeeper nicht persönlich gekommen war, knallte Fred ihn ab. Doral hatte ein automatisches Gewehr dabei. Er eröffnete das Feuer auf die Übrigen und traf dabei zuerst meinen Vorarbeiter. Sobald ich die beiden in der Tür gesehen hatte, hatte ich den Braten gerochen und mich hinter ein paar Kisten versteckt, aber mir war klar, dass mich die beiden bemerkt hatten. Als alle anderen niedergemäht waren, hefteten sie sich an meine Fersen.«
Ohne langsamer zu werden, fuhr er auf einen Bahnübergang zu. Der Wagen rumpelte über die Gleise. »Ich hatte an dem Abend vorsichtshalber eine Waffe und ein zweites Handy mit in die Arbeit genommen. Das eine Handy habe ich absichtlich in der Lagerhalle liegen lassen. Das wird sie von meiner Spur abbringen. Sie werden sich die Finger wund tippen, um die Anrufe darauf nachzuverfolgen.«
Er schnaubte kurz. »Jedenfalls gelangte ich lebend aus der Lagerhalle und in ein verlassenes Gebäude. Ich versteckte mich im Zwischenboden, bis einer der Zwillinge das Gebäude abgesucht hatte. Dann rannte ich, so schnell ich konnte, zum Fluss, weil ich es unbedingt zu Ihrem Haus schaffen wollte, bevor die beiden mich erwischten.« Er sah sie wieder an. »Den Rest kennen Sie mehr oder weniger.«
»Und was jetzt? Wohin fahren wir jetzt?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Ihr Kopf fuhr so schnell herum, dass ihr Genick knackte. »Wie bitte?«
»So weit habe ich nicht geplant. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich die erste Nacht überlebe. Ich war sicher, dass mich ein überängstlicher Polizist oder jemand auf der Gehaltsliste des Bookkeepers über den Haufen schießen würde.« Er warf einen Blick über die Schulter auf den Rücksitz. »Ganz bestimmt habe ich nicht damit gerechnet, dass ich mit Frau und Kind unterwegs sein würde.«
»Es tut mir ja so leid, dass wir Ihnen Unannehmlichkeiten bereiten«, erwiderte Honor bissig. »Setzen Sie uns doch einfach bei Stan zu Hause ab, dann können Sie in Ruhe Ihren Geschäften nachgehen.«
Er lachte kurz auf. »Haben Sie nicht kapiert? Haben Sie nicht zugehört? Wenn Doral Hawkins oder der Bookkeeper glauben, dass Sie etwas wissen, was zu ihrer Verurteilung beitragen könnte, dann ist Ihr Leben
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