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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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Mylady«, spottete Alfred, der nun, da sie genug an Höhe gewonnen hatten, die im Fußboden angebrachten Seilverankerungen löste.
    »Das wird sicher ein ganz reizender Anblick sein!«, fügte Black hinzu, der inzwischen seinen Platz hinter dem Steuerrad eingenommen hatte. Violet setzte gerade zu einer Entgegnung an, da ruckte das Luftschiff, von seinen Halteseilen befreit, erneut zur Seite. Diesmal bekam sie rechtzeitig einen der Griffe zu fassen, die von der Gondeldecke herabbaumelten. Als sie herumgeworfen wurde, streifte ihr Blick eines der Fenster. Eine grandiose Aussicht! London wirkte von oben besehen wie ein Meer aus Lichtern, wie ein Feld voller Glühwürmchen, nein, wie der Sternenhimmel selbst. Kaum vorstellbar, dass sie noch vor wenigen Augenblicken dort unten gewesen waren.
    »Beim ersten Mal schauen alle so«, sagte Black, der natürlich ihr Starren mitbekommen hatte. »Und nahezu alle vergessen, was sie gerade sagen wollten.«
    »Wie?«, fragte Violet, dann errötete sie.
    »Sie wollten Ihren Butler doch eigentlich wegen der Frechheit mit dem Dienstmädchenkleid rügen.« Black wandte sich um und zwinkerte ihr zu, was ihr Gesicht nur noch mehr glühen ließ.
    »Wollte ich das? Sie müssen wissen, dass ich solche Frechheiten von ihm gewohnt bin. Ich weiß ja, dass er es nicht ernst meint.« Violet lächelte Alfred zu. »Außerdem hat er mir schon einige Male den Hals gerettet, ich denke also, dass ich ihm diese Bemerkung verzeihen kann.«
    »Wenn das so ist, werde ich mich in Ihrem Haus als Laufbursche bewerben. Ihre Familie scheint wirklich ein angenehmes Arbeitsklima zu bieten.«
    »Der Spross einer Adelsfamilie als Laufbursche?«, wunderte sich Violet lachend. »Wo gibt’s denn so was?«
    »Warum denn nicht? Ich bin der Meinung, dass keinem Menschen ehrliche Arbeit schadet. Laufbursche zu sein ist sicher wesentlich besser, als Menschen zu töten. Das werde ich, wenn es denn sein muss, nur noch ein Mal tun, nämlich um die Königin zu beschützen und meine Sarah zu rächen. Danach werde ich Maverick unter den Bodendielen meines Hauses verschwinden lassen und nur wieder hervorholen, falls meine Familie und alle, die ich liebe, in Gefahr sind.«
    Warum sah er sie bei den letzten Worten so eindringlich an?
    Violet, beruhige dich wieder, rief sie sich selbst zur Ordnung. Er hat nicht dich damit gemeint. Er ist ein Mann und du bist bloß ein Mädchen. Er würde sich nie mit dir abgeben, und alles, was er tat, tat er aus Anstand und weil es unserem Vorhaben dienlich ist.
    »Da hinten ist schon der Palast!«, unterbrach Black Violets Ringen mit ihren Anwandlungen. »So haben Sie Ihn sicher noch nie gesehen, nicht wahr?«
    Violet trat neben das Steuerrad. »Sie etwa?«
    »Natürlich, schon einige Male. Bevor ich nach Indien versetzt wurde, habe ich ein Flugtraining absolviert. Wie sonst könnte ich dieses Luftschiff steuern?«
    Darüber hatte sie sich gar keine Gedanken gemacht.
    »Eigentlich sollte man glauben, dass Luftschiffe nichts für die Artillerie sind.«
    »Doch Sie benötigen das Wissen, um Luftschiffe abschießen zu können«, sagte Alfred, der an eines der Fenster getreten war und ebenfalls fasziniert auf den rasch näher kommenden Palast blickte.
    »Ganz richtig. Für einen ehemaligen Opiumgangster wissen Sie sehr viel, Alfred.«
    Der Butler verzog missmutig das Gesicht. »Man wird nicht als Gangster geboren. Und im Leben kann man es sich nicht immer aussuchen, wo man landet. Versucht man es doch, muss man häufig dafür bezahlen – und den Rest seines Lebens in Alarmbereitschaft und Angst verbringen.«
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen«, entgegnete Black. »Ich war nur erstaunt über Ihr Wissen. In den Straßen Londons würde man eher einen Vogel gezeigt kriegen, wenn man behauptete, dass Artilleristen Flugunterricht bekommen.«
    »Ich wollte einmal zur Artillerie«, sagte Alfred nun etwas, das selbst Violet noch nicht gewusst hatte. »Allerdings reichte das Geld für die Akademie nicht, und nach dem Tod meines Vaters war ich gezwungen, meine Familie finanziell zu unterstützen. Allerdings habe ich hier und da etwas über die Armee aufgeschnappt, und deshalb weiß ich auch, dass Artilleristen fliegen lernen. Genauso wie Offiziere der Luftflotte Ballistik beigebracht bekommen, damit sie den Geschossen ausweichen können.«
    Black lächelte hintergründig vor sich hin. »Vielleicht fällen Menschen insgesamt ihre Urteile viel zu schnell.«
    »Vielleicht. Aber nach dem, was

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