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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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Emmeline glaubte, sie würden ihre Tochter zu sehr aufregen und ihr womöglich den Schlaf rauben.
    »Also gut, Mylady, ich sage jetzt nichts mehr. Aber ich werde das Riechsalz bereithalten für den Fall, dass Sie ohnmächtig werden.«
    »Keine Sorge, Alfred, ich glaube, das verkrafte ich schon.«
    In der Dunkelheit konnte man die London Morgue, die städtische Leichenhalle, beinahe übersehen. Die rote Backsteinfassade war vom Rauch geschwärzt. Nur aus einem kleinen, schmutzverschmierten Fenster drang noch etwas Licht, das nicht stark genug war, um den Rinnstein davor zu beleuchten. Die Gaslaternen ringsherum schafften es nicht wirklich, das Gebäude sichtbar zu machen.
    Ein wenig unwohl wurde Violet nun doch. Nicht dass sie sich vor dem Haus fürchtete, auch vor Geistern hatte sie keine Angst. Doch vielleicht hatte Alfred recht, und der Anblick von Lord Stanton würde ein Schock sein.
    Denk an deine Familie, rief sie sich zur Ordnung. Und an Alfred und die anderen vom Personal Wenn schon der Butler dunkle Geheimnisse hatte, dann vielleicht auch die Köchin oder eines der Mädchen. Und selbst wenn sie nichts zu verbergen hatten, wäre eine Überprüfung alles andere als angenehm.
    Beherzt griff sie also nach dem Glockenseil und läutete. Dass tatsächlich ein Glöckchen bimmelte, überraschte Violet ein wenig, denn eigentlich waren auch die Türglocken mittlerweile mechanisch und spielten die verschiedensten Melodien ab oder das Geläut des Big Ben.
    Doch hier gab es nur das einzelne traurige Glöckchen, das wirkte, als wollte man die Toten nicht aufwecken, und von dem Violet bezweifelte, dass es überall in dem Gebäude gehört werden konnte.
    Wartend blickte sie zu Alfred und bemerkte dabei, dass dieser sich nach allen Seiten wachsam umsah.
    »Haben Sie unterwegs einen Verfolger bemerkt?«
    »Nein, Mylady, aber das will nichts heißen. Meine ehemaligen Kollegen können sehr diskret sein.«
    Als die Tür hinter ihnen quietschte, erschrak Violet. Der Mann, der durch den Türspalt spähte, hatte kaum noch Haare auf dem Kopf und die wenigen waren eisgrau. Tiefe Falten zerfurchten sein Gesicht, die tiefliegenden Augen ließen seinen Kopf wie einen Totenschädel wirken. Sollte das der Mann sein, bei dem Mr Blakley etwas guthatte?
    »Was wolln Sie?«, brummte er.
    Violet straffte sich. »Wir sind Bekannte von Mr Blakley. Darf ich Ihren Namen erfahren?«
    »Pattinson«, antwortete er knapp und zog die Nase hoch.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie Bescheid wissen.«
    Der Mann musterte sie von Kopf bis Fuß, dann warf er einen Blick auf Alfred, der sich hinter seiner Herrin aufgebaut hatte.
    »Ja, ich weiß Bescheid. Komm’n Sie rein, Miss.«
    Der Mann, der über seinem groben, braun gestreiften Hemd und seiner braunen Cordhose eine fleckige grüne Schürze trug, trat zurück und zog die Tür etwas weiter auf.
    Der Geruch, der draußen kaum auffiel, wurde mit jedem Schritt stärker, den Violet in den holzverkleideten Gang tat. Die Ausdünstungen der Toten mischten sich hier mit dem beißenden Geruch von Karbol, Chloroform und dem Kohlenrauch, der den Öfen in Büro und Aufenthaltsraum entstieg. Eine flackernde Glühbirne verbreitete schummriges Licht, das nicht in der Lage war, die Schatten vollends aus den Ecken zu vertreiben.
    »Lord Stanton ist im Keller«, erklärte Pattinson, nachdem er die Tür hinter ihnen ins Schloss gedrückt hatte. »War vielleicht gut, wenn ich vorgeh.«
    Während sie den Leichenschauhauswächter vorbeiließ, tauschte Violet einen kurzen Blick mit Alfred, dessen Miene noch immer angespannt wirkte. Glaubte er etwa, dass sie hier in Gefahr waren? Was sollte der Wächter schon gegen ihn ausrichten können?
    Pattinson führte sie an einer offen stehenden Tür vorbei, hinter der ein blutbeschmierter Sektionstisch zu sehen war. Offenbar war der Wächter gerade dabei gewesen, ihn zu säubern. Rasch wandte sich Violet wieder ab und bemerkte, dass Alfred stehen geblieben war und erschüttert in den Raum starrte.
    »Kommen Sie, Alfred, jetzt ist nicht die Zeit für eine Besichtigungstour«, sagte sie und zog ihn am Ärmel mit sich. Mr Pattinson wartete bereits an einer kleinen Tür, über der eine weitere Glühlampe flackerte, grünlich diesmal. Ein Sicherungskasten ganz in der Nähe gab einen nervigen Summton von sich.
    »Hier geht’s runter in den Keller, die Herrschaften. Sehn Sie sich vor, dass sie nich’ die Treppe runterfalln.« Der Wächter zog ein Schlüsselbund unter seiner Schürze hervor,

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