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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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muss ein tolles Gefühl sein«, mutmaßte Kate. »Ich habe mir schon immer mal gewünscht, neben jemandem zu sitzen, der gerade eins meiner Bücher liest. Leider ist es noch nie vorgekommen.«
    »Tatsächlich?« Jeremy klang keineswegs überrascht. »Wie dem auch sei, ich wollte gerade eine wichtige Information abrufen, als mein Laptop den Geist aufgab.«
    »Wie konnte das denn passieren?«
    »Keine Ahnung. Die Kühlung funktionierte schon lange nicht mehr einwandfrei – wahrscheinlich war irgendetwas durchgebrannt. Ich wusste natürlich, dass das Ding aus dem letzten Loch pfeift, aber ich hatte gehofft, es würde noch so lange halten, bis ich mir ein neues leisten könnte. Der Mann neben mir, der die Zeitschrift gelesen hatte, bot mir sein Notebook an. Er tat das so locker, als hätte er immer den einen oder anderen Computer in Reserve, und das beeindruckte mich.«
    Sie wurden von einer heftigen Lachsalve unterbrochen. Die beiden Mädchen prusteten. Jeremy musterte sie mit einem scharfen Blick, als argwöhnte er, dass sie über ihn lachten. Doch die beiden waren ganz und gar mit sich beschäftigt, oder zumindest mit den Leuten, die sie in der Fernsehsendung gesehen hatten. Der feiste Kerl im Bikeroutfit schien nicht abgeneigt, sich ebenfalls an ihren Tisch zu setzen. Als er jedoch sah, wie Kate ihn beobachtete, wandte er sich ab.
    »Was ist los?«, fragte Jeremy ängstlich.
    »Nichts. Ich wollte nur verhindern, dass sich dieser mit jeder Menge Nägeln gespickte Herr auch noch zu uns gesellt.«
    »Wer?« Jeremy fiel in seine alte Gewohnheit zurück, sich nervös in der Gaststube umzusehen. Er sieht aus, als wäre er auf der Flucht, dachte Kate, und genau das wollte er doch eigentlich vermeiden.
    »Keine Sorge, kein Mensch hier interessiert sich für Sie«, beruhigte sie ihn. »Oder für uns«, fügte sie fairerweise hinzu. »Reden Sie einfach weiter.«
    »Als Janice und ich uns scheiden ließen, bekam sie die Hälfte unseres Hauses zugesprochen. Das war auch richtig so, denn sie hatte eine Menge Geld hineingesteckt. Für mich bedeutete es allerdings, dass ich mir kein Eigentum mehr leisten konnte, nachdem das Haus verkauft und der Erlös aufgeteilt worden war. Immobilien in Oxford sind verdammt teuer.«
    »Wem sagen Sie das?«
    »Mein Gehalt reicht nicht für einen einigermaßen sorgenfreien Lebensstil. Vielleicht sollte ich mehr veröffentlichen, aber wissenschaftliche Texte werden katastrophal schlecht bezahlt.«
    »Das habe ich auch schon gehört.«
    »Wo war ich?«
    Bei deinem immensen Selbstmitleid, dachte Kate, antwortete aber: »In einem Flieger nach Brüssel.«
    »Nach der Landung teilten mein Sitznachbar und ich uns das Taxi zum Hotel. Im Lauf unserer Unterhaltung hatte sich herausgestellt, dass wir beide im gleichen Hotel untergebracht waren. Die Unterkunft war von den Konferenzveranstaltern gebucht und bezahlt worden, denn das Hotel gehörte nicht zu den Häusern, die ich mir normalerweise hätte leisten können.«
    Die beiden Mädchen hatten beschlossen weiterzuziehen. Sie standen auf und kleckerten dabei noch mehr Bier über das Durcheinander aus Krümeln und zerknülltem Papier, das sie auf dem Tisch zurückgelassen hatten.
    »Mein Bekannter aus dem Flugzeug lud mich auf einen Drink am späteren Abend ein«, sagte Jeremy gerade. »Er meinte, es käme noch jemand, den ich unbedingt kennen lernen sollte.« Das fettere der beiden Mädchen beugte sich zu ihm hinunter und unterbrach ihn.
    »Wenn sie dich abblitzen lässt, Süßer, darfst du es gern bei mir probieren«, säuselte sie.
    Jeremy fuhr entsetzt zurück.
    Die beiden Mädchen lachten wieder und bahnten sich ihren Weg zum Ausgang. Als sie die Tür öffneten und nach draußen traten, drang eine ohrenbetäubende Welle aus Musik und dem Kreischen von Maschinen ins Innere der Kneipe. Jeremy blickte sich in der Bar um, als suche er jemanden.
    »Ich mag nicht mehr«, sagte er. »Sollen wir gehen?«
    »Und was ist mit dem Rest der Geschichte?« Er war noch nicht einmal beim spannendsten Teil angelangt. »Ich möchte doch zu gern wissen, was es mit dem Pass auf sich hat.«
    »Ein anderes Mal. Ich muss jetzt weg.« Kate erkannte, dass Jeremy plötzlich jegliches Interesse daran verloren hatte, seine Seele weiter zu entblößen – selbst gegenüber einem so mitfühlenden Menschen wie Kate Ivory. Er griff nach dem mitgebrachten Rucksack. »Ich habe ein Auto gemietet«, sagte er. »Ich werde Oxford für eine Weile verlassen.«
    »Aber irgendwann müssen Sie

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