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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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ihr.
    »Kommen Sie, lassen Sie uns an einen ruhigen Ort gehen.«
    Dieser ruhige Ort war Siberias Garderobe. Die Oktopuslady hatte bereits ihr schillerndes rosafarbenes Schwimmkleid angelegt, in dem sie wie eine echte Meduse aussehen würde.
    »Violet, meine Liebe!«, rief sie verwundert aus. »Was machen Sie hier?«
    »Ich benötige Informationen«, entgegnete Violet, nachdem sie Siberia, die sich kühl und weich anfühlte, umarmt hatte. »Mr Blakley ist so freundlich, sie mir zu geben.«
    »Hören Sie«, erklärte der Zirkusdirektor, nachdem er sein Megafon neben Siberias Schminkutensilien abgestellt hatte. Eigentlich brauchte Blakleys Star unter Wasser nicht viel davon, aber auf ein wenig Flitter im Gesicht – auch wenn er abgewaschen wurde – wollte sie nun einmal nicht verzichten.
    »Lady Sissleby hat die Angewohnheit, jeden zweiten Abend das Haus zu verlassen. Wohin sie fährt, konnten wir nicht ermitteln, aber sicher ist, dass sie dann mindestens für drei Stunden fort ist. Die Dienerschaft hat den Abend frei, man zieht sich in seine Kammer zurück oder verlässt das Haus. Bis zuletzt ist nur der Butler wach, er empfängt seine Herrin, wenn sie von ihrem Ausflug zurückkehrt. Meist begibt sich Lady S. gleich danach ins Bett und steht am nächsten Tag erst spät auf.«
    Violet war zutiefst beeindruckt. All diese Informationen waren Gold wert! Wie war Blakley nur daran gekommen? Hatte er Alois, den Fliegenmann, beauftragt, sich neben den Fenstern an die Hausfassade zu kleben? Zusammen mit Joe the Cat war er der Beste, wenn es darum ging, Leute auszuspionieren.
    »Drei Stunden Zeit und notfalls eine ganze Nacht dürften doch eigentlich reichen, um sich bei ihr umzusehen, nicht wahr?«
    Violet lächelte breit. »Das sollte in der Tat reichen. Haben Sie vielen Dank, Mr Blakley.«
    Der Zirkusdirektor neigte den Kopf, dann ergriff er sein Megafon. »Ich wünsche Ihnen viel Glück, Lady Violet. Und denken Sie an meine Blitzkuppel.«
    »Die werden Sie auf alle Fälle erhalten, Mr Blakley, sobald ich wieder ein wenig Zeit zum Nachdenken habe.«
    »Was hoffentlich bald der Fall sein wird.« Blakley gab Siberia noch einen Kuss, dann verschwand er aus der Garderobe.
    »Ich wünsche Ihnen ebenfalls Glück, Violet«, sagte die Oktopuslady. »Und seien Sie vorsichtig. Kalaphenia hatte vor Kurzem ganz schreckliche Visionen, und das, was in den Straßen von London geredet wird, ist auch alles andere als beruhigend.«
    »Alfred passt schon auf mich auf, darin hat er Übung.«
    Siberia lächelte. »Ja, Ihr Butler ist wirklich bemerkenswert. Wenn mein Herz nicht schon vergeben wäre, könnte ich mich durchaus für ihn interessieren. Ihn umgibt so eine dunkle Aura.«
    Was Alfred wohl dazu sagen würde?
    Violet nahm sich vor, das auf dem Weg zu Lady Sisslebys Haus herauszufinden. »Viel Erfolg, Siberia!«, sagte sie, nahm sie in die Arme und spuckte ihr dreimal über die linke Schulter, was im Zirkus Glück bringen sollte.
    »Ich freue mich schon auf Ihren Bericht, Violet!«
    Kurz winkte sie ihr zu, dann wandte sich Siberia wieder ihrem Spiegel zu und begann Flittersterne über ihre Augenbrauen zu kleben.
     

19. Kapitel
     
    »Wussten Sie eigentlich, dass Sie Lady Siberia gefallen?«, fragte Violet, während die Seitenbahn in Richtung Innenstadt rumpelte.
    Alfred hob erstaunt die Augenbrauen. »Was sagen Sie da?« »Das hat sie mir vorhin selbst gesagt. Sie meinte, wenn sie ihr Herz nicht schon an Mr Blakley verloren hätte, würde sie versuchen, Sie für sich zu gewinnen.«
    »Nun, das ehrt mich, aber …«
    »Sie haben doch wohl keine Bedenken wegen ihrer Tentakel? Also, Mr Blakley scheint das nichts auszumachen.«
    »Die Tentakel stören mich nicht, und ich muss zugeben, dass Lady Siberia sehr schön ist – jedenfalls nach dem zu urteilen, was ich von ihr zu sehen bekommen habe. Meine Bedenken gelten eher Mr Blakley. Ich habe schon erlebt, wie jemand von einem Mann mit künstlichem Arm erwürgt wurde. Diese Erfahrung möchte ich auf keinen Fall machen.«
    »Seien Sie nicht immer so humorlos. Die Frage ist doch rein hypothetisch, Alfred«, entgegnete Violet, während sie sich vorstellte, wie es aussähe, wenn ein vor Eifersucht tobender Zirkusdirektor versuchte, ihren Butler aus seinem Frack zu schütteln. »Wenn Mr Blakley nicht wäre, dann würde sie sich um Ihr Herz bemühen, Alfred, … wenn … dann.«
    »Falls ich mich recht an das erinnere, was Sie erzählt haben, Mylady, würde sie ohne Mr Blakley gar nicht in dieser

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