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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Bord, weil er zu schwer ist, wie zum Beispiel dann, als ich Hadley mitteilte, dass Meriwether am Morgen käme und bei ihr bliebe, nachdem ich weg wäre.
    »Mir war nicht klar, dass Sie weggehen«, sagte sie.
    »Sie mögen Meriwether.«
    »Ja, aber ich dachte, Sie hätten gesagt, ich sei nicht in Gefahr.«
    »Nur um auf Nummer sicher zu gehen«, sagte ich.
    Schwester Mary A würde das gefallen.
    »Für Margo wird das wohl in Ordnung sein«, fuhr ich fort. »Ich meine, dass Meriwether hier ist. Was glauben Sie?«
    »Ich glaube gar nichts, weil ich Margo nicht kenne. Ich erinnere mich nicht an sie oder Mildred oder an meinen Ehemann oder mein Kind – und ich erinnere mich nicht daran, wer mich überfallen hat, aber ich habe Angst vor ihm.«
    »Wir finden ihn«, sagte ich. »Ich finde ihn.«
    »Aber Sie bleiben nicht bei mir«, wandte sie ein.
    »Ich kann nicht.«
    »Gehen wir zurück«, sagte sie und stand auf.
    Sie ging den Flur voraus und hielt kaum inne, bevor sie Buddy in ihr Schlafzimmer folgte.
    »Gute Nacht, Nick«, sagte sie. Und nachdem sie die Tür geschlossen hatte, hörte ich, wie sich der Schlüssel in dem altmodischen Schloss drehte.
    Die Nachricht hatte ich verstanden. Diese Dame wusste, selbst ohne Vergangenheit, dass sie keine war, die man zurückweisen durfte. Niemand erhielt eine zweite Chance.
    Hadley konnte nicht wissen, welche Ironie es bedeutete, mich so nachdrücklich auszuschließen. Da waren andere Männer,die sie beschützen wollten. Nile Sutro, Billy Holderness, Justin Greenburg. Aber ich war anders, weil ich der Einzige war, der eine Kugel in Kauf nehmen würde. Dazu war ich schon seit zehn Jahren bereit.

43
    Ich kehrte zu dem Buch zurück, und als ich aufsah, mochte ein Hauch von Dämmerung in dem nassen Himmel über Stonington liegen. Wir hatten die Nacht überstanden.
    Ich würde erst schlafen, wenn der Haushalt wieder lärmte. Wenn Meriwether eintraf. Dann würde ich gehen. In Pauline Porchevskys Wagen einige Stunden lang schlafen. Irgendwo, nur nicht im Flur gegenüber von Hadley.
    Ich legte mich zurück, blickte zur Decke und zwang mich, ans Boxen zu denken.
    Der beste Kämpfer aller Zeiten in allen Gewichtsklassen war Sugar Ray Robinson, dessen Karriere mit achtzehn durch den Gewinn der Golden Gloves angefangen hatte. Als ich boxte, war Sugar Ray schon lange tot. Er starb gebrochen und einsam – eine Lektion, die ich nicht hätte ignorieren sollen.
    Ich kannte die Statistik eines jeden Champions in jeder Gewichtsklasse, angefangen mit den ersten – Tunney, Louis, Schmeling, LaMotta. Ich wusste endlose Kinkerlitzchen, wie zum Beispiel, dass Rocky Marciano mit eins zweiundsiebzig der kleinste Schwergewichtschampion war. Mike Tyson mit zwanzig der jüngste.
    An Mike Tyson respektiert heutzutage niemand mehr etwas. Die Leute vergessen gern, dass Iron Mike trotz eines Zuhälter-Vaters und trotz des Spitznamens Schwuchtel ziemlich weit gekommen war, bevor er durchknallte.
    Ich bin ihm einmal in Atlantic City begegnet, und da wirkte er geistig ziemlich normal, hörte sich jedoch an wie ein Mädchen.
    Sugar Rays berühmter Kampf am Valentinstag gegen Jake LaMotta spulte sich in meinem Kopf ab. In Chicago. Dreizehn Runden. Er hat den ganzen Gewinn wohltätigen Institutionen zukommen lassen.
    Ich schloss die Augen.
    Ein Unwetter tobte draußen vor dem Chicago Stadium, und innendrin kreischte die Menge …
    Keine Donnerschläge … nicht die Menge. Ich war hoch und über den Flur, bevor ich völlig wach war. Ich warf mich gegen die abgeschlossene Tür, drei Mal, bevor sie nachgab.
    Hadley kniete neben dem Bett und hielt eine Waffe direkt vor sich gerichtet. Eine Waffe, die auf einen ganz knappen Blick genauso aussah wie die Beretta, die ich in der Hand hielt.
    Buddy lag auf dem Boden, blutend, und mühte sich, auf die Beine zu kommen.
    »Da!«, kreischte Hadley und zeigte auf die offenen Türen. »Er ist vom Balkon gesprungen – haben Sie ihn gesehen – ist er auf dem Boden?«
    Ich hatte ihn gesehen, aber nicht auf dem Boden.
    Er hing an einem schweren Ast der gewaltigen Eiche rechts vom Balkon. Die Füße hatte er gegen den Baum gestemmt, und seine Kappe war so tief ins Gesicht gezogen, dass es völlig verdeckt war, sogar, als er einen Augenblick zu mir aufschaute, bevor er sich fallen ließ. Er berührte den Boden, wälzte sich herum und kam rennend wieder hoch.
    Ich ließ meine Waffe fallen und sprang zu dem Baum hinüber. Der Ast, den ich erwischte, bog sich unter meinem

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