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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Colleges. Finden Sie dadurch nicht Zugang zu Menschen, die Ihnen ähnlich sind? Und zwar schnell und wann immer Ihnen danach ist?«
    Jeremy blickte Kate ein wenig von oben herab an. »Sie wissen nicht viel über das Leben in den Colleges, nicht wahr? Alec Malden ist der einzige Mensch, dem ich im Bartlemas vertrauen kann. Er ist ein wahrer Freund. Was die anderen angeht …«
    »So schrecklich ist Ihr Leben doch wirklich nicht«, erklärte Kate freundlich. »Sie wohnen in einem angesehenen Viertel. Sie verfügen über die Mittel, sich ein eigenes Haus zu leisten, und Sie reisen manchmal ins Ausland.«
    »Trotzdem brauchte ich Hilfe«, sagte Jeremy. »Und genau an diesem Punkt fängt die Geschichte an – zumindest der Teil, an dem Sie interessiert sind.«
    Plötzlich entstand eine gewisse Unruhe. Zwei junge Frauen hatten beschlossen, sich zu Kate und Jeremy an den Tisch zu setzen. Sie zogen sich Stühle heran und stießen gegen den Tisch, dass das Bier aus den Gläsern schwappte. Laut kichernd setzten sie sich.
    »Wir sollten uns noch etwas zu trinken besorgen«, sagte Jeremy und schob erneut den zerknitterten Fünfer über den Tisch. »Dieses Mal bezahle ich, wäre Ihnen aber dankbar, wenn wieder Sie zur Bar gehen könnten. Ich hätte übrigens jetzt lieber einen Orangensaft.«
    »Vielleicht auch noch ein paar Chips?«, schlug Kate vor. Es gab doch wirklich nichts Schöneres, als abends schick auszugehen, dachte sie ironisch.
    Als sie an den Tisch zurückkehrte, stellte sie fest, dass die beiden jungen Frauen, die sich zu ihnen gesetzt hatten, Jeremy eingehend beäugten und sich zu überlegen schienen, ob es sich lohnte, ihn anzubaggern. Vielleicht hatte er den Männern, mit denen sie sich sonst umgaben, etwas voraus. Ein Kerl mit rasiertem Schädel, in schwarzer Lederkluft und mit Piercings an den merkwürdigsten Stellen konnte den Blick nicht von den beiden Grazien wenden. Die Mädchen trugen schwarze Jeans, die um pralle Oberschenkel und so üppige Hüften spannten, dass sie nur dem regelmäßigen Genuss von Pommes Frites und Hamburgern zu verdanken sein konnten. Ihre Gesichter waren blass und schmal, das Haar dunkel und strähnig, und ihre Hinterteile quollen über die Sitzfläche der Stühle. Plötzlich wurde Kate bewusst, dass sie die Mädchen während ihrer Bestandsaufnahme unverwandt angestarrt haben musste – eine der schlechten Angewohnheiten, die sie wohl nie würde ablegen können –, denn die jungen Damen starrten ziemlich unverfroren und nicht gerade freundlich zurück. Aber im Gegensatz zu mir machen sie sich wahrscheinlich keine geistigen Notizen für ihren nächsten Roman, dachte Kate.
    »Hast du ihn gestern Abend gesehen?«, wandte sich die fettere der beiden an ihre Freundin.
    »Nachdem die Kneipe zu war, ist er rübergekommen«, antwortete die andere.
    »Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte Kate ein wenig verwirrt.
    »Ich zog in eine möblierte Wohnung am oberen Ende der Iffley Road, fuhr einen Ford Fiesta und wusste ganz genau, dass ich es nie weiter bringen würde«, sagte Jeremy. »Ich hatte beruflich alles erreicht, was möglich war.«
    »Aber er ist vor Mitternacht schon wieder abgehauen«, berichtete das Mädchen gegenüber mit angewiderter Miene. »Den restlichen Abend hab ich allein vor der Glotze rumgesessen.«
    »Hast du dir das Ding auf Channel Five reingezogen?«
    »Was denn?«
    »Na, das mit den Pärchen, die haben es mit dem Freund von dem Macker getrieben, und die wurden dann gefragt …«
    Nur mit viel Mühe gelang es Kate, die Unterhaltung der beiden auszublenden und sich wieder auf Jeremys Geschichte zu konzentrieren.
    »Die Sache spitzte sich zu, als ich nach Brüssel musste, um auf einer internationalen Währungskonferenz einen Vortrag zu halten.«
    Kate unterdrückte ein Gähnen.
    »Auf dem Hinflug wurde mir ein Upgrading in die Business Class angeboten. Plötzlich fand ich mich in der Gesellschaft von Männern wieder, die mir samt und sonders eine Menge voraushatten. Teure Anzüge, nagelneu glänzende Gepäckstücke, modernste Notebooks. Zufällig las der Mann, der neben mir saß, die gleiche Zeitschrift wie ich, und zufällig war es eine Zeitschrift, in der ich einen Artikel veröffentlicht hatte. In dem Jahr wurde überhaupt nur ein einziger Artikel von mir veröffentlicht, und der befand sich just in dieser Ausgabe. Irgendwann kamen wir ins Gespräch.«
    »Und natürlich erwähnten Sie ›rein zufällig‹ Ihren Artikel, nicht wahr?«
    »Kann schon sein.«
    »Das

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