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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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die Eingangshalle zur Treppe.
    Als er die Tür gehen hörte, wandte er sich um. »Violet! Wo kommst du denn her?«
    Violet deutete auf die Schachteln, die Alfred hinter ihr hertrug. Eigentlich waren Einkäufe nicht ihre Sache, jedenfalls dann nicht, wenn es nicht um Laborbedarf ging, doch welche Rechtfertigung für den Spaziergang hätte sie sonst gehabt. Sie war jedenfalls heilfroh, sich für den kurzen Ausflug in die oberflächliche Welt des Konsums entschieden zu haben.
    »Ich war einkaufen, Papa!«, beantwortete sie freudestrahlend die Frage ihres Vaters. »Ich dachte, Mama könnte ein wenig Aufmunterung brauchen.«
    Lord Reginald seufzte. »Wenn ich ehrlich bin, brauche ich die auch. Mir hast du nicht zufällig auch etwas mitgebracht?«
    »Wie könnte ich dich vergessen, Papa?« Violet fingerte das kleine Schächtelchen unter der Last, die Alfred tragen musste, hervor. »Hier, ich dachte, du könntest ein paar neue gebrauchen.«
    Als Reginald Adair die Schachtel öffnete, lächelte er. »Zahnräder?«
    Violet hatte sich bewusst für diese Manschettenknöpfe entschieden, nicht weil sie ihrem Vater einen Wink bezüglich ihrer geheimen Tätigkeiten geben wollte, sondern weil sie das Zahnrad noch immer für eines der perfektesten Dinge der Welt hielt – vorausgesetzt, kein Zahn war herausgebrochen.
    »Zahnräder gehören zu den Pfeilern unserer Gesellschaft, Vater«, entgegnete Violet lächelnd. »Ohne sie wäre der gesamte technische Fortschritt nicht in die Gänge gekommen.«
    »Da hast du wohl recht.«
    Obwohl sonst eher reserviert, tauschte er seine Diamantmanschettenknöpfe noch an der Treppe gegen das Geschenk seiner Tochter aus. »Ich hoffe, sie bringen mir Glück, wenn ich heute Abend noch einmal losmuss. Es wurde eine Sondersitzung anberaumt. Wieder die gleichen Fragen, nur diesmal aus anderen Mündern. Kannst du dir vorstellen, wie enervierend das ist?«
    Bei dem Seufzen, das sich an seine Worte anschloss, bekam Violet tatsächlich eine Ahnung.
    »Wie ist denn deine Besprechung heute Vormittag gelaufen?«
    Eigentlich war die Eingangshalle nicht der richtige Ort, um derlei zu besprechen, doch heute schien ohnehin alles anders zu sein.
    »Es lief nicht besonders gut«, antwortete Lord Reginald. »Natürlich verdächtigt niemand mich und meine Familie, doch man wirft mir vor, bei den Sicherheitsvorkehrungen nicht sorgfältig genug gewesen zu sein. Und bei der Auswahl des Personals.«
    Beinahe gequält blickte er zu Alfred, der diskret Abstand wahrte und auf eine Anweisung von Violet wartete. Was konnte das bedeuten? Glaubte ihr Vater etwa, Alfred hätte etwas mit Lord Stantons Tod zu tun?
    »Aber wir sind hier in Belgravia! Das ist nicht Whitehall oder Soho! Welche Sicherheitsvorkehrungen sollen wir denn noch treffen bei einem ganz normalen Ball, dem keine Drohung vorausgegangen ist?«
    Lord Reginald presste die Lippen zusammen, als wollte er ihr etwas verschweigen. »Auf jeden Fall werden wir um eine Überprüfung des Personals nicht herumkommen. Wenn es schlecht läuft, werde ich sämtliche Unterlagen dem Untersuchungsausschuss übergeben müssen – und Lady Sharpe.«
    Die Erwähnung der Spy Mistress ließ Violet zusammenzucken. Wenn sie erst einmal in den Unterlagen wühlte und vielleicht Nachforschungen anstellte, würde Alfred in ziemlicher Gefahr sein. Ein ungeschultes Auge oder ein Arbeitgeber, der zu viel um die Ohren hatte, um die Echtheit gewisser Papiere zu überprüfen, mochte die Beschönigungen in Alfreds Unterlagen nicht bemerken. Aber Lady Sharpe und ihre Gerätschaften bemerkten sie gewiss. Und das konnte in einer Katastrophe enden, denn auch wenn ein Krimineller Besserung anstrebte und sich von seinen früheren Sünden abgewandt hatte, blieb er in aller Augen ein Krimineller. Und damit würde er auf der Liste der Verdächtigen sofort an oberste Stelle wandern – und vielleicht in Untersuchungshaft.
    Also hatte sie noch einen Grund mehr, ihre Nachforschungen weiter voranzutreiben.
    »Aber jetzt solltest du Alfred erlösen und deinen Einkauf nach oben bringen lassen.« Lord Adair beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange – etwas, das er nicht mehr getan hatte, seit sie elf Jahre alt geworden war. »Ich werde noch ein wenig arbeiten müssen – und mir vor allem zurechtlegen, was ich heute Abend sagen will.«
    »Ich wünsche dir viel Glück, Papa!«, rief Violet ihm nach, als er sich umwandte und seinem Arbeitszimmer zustrebte.
    »Haben Sie das gehört, Alfred?«, zischte sie

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