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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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fragte sie. »Das meine ich ernst. Du weißt, wie wichtig diese ersten Stunden sind.«
    »Wenn du von Greenburgs Tod sprichst«, gab ich zurück, »ja, dann verstehe ich, aber die Frau kann sich an nichts erinnern, wie gesagt. Also keine Predigten, okay? Da geht jede Menge Scheiß vor sich, und ich habe seit einer Woche nicht geschlafen.«
    »Mir ist dein Schlafmangel ziemlich egal.«
    »Sag mir, was Greenburg zugestoßen ist«, bat ich sie. »Und was du damit meinst, dass die Tänzerin Teil einer größeren Sache ist.«
    »Das wird Fallon näher erläutern«, erwiderte sie.
    »Ich habe gedacht, wir hätten keine Zeit zu verlieren«, sagte ich. »Du bist doch nie zuvor so schüchtern gewesen.«
    Außer zusammengekniffenen Lippen bekam ich nichts von ihr.
    »Wann kommt er zurück?«, fuhr ich fort. »Wo ist er?«
    »Er ist im Bellevue«, entgegnete sie. »Er wird schon zurückkommen. Möchtest du etwas Kaffee?«
    »Okay«, antwortete ich. »Danke.«
    »Was nimmst du in deinen Kaffee?«, fragte sie, außerstande, diese übliche Frage zu unterlassen. Schließlich wusste sie, dass ich Kaffee stets schwarz trinke.
    Goode war etwa zwei Minuten weg, den Kaffee besorgen, da kam Thomas Fallon aus dem Regen herein und sah mich an seinem Schreibtisch warten. Es war kaum halb zehn, aber seine dunkelbraunen Augen waren trübe, und er trug ein weißes Hemd, das aussah, als habe er darin geschlafen. Er hatte den Knoten seiner Krawatte völlig aufgezogen, sodass die beiden Enden wie ein Tuch links und rechts seines Kragens herabhingen.
    Obwohl Fallon einer der besten – vielleicht der beste – Kommissare der gesamten Mordkommission ist, ist er kein Posterknabe für New Yorks Finest. Er ist knapp eins achtzig groß, hager und neigt zur Lässigkeit. Wenn Schwester Mary A ihn traf, sagte sie, es sehe aus, als würde er sich das Haar mit einem Stuhlbein kämmen. Meines Wissens treibt er keinerlei Sport. Aber der Schein trügt. Er ist zäh wie nur irgendwer. Und wenn er nicht gerade deprimiert ist, besitzt er einen gewissen unkonventionellen Charme. Das ist nützlich bei Verhören, weil ein Verdächtiger hin und wieder eher an Fallon interessiert ist als daran zu lügen,und so erhält Fallon die Antworten, ohne auch nur die Fragen zu stellen.
    Fallon begrüßte mich auf eine kleinlaute Art und Weise, die mir nicht gefiel, blickte sich dann um und fragte: »Du hast sie nicht mitgebracht, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf, er setzte sich und drehte mehrmals seinen Stuhl.
    »Also kann sie sich nach wie vor an nichts erinnern – ja?«
    »Nicht so ganz«, erwiderte ich.
    »Nicht so ganz?«, fragte er.
    »Ich meine, Sloane hat sie untersucht«, entgegnete ich. »Er konnte nicht sagen, wann sie ihr Gedächtnis zurückbekommt, aber etwas kommt zurück, weil sie sich an ein paar Dinge erinnert …«
    »Wie zum Beispiel?«, fragte Goode, die gerade rechtzeitig aufgetaucht war, um den Teil darüber mitzubekommen, dass die Tänzerin sich an einige Dinge erinnerte. »Warum hast du uns das nicht gesagt?«
    »Beruhige dich, Linda«, sagte Fallon. »Er wird’s uns sagen.«
    »Wie daran, dass Ronald Reagan Präsident ist«, antwortete ich.
    »Kommt das so zurück?«, fragte Fallon. »Von der Kindheit an?«
    »Sloane konnte nicht den Zeitrahmen voraussagen, und Greenburg ebenfalls nicht«, entgegnete ich. »Was ist ihm also zugestoßen?«
    »Ich werde es dir sagen«, erwiderte er und sah auf seine Uhr. »Folgendes wissen wir, und es ist nicht viel. Zum Schichtwechsel in der Klinik fand eine Schwesternhelferin seinen Leichnam auf dem Bett deiner Tänzerin vor – das Bett, in dem sie gelegen hatte.«
    »Erstochen?«
    »Erwürgt.«
    »Mit was?«
    »Hände – Linda, haben wir irgendwelchen Tomatensaft hier irgendwo?«
    Goode erwiderte, dass sie nachschauen wolle, und warf einen trotzigen Blick in meine Richtung, damit ich nicht glauben sollte, sie täte dies, weil sie weiblich und/oder unterwürfig war. Wir hattendiese Sache schon oft durchgekaut, und ich vermute, es war ihrer Selbstachtung geschuldet, dass sie nicht verstand, wie gleichgültig es mir wäre, wenn sie die Flügel spreizen, sich in einen Sittich verwandeln und auf Fallons Schulter niederhocken würde.
    »Dieser Mord hat bereits für einen ganz schönen Wirbel gesorgt«, sagte Fallon.
    »Wie du mir bereits gesagt hast«, sagte ich.
    »Da sieht keiner gut aus, wenn ein Arzt in seiner eigenen Klinik ermordet wird. Morgen werden alle Bescheid wissen«, ergänzte er. »Verdammtes

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