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Bollinger und die Barbaren

Titel: Bollinger und die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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eindrang. Ja, ich spürte es. Man spürte diese reife Wollust Lottes überall
     in der Wohnung.
    Und in meinem Hirn begann die so lange brachliegende Produktion der Oxytocin-Hormone wieder zu arbeiten. Meine Stimmung hob
     sich. Ich war wieder auf der Straße der Sieger.
    Hocherregt betrat ich die Küche. Was sprach eigentlich dagegen, sie zu packen, ins Schlafzimmer zu tragen, auf das riesige
     Bett zu werfen, ihr die schönen Kleider vom Leib zu reißen und das zu tun, was sie erwartete? Es ihr kompromisslos zu besorgen.
     Ihr zu zeigen, dass ich das mindestens ebenso gut konnte wie ihr großmäuliger Hase. Dass ich es sogar besser konnte. Besser
     als Pierre Brück, dieser Angeber.
    Ich trat hinter sie. Sie bemerkte mich nicht. Oder sie tat zumindest so. Das alte Spiel zwischen Wolf und Wölfin. Sich verstellen,
     sich zieren. Und dann die Explosion. Das Maß des männlichen |209| Tieres tief in der Furche des weiblichen. Das war der Lauf der Welt.
    In mir brodelte es. Das Oxytocin wurde in die Organe gepumpt. Ich spürte, wie es sich warm und wohlig bis in die letzten Kapillargefäße
     ergoss. Wie das Gewebe sich genüsslich dehnte. Wie die Lebensfreude zurückkam. Die Lebensfreude, der Tatendrang, das Unbedingte.
     Das Glück eben. Felix – der Glückliche. Ich war wieder der Alte. Endlich!
    Ich griff nach ihr, wollte von hinten ihren prallen Busen umfassen, ihre harten Knospen kneten.
    »Sie haben’s gut!«
    Ich hielt inne. Die Stimme des Bürgermeisters.
    »Sie werden bekocht und betütelt und was weiß ich noch alles, und unsereiner muss hinaus in die feindliche Welt und langweilige
     Kommunalpolitik machen.«
    Lotte hatte immerhin die Kraft, sich umzudrehen. »Du bist ja immer noch da. Mensch, Pierre, du kannst nicht jedes Mal eine
     halbe Stunde zu spät kommen. Die Leute denken, du nimmst sie nicht ernst.«
    Es kostete mich eine übermenschliche Kraft – aber ich schaffte es. Auch ich drehte mich um.
    Pierre Brück stand in Hut und Mantel in der Küchentür und strahlte.
    »Einen guten Appetit wünsche ich Ihnen, Bollinger. Und lassen Sie sich bloß nicht einfallen, nach dem Dessert gleich zu verschwinden!
     Meine Lotte erwartet eine Gegenleistung, nicht wahr, Kleines?«
    Lotte machte ein verblüfftes Gesicht, offensichtlich war sie durch seinen Auftritt ebenso überrascht wie ich.
    »Sie möchte mal wieder richtig über Bücher und Musik und all den Kram ... jetzt hätte ich beinahe gesagt: quatschen. Das braucht
     so eine Frau. Wie gutes Essen und ab und zu, ja, Lotte, auch wenn du das nicht hören willst, eine anständige Nummer. Dafür
     bin in diesem Hause ich zuständig, Gott sei Dank. Aber die geistige Versorgung übernehmen heute Abend Sie, Bollinger, nicht
     wahr?«
    |210| »Ja«, antwortete ich. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich sie ineinander verschränken musste.
    Lotte drängte ihn hinaus. Dass sie dazu noch fähig war ...
    »Au revoir!« , rief er noch und lachte laut und schallend. Dann schlug die Tür zu.
    Lotte war bleich, als sie in die Küche zurückkam. Sie sagte kein Wort. Sie fiel mir nur noch in die Arme. Als hätte sie all
     ihre Kraft gegeben.
    Das Essen war sicher wunderbar – aber ich konnte es nicht wirklich genießen. Immer wieder schaute ich mich um. Ich fürchtete,
     Pierre Brück könnte in der Küchentür erscheinen. In Hut und Mantel und unglaublich gut gelaunt.
    Als Lotte den Tisch abgeräumt hatte und mit der Flasche Cognac kam, sagte ich ihr, dass es mir lieber wäre, wenn wir zu mir
     gingen. Aber Lotte versicherte mir, der Bürgermeister würde nicht zurückkommen. Sein Termin binde ihn bis morgen, er übernachte
     ganz sicher in Metz oder sonstwo.
    Dennoch bestand ich darauf, dass wir zu mir gingen. Lotte verstand mich nicht, aber sie lenkte schließlich ein.
    Zu Hause fühlte ich mich sofort befreit. Das Hormon, das gefährlich gestaut war, floss wieder ungehemmt und förderte mein
     unterbrochenes Wohlbefinden. Aber damit es seine Wirkung voll entfalten konnte, musste ich die Sache auch zu Ende bringen.
    Kaum hatte ich die Tür abgeschlossen und die Jalousien heruntergelassen, begann ich Lotte zu küssen. Sie war meine Beute.
     Ich hatte sie vor dem bösen Löwen in meine sichere Höhle gerettet.
    Wir zogen uns aus und schlüpften in mein Bett. Lottes Fleisch war warm. Sie schien zu glühen vor Begehren. Ihr hatte das Intermezzo
     mit ihrem Gatten offensichtlich nichts ausgemacht. Ja, ich hatte sogar den Eindruck, dass Brücks Auftritt ihre Lust noch

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