Böses Herz: Thriller (German Edition)
der Schläfe und dabei in den äußeren Augenwinkel.
»Wann hast du das gehört?«
»Vor zehn Sekunden.«
»Woher hast du das?«
»Von einem unserer Spitzel im P. D. Der hat es wiederum von einem FBI-Agenten gehört, der mit ihm und dem Sheriffbüro an dem Entführungsfall arbeitet. Wie man hört, soll Coburn als verdeckter Ermittler arbeiten.«
Es blieb lange still. Dann kam die Antwort. »Nun, er scheint für einen Lagerarbeiter tatsächlich ungewöhnlich gewieft zu sein, wie du heute Morgen so scharfsinnig angemerkt hast. Ich wünschte nur, du hättest das früher gemerkt und ihn nicht entwischen lassen.«
Dorals Magen krampfte sich zusammen, aber er blieb still.
»Was ist mit Honors Freundin? Hast du von der etwas gehört, seit du ihr heute Morgen einen Besuch abgestattet hast?«
»Tori hat ihr Haus nicht verlassen. Ich glaube nicht, dass sie was von Honor gehört hat, sonst würde sie bestimmt nicht mehr zu Hause hocken. Allerdings habe ich inzwischen herausgefunden, dass sie einen neuen Lover hat. Einen Banker namens Bonnell Wallace, eine ziemlich große Nummer in New Orleans.«
»Ich kenne ihn. Wir haben bei seiner Bank ein Konto.«
»Ohne Scheiß? Also, ich habe die Blondine vom Empfang im Fitnessclub während ihrer Mittagspause bei Subway abgefangen. Ich hab es wie ein zufälliges Treffen aussehen lassen und ein bisschen Süßholz geraspelt, aber das wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen. Sie hat sich ganz von selbst über Tori ausgelassen, die sie für eine Riesenzicke hält, und das ist ein wörtliches Zitat.«
Inzwischen atmete Doral etwas leichter. Zum Glück hatte er nach den Gerüchten über Coburn auch etwas Positives zu berichten. Er war heute nicht untätig gewesen. Er hatte vorausgedacht und machte Fortschritte. Das musste er unbedingt klarstellen.
»Die Tussi – sie heißt übrigens Amber –, also sie tippt, dass Wallace für sein Training extra nach Tambour kommt, weil seine Bankkunden oder seine hochnäsigen Freunde nicht erfahren sollen, dass er einen Personal Trainer braucht. Er ist zwar fett, aber seine Brieftasche ist noch fetter. Tori hat ihn von der ersten Sekunde an ins Visier genommen. Hat ihre Klauen in ihn versenkt, und jetzt ist er ihr verfallen. Tori glaubt tatsächlich, dass niemand von ihrer Affäre weiß, dabei weiß jeder in ihrem Club, dass Mr. Bonnell Wallace nicht nur Gewichte stemmt, wenn er nach Tambour kommt.«
Die Antwort kam nach langem Schweigen. »Gut zu wissen. Vielleicht können wir das irgendwann brauchen. Leider bist du Coburn dadurch kein Stück näher gekommen, oder?«
»Leider nicht.«
»Du hast mit deinem Bruder einen ziemlichen Schlamassel angerichtet. Ausgerechnet jetzt, wo wir so was gar nicht gebrauchen können. Es ist mir gleich, was Coburn ist, er hätte zusammen mit den anderen sterben sollen. Ich habe nicht vergessen, wem er entwischt ist. Finde ihn. Töte ihn. Enttäusche mich nicht noch mal.«
Der billige Whisky schoss ätzend und stinkend durch Dorals Schlund in seinen Mund. Er schluckte ihn krampfhaft wieder hinunter. »Wir konnten doch nicht wissen …«
»Es ist deine Aufgabe, so etwas zu wissen.« Die Stimme traf Doral bis ins Mark und kappte alle Ausreden, die er hätte vorbringen können. Und nur für den Fall, dass die Botschaft nicht angekommen war, folgte ein leises: »Du weißt doch, wie viel ich auf Diego und sein Rasiermesser gebe.«
Eine Gänsehaut überlief Dorals schweißfeuchte Arme.
»Das Problem bei Diego ist nur, dass es für den, der mich enttäuscht hat, viel zu schnell vorbei ist. Er leidet nicht lang genug.«
Doral schaffte es gerade noch aus dem Wagen, bevor er sich mitten auf der Straße übergab.
25
H onor konnte nicht glauben, dass Coburn den Krabbenkutter ihres Vaters zu Wasser lassen wollte.
Ihre Proteste stießen auf taube Ohren.
Nur wenige Minuten nachdem er Hamilton das Wort abgeschnitten hatte, stand Coburn im Ruderhaus und riss die Abdeckplane herunter, die über die Instrumente gebreitet war. »Wissen Sie, wie man den Motor startet?«, fragte er und deutete dabei ungeduldig auf die Instrumente.
»Ja, aber dafür müssten wir das Schiff wieder ganz ins Wasser bekommen, und das schaffen wir nicht.«
»Wir müssen. Wir müssen hier weg.«
Im Verlauf der nächsten Stunde versuchte sie ihn immer wieder zu überzeugen, dass sein Vorhaben zum Scheitern verurteilt war, aber Coburn ließ sich nicht umstimmen. Schließlich entdeckte er in einer Werkzeugkiste an Deck eine rostige Machete, mit
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