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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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lautem Getöse an der Station Fleet Street. Von hier aus war es nur noch ein kleiner Fußmarsch bis zum Haus der Sisslebys.
    Violet fragte sich, warum Lord Sissleby der Innenstadt treu geblieben war und niemals ein Haus in Belgravia bezogen hatte, wo dieser Stadtteil doch der Lieblingswohnsitz der Adligen war. Während sie schweigend durch die menschenleeren Straßen gingen, die weitaus weniger bedrückend wirkten als das East End und Southwark zu dieser Stunde, überlegte Violet, wie sie ins Haus gelangen sollten. Die Informationen von Mr Blakley waren zwar sehr hilfreich, um sich unbemerkt im Haus aufhalten zu können - doch wie sollten sie hineinkommen? Violet verfügte nicht über mechanische Fliegenbeine, Saugnäpfe oder Flügel. Ihre Klettervorrichtung lag (einmal abgesehen davon, dass sie sowieso nicht funktionierte) zu Hause unter den Bodendielen.
    »Alfred, in früheren Zeiten mussten Sie doch manchmal auch in irgendwelche Häuser einsteigen, oder irre ich mich da?«, wandte sie sich an den Butler, dessen wachsamer Blick die Straße hinunterglitt.
    »Recht selten, aber hin und wieder kam es vor.«
    »Sie haben sicher auch gehört, dass das Sissleby-Haus sehr gut gesichert ist. Hätten Sie irgendwelche Ideen, wie man dort hineinkommen könnte, ohne gleich sämtliche in diesem Teil Londons stationierte Polizisten auf den Plan zu rufen?«
    »Was die Sicherheitsmaßnahmen angeht, bin ich recht gut im Bilde. Und ich weiß auch, dass man nahezu jede umgehen kann. An Leibwächtern schleicht man sich vorbei, Alarmanlagen setzt man außer Gefecht. Wenn das alles nicht hilft, besticht man jemanden. In jedem Herrenhaus gibt es jemanden, der sich unterbezahlt fühlt. Den kann man sehr leicht mit einer etwas größeren Zuwendung dazu bringen, hilfreich zu sein.«
    »Ich glaube kaum, dass wir bei den Sisslebys die Zeit haben werden, herauszufinden, wer bestechlich ist. Aber das Ausschalten von Alarmanlagen klingt nicht schlecht. Kennen Sie sich zufällig damit aus?«
    »Ich dachte, Sie wären die Erfinderin von uns beiden.«
    »Das mag sein, aber bisher hatte ich noch nie mit Alarmanlagen zu tun. Wie Sie wissen, hält mein Vater stattdessen halb mechanische Hunde. Eine Alarmanlage, wenn sie denn losginge, würde meiner Mutter eine geschlagene Woche lang Migräne verschaffen, das riskiert er nicht.«
    »Nun, ich glaube nicht, dass etwas Derartiges in Belgravia vonnöten wäre.«
    »Die Stantons denken mittlerweile sicher anders darüber«, entgegnete Violet nachdenklich. Brauchten sie wirklich keine zusätzlichen Sicherungsvorrichtungen? Gut, ihr Vater und die Getöteten hatten die Patrone mit der Giftspinne aller außer Haus zu sich genommen, doch niemand wusste, worauf der irre Mörder noch so alles kam.
    Schließlich tauchte das Haus der Sisslebys bedrohlich und düster vor ihnen auf. Zur Straße hin war keines der Fenster erleuchtet; nur das Licht der Straßenlampen spiegelte sich in den länglichen Scheiben. Doch sicher brannte noch Licht im Dienstbotentrakt.
    Da man nicht mit einem nächtlichen Angriff rechnete, waren die Gitter nicht heruntergefahren worden, doch das konnte sich in Windeseile ändern. Der Butler musste nur versehentlich den dafür zuständigen Hebel betätigen und sie würden in der Falle sitzen. Außerdem gab es sicher auch Vorrichtungen, die das Haus vor Einbrechern bewahrten. Natürlich wäre kein Londoner so lebensmüde, irgendwo einzubrechen, aber von der Hungersnot gebeutelte Iren schrieben recht häufig alle Vorsicht in den Wind.
    »Nur gut, dass ich schon einmal eine Alarmanlage lahmgelegt habe, damals in Shanghai«, bemerkte Alfred, während Violet die Fassade mit all ihren versteckten technischen Anlagen kritisch beäugte. »Ein englischer Kaufmann, der bei meinem Boss auf der Abschussliste stand, hatte sich in seiner Villa geradezu verbarrikadiert. Leibwächter, Alarmanlagen, das ganze Programm von jemandem, der um sein Leben fürchtet.«
    »Und Sie haben das im Alleingang erledigt?« Schon oft hatte sich Violet gefragt, ob Alfred vielleicht irgendwann bereit sein würde, seine Memoiren zu veröffentlichen. Sie würde seine erste Leserin sein! Wahrscheinlich würden haarsträubende Dinge zutage treten. Doch zuvor würde er als Butler der Adairs kündigen müssen. Und anschließend irgendwohin ins Exil gehen, wo ihn sein ehemaliger Arbeitgeber nicht fand. Nein, vielleicht war es doch besser, er blieb bei ihr, wo er zwar nicht vor Unheil, aber vor rachsüchtigen Chinesen sicher

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